Die “Verkoppelung” ist Teil der Agrarreformen in Schleswig-Holstein. Sie bezeichnet die Privatisierung der bis dahin genossenschaftlich genutzten Acker- Weide- und Wiesenländereien der nicht einem Gut untertänigen Dörfer im östlichen Hügelland und auf der Geest. Insbesondere die Ackerflächen wurden zum Teil noch gemeinschaftlich bewirtschaftet, weil die Flächen oft in schmale Besitzstücke geteilt waren. Deshalb musste die einzelnen, “Gewann” genannten Ackerschläge gemeinsam, in “Feldgemeinschaft” bewirtschaftet werden. Man sprach vom “Flurzwang”. Die Verkoppelung begann auf dem Sundewitt und in Angeln schon Ende des 16. Jahrhunderts. Zunächst war die Herrschaft jedoch skeptisch, fürchtete Steuerausfälle. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Dithmarschen begonnen zu verkoppeln. Da die Separierung der kollektiv bewirtschafteten Äcker erhebliche betriebswirtschaftliche Freiheit brachte und das Interesse der Eigentümer wuchs, auf ihrer Fläche gewinnbringender zu wirtschaften, konnten sich die Landesherren nicht mehr länger gegen die Verkoppelung stellen. Sie wurde auch von den Agrarreformern um den Glücksburger Propst Philipp Ernst Lüders (*1702-1786†) und seiner „Königlich Dänischen Ackerakademie“ im Geiste der Aufklärung vorangetrieben. 1766 erfolgte eine Verordnung für das Herzogtum Schleswig, 1767 begann die Verkoppelung im herzoglichen, 1770 im königlichen Anteil Holsteins. Kommissionen begleiteten den oft schwierigen Prozess, alle Beteiligten bei der Parzellengröße und der Bodengüte gerecht zu behandeln. Verkoppelt wurden nicht nur die urbaren Ländereien, sondern unter den Hofbesitzern auch Teile der “Gemeinheiten” (Allmenden) Wald, Moor und Heide. Verlierer dieses Prozesses waren meist die Kätner. Die „Gemeinheitsteilungen“ wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen. Die Verkoppelung trug wesentlich zur Steigerung der Erträge bei. Sie veränderte nicht nur die Besitzverhältnisse grundlegend, sondern auch das Aussehen des Landes. Erst mit der Verkoppelung wurden auch die noch heute weite Teile des Landes prägenden Knicks im großen Stil angelegt. Der hohe Bedarf an Gehölzen, der sich nicht mehr allein durch die Entnahme aus den Wäldern bestreiten ließ, war auch eine der frühen Ursachen, dass sich Baumschulen entwickelten.
LS (0201/0403/0721/0322)
Quelle: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2