Nach neun Jahren ist der „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ ins Hohe Arsenal nach Rendsburg zurückgekehrt. „Mensch & Meer“ stand über dem fünften „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“. GSHG-Vorsitzender Friedrich Rantzau begrüßte im großen Bürgersaal. Mit zwei Vorträgen, einer Podiumsdiskussion mit dem Meer als Thema von Museen und einer Exkursion verging der Tag für alle Teilnehmer wie im Fluge. Im kleinen Saal waren auf dem „Markt der Möglichkeiten“ 22 Institutionen, Vereine, Verlage und Gesellschaften vertreten. Besucher und Beschicker schnackten sich von Stand zu Stand. Im Foyer sorgte die Küche des Hohen Arsenals für ein reichhaltiges Buffet mit Kaffee, Tee, Wasser, leckeren Suppen und Kuchen und so musste niemand hungrig zwischen den Angeboten wechseln.

Aufruf: in die digitale Zeit starten

Die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte wird in diesem Jahr 150 Jahre alt und ihr Vorsitzender Rolf Fischer betonte in seinem Grußwort, dass seine Gesellschaft, die GSHG und alle anderen an der Geschichte des Landes Forschenden noch enger zusammenarbeiten sollten und gemeinsam mutig den Weg in die Digitalisierung gehen müssten. Dass da die Zukunft liegt, unterstrich auch Friedrich Rantzau. In diesem Sinne warb die GSHG auch dafür, dass alle der über 1.000 Mitglieder auch per eMail zu erreichen sein sollten; auch, um zum Beispiel den neuen Newsletter der GSHG zu bekommen.

Preise der GSHG

Professor Dr. Gerhard Paul erhält 2025 den Preis der GSHG für sein Buch „Mai 1945: Das absurde Ende des ‚Dritten Reiches‘ – wie und wo die Nazi-Herrschaft wirklich ihr Ende fand“. In der Laudatio betonte Werner Junge: „Im Buch von Gerhard Paul … steckt Etliches an Forschung. Was vor allem begeistert, ist wie es hier gelingt, eine bisher eher weniger beachtete wichtige Phase unserer Geschichte für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Bücher zur Geschichte dürfen auch spannend sein. Das von Gerhard Paul ist es“. Gerhard Paul bedankte sich in einer launigen Rede, in der gestand, das Buch sei eigentlich als Film geplant gewesen, der nicht zustande gekommen und dann schließlich zum Buch geworden sei. Es ist inzwischen über 10.000-mal verkauft worden. Von der GSHG bekam Paul nun 5.000 €. Seit 2008 ermöglicht die Brunswiker Stiftung diesen Preis. Seit 2015 auch den Nachwuchspreis. Der ging in diesem Jahr an die Studierende Karlotta Lorenzen für ihre Masterarbeit „Der „Kieler Behindertenplan“ (1981) – Behindertengerechtes Kiel zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ zuerkannt. Laudator Frank Lubowitz lobte: „Karlotta Lorenzen betritt mit ihrer kritischen, sozialgeschichtlichen Untersuchung den jungen Wissenschaftsbereich der Disability History und beschreibt sehr differenziert, wie zwischen unterschiedlichen Gruppen Formen der „Enthinderung“ ausgehandelt werden mussten und welche – vor allem finanzielle – Hürden bei der Umsetzung zu überwinden waren. Die Arbeit sensibilisiert für das Thema eines behindertengerechten Lebensraumes, das mit dem Behindertenplan von 1981 bis heute noch längst nicht abgeschlossen ist“. 

Vorträge: unter und über Wasser

Unterwasserarchäologe Dr. Felix Rösch begeisterte mit seinem Vortrag über die Bergung des in der Mitte des 17. Jahrhunderts in der Trave mit 200 Fässern Branntkalk beladenen Schiffes. Sein Vortrag machte die Komplexität der Arbeiten deutlich und auch, dass es notwendig ist, im Verlauf bei solchen Projekten immer neue Probleme mit neuen Verfahren zu lösen. Nun ist der Schatz an Land und die Archäologen sind gefordert, ihn zu konservieren. Den zweiten zentrale Vortrag des Tages hielt Mikkel Leth Jespersen, Historiker und Vorsitzender des Historisk Samfund for Sønderjylland. Er sprach über die aktuellen Forschungen zur schleswigschen Seefahrtsgeschichte.  Beide Vorträge sind im Tagungsband „Mensch & Meer“ nachzulesen. Der lag erneut schon zum „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ vor. In dem Band sind viele andere Einzelbeiträge zum Thema, eine kommentierte Zeittafel zu den Sturmfluten, die Geschichte des Krabbenfangs, ein Interview zur Hanseforschung sowie ein B bis W mit marinen Stichworten zu finden. Kristof Warda hat den Band mit 162 Seiten zusammengestellt und dabei einige Geschichten aus dem Internetauftritt der GSHG übernommen. Ermöglicht wurde der Tagungsband aus der Reihe „Schleswig-Holstein – Die Kulturzeitschrift für den Norden“ durch einen Zuschuss der Stiftung Sparkasse Mittelholstein von 2.500 € sowie durch die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein in Höhe von 5.000 €.

Drei Workshops …

Den rund 150 Besuchern des „Tages der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ wurden drei Workshops geboten. Das Transkribieren von Texten in Current und Sütterlin vermittelte der Kurs, der von der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (SHLB) angeboten wurde. Im Workshop der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraumes (FGHO) stellten die Lübeckerinnen ihr Projekt vor, in dem Laien ertüchtigt werden, den gewaltigen Bestand an Hanse-Quellen für die wissenschaftliche Auswertung aufzuarbeiten. In eine andere Richtung ging der Workshop von „Kultur.Landschaft.Digital“. Claus Weber stellte das Projekt vor, das im Rheinland gestartet ist und nun auch in Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein übernommen wird. Alle können dabei mitwirken, eine Karte und ein Verzeichnis über historische Stätten anzulegen. Beispiel waren da Einträge aus dem Altkreis Eckernförde für Friedeneichen (das Projekt wird noch ausführlich dargestellt).

Dank, Dank, Dank

Mit Dr. Jens Ahlers ging es wieder auf Exkursion zu Rendsburg als Wasserstadt mit Eider, Schleswig-Holsteinischem Canal und Nord-Ostsee-Kanal. Knapp 30 Besucher machten sich auf den Weg durch die Rendsburger Wassergeschichte. Der Weg führte vorbei am Pulverschuppen, über den Stadtsee, zum Schiffbrückenplatz, dem ehemaligen Hafen. Über die Schleuskuhlen ging es an die Untereider zum Untereiderhafen, wo heute noch Packhaus und Zollstation von der Zeit des Schleswig-Holsteinischen Kanals (Eiderkanal) zeugen. Am Stadtsee, einem Südarm der Eider, der ehedem Rendsburg umfloss, führte der Weg zurück zum Hohen Arsenal. Die Teilnehmer waren begeistert von dem lehrreichen und amüsanten Ausflug in die Rendsburg Geschichte. Der 5. „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ hat den meisten Gewinn an Erkenntnissen und Kontakten gebracht sowie Spaß gemacht. Durch die Brunswiker Stiftung konnten alle Besucher und Gäste den ganzen Tag mit allem versorgt werden. Friedrich Rantzau dankte Schriftführerin Vivien Specht sowie den Vorstandsmitglieder Stefan Magnussen und Maike Manske, die die Hauptlast der Planung getragen haben. Zum Erfolg haben natürlich auch alle an den Workshops, den Moderationen und vielen anderen Tätigkeiten, die es braucht, um einen solchen Tag zu organisieren, beigetragen.

Bilder des Tages

Friedrich Rantzau begrüßt die Gäste und Mitglieder im Hohen Arsenal
Rolf Fischer von der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte: Lasst uns gemeinsam digitalisieren!
Schon Tradition: Frank Lubowitz mit der Laudatio zum Nachwuchspreis
Karlotta Lorenzen gewann in diesem Jahr den Nachwuchspreis

Der Preis der GSHG 2025 geht an Professor Dr. Gerhard Paul
Exkursion mit Jens Ahlers: der Pulverschuppen flog 1850 (mit lauten Bumm) in die Luft
Das Meer im Museum – Podiumsdiskussion mit spannenden Einblicken
Familie Warda präsentiert stolz den Tagungsband

-ju- (12102025*) Fotos: Lubowitz, Junge, Erdmann, Magnussen