Lange war die Geest baumlos und der Wind trieb den Sand über das Land. Das Bild zeigt einen der ersten Windschutzstreifen, die im Rahmen des Programms Nord angelegt wurden

Geest wird der Mittelrücken Schleswig-Holsteins genannt. Der schließt sich im Osten an das Hügelland an und neigt sich pultartig nach Westen bis zu den Marschen. Der Begriff „Geest“ leitet sich vom altfriesischen „gêst“ oder „gâst“ ab, das steht für trocken. Das althochdeutsche „keisinî“ bedeutet Unfruchtbarkeit und Armut. Im Niederdeutschen wurde daraus „göst“ und „güst“ für – eben – unfruchtbar und trocken. Man unterscheidet zwischen der „hohen Geest“ die durch Altmoränen (Moränen) geprägt ist und der flachen, der Vor- oder Sandergeest. Die Geest ist eine arme Landschaft. Das liegt einmal am vorwiegend sandigen Boden. Nach der letzten Eiszeit hat sich dazu auf weiten Flächen der Sandergeest durch Auswaschungen 30 bis 40 Zentimeter unterhalb der Oberfläche eine harte Schicht Ortstein gebildet. Sie wirkt wie eine Wassersperre und verhindert,  dass dort Weiden oder Acker entstehen können. Der Ortstein war so neben der Winderosion das zentrale Probleme und Ursache für die Unfruchtbarkeit. Als zwischen 1759 bis 1765 die Heide- und Moorkolonisation auf der Geest scheiterte, war ein wesentlicher Grund, dass es nicht gelang, den Ortstein von Hand zu brechen. Erst mit dem Einsatz von Dampfpflügen in Schleswig-Holstein nach 1893 konnte der Ortstein großflächig gebrochen werden. In den 1920er Jahren wurden erneut Siedlungsprojekte begonnen. Dazu gehörten auch die ersten Pflanzungen schnellwachsender Nadelhölzer. Der Durchbruch gelang erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Einmal wurde von Jodelund (Nordfriesland)  und Gudendorf (Dithmarschen) aus mit dem Windschutz durch Gehölzstreifen begonnen. Zusammen mit dem Programm Nord gelang es, die Geest wieder in Kultur zu bringen. Entscheidend dabei waren auch das Grünlandinstitut in Bredstedt. Hier wurden die Saaten und Verfahren entwickelt, die es möglich machten auf der Geest Milchviehwirtschaft zu betreiben. Dazu verhalf neben neuen Grassorten für die Geeststandorte der Anbau von Futtermais.

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Quellen: Werner Junge in „Schleswig-Holstein – die Kulturzeitschrift für den Norden, Sonderausgabe zum 2. Tage der Schleswig-Holsteinischen Landesgeschichte 2018, „Wendepunkte in der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“,  Seite 66 ff. „Programm Nord – Wende nördlich des Bindestrichs, Bosau, 2018, ISBN  978-3-946609-01-8; Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2

Bildquelle: Kreisarchiv Nordfriesland