Für die Zeit vor 1735 kann die Bevölkerung für Schleswig-Holstein in seinen heutigen Grenzen nur geschätzt werden. Danach geben Geburts- und Sterberegister wichtige Anhaltspunkte. Die erste Volkszählung für den Anteil des dänischen Königs an den Herzogtümern Schleswig und Holstein erfolgte 1769. Sie blieb ein Fragment, weil sowohl die Kloster- wie Gutsbezirke und besonders der zum diesem Zeitpunkt schon stark geschrumpfte Teil der Gottorfer, der jedoch noch ein Fünftel von Holstein ausmachte, nicht erfaßt werden konnten. Zudem wurden „Militärpersonen“ nicht gezählt. Die erste allgemeine Volkszählung für die Herzogtümer kam erst am 13.2.1803 im dänischen Gesamtstaat zustande. Sie konnte nicht die nicht zum Gesamtstaat gehörenden Gebiete des Herzogtums Lauenburg sowie Lübeck und das Fürstbistum Lübeck berücksichtigen. Das Herzogtum wurde erst 1876 in die dann preußische Provinz Schleswig-Holstein übernommen, Lübeck und das Fürstbistum gingen erst 1937 durch das Groß-Hamburg-Gesetz in der Provinz auf. Für Lübeck liegen seit 1769 amtliche Zahlen vor, für Lauenburg erst seit 1840.
Bezogen auf das heutige Gebiet Schleswig-Holsteins ist davon auszugehen, daß der wirtschaftliche Aufschwung im frühen Mittelalter zum ersten deutlichen Zuwachs geführt hat. Gut 400.000 Menschen werden für diese Zeit geschätzt. Krisenzeiten und vor allem die Pestepidemien (Pest) ließen die Zahl sinken. Erst im 18.Jahrhundert stieg die Bevölkerung wieder deutlich an. Im 19. Jahrhundert setzte dann schließlich ein rasantes Wachstum ein, das erst durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. 1920 sank die Zahl durch die Gebietsabtretungen an Dänemark um gut zehn Prozent (Abstimmungsgebiet). In gleicher Weise wirkte sich das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 aus, das Altona zu Hamburg und Lübeck sowie das ehemalige Fürstbistum als Landkreis Eutin zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein kommen ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerungszahl durch den Zustrom von Flüchtlingen auf 2,6 Millionen an. Am 31.12.2001 hatte das Bundesland zum ersten Mal über 2,8 Millionen Einwohner. Der Zuwachs um ein halbes Prozent gegenüber dem Vorjahr ergab sich vor allem durch Zuwanderung. Während 4.000 Menschen mehr starben als geboren wurden, siedelten 18.500 Bürger sich neu in Schleswig-Holstein an. 2010 schien der Trend zu kippen und Schleswig-Holsteins Bevölkerung nicht mehr zu wachsen. Doch dann profitierte das Land vor allem durch Zuwanderung. 2020 waren dann die 2,9 Millionen überschritten.
2004 ist das Statistische Landesamt Schleswig-Holstein zusammen mit dem Hamburger zum Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein in der Form einer Anstalt öffentlichen Rechts verschmolzen.
Jahr | Einwohner |
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Um 600 | 130 000* | *Zahlen bis 1735 geschätzt |
Um 850 | 230 000 | |
1225 | 420 000 | Zeit der Stadtgründungen |
1340 | 420 000 | |
1353 | 270 000 | 1. Pest 1350 |
1460 | 350 000 | Ende der Pestzüge |
1560 | 420 000 | |
1622 | 472 000 | Vor dem 30jährigen Krieg |
1662 | 420 000 | Nach dem 30jährigen Krieg |
1700 | 400 000 | |
1735 | 524 000 | |
1769 | 553 000 | |
1803 | 631 000 | Erste allgemeine Volkszählung in SH |
1816 | 697 000 | |
1834 | 800 800 | |
1840 | 839 300 | |
1850 | 925 900 | |
1860 | 1 002 000 | |
1870 | 1 044 200 | |
1880 | 1 125 800 | |
1890 | 1 211 500 | |
1900 | 1 379 900 | |
1910 | 1 610 900 | |
1920 | 1 485 000 | Gebietsabtretung an DK |
1930 | 1 569 000 | |
1939 | 1 589 000 | Stand von 1910 wieder fast erreicht |
1946 | 2 573 180 | Flüchtlinge aus den Ostgebieten |
1961 | 2 317 441 | Umsiedlung Flüchtlinge aus SH |
1971 | 2 543 000 | |
1979 | 2 599 000 | |
1996 | 2 742 300 | |
1999 | 2 777 275 | |
2001 | 2 804 249 | |
2011 | 2 800 119 | |
2020 | 2 910 875 | SH schrumpft in Zukunft |
Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt(0201/1202/0203/ 0621)
Tipp: Aktuelle Grunddaten zur Bevölkerung, zur Geographie sowie zu wirtschaftlichen Situation sind auf der Homepage des Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, www.statistik-nord.de, recherchierbar.
Quelle: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2
Bildquellen: Karte Bevölkerungsdichte nach Kreisen in SH: Landeszentrale für politische Bildung