Bevor das neue Danewerk Museum entstehen kann, graben derzeit deutsche und dänische Archäologen gemeinsam dort in Danewerk, wo bisher der Rothenburg und das Museum lagen. Nun wurden Reste des Ochsenwegs entdeckt. Die Fahrspuren der historischen Hauptverkehrs­route von Nord nach Süd durch die jütische Halbinsel wurden zum Teil unter Gebäudefundamenten gefunden, die mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Nun soll untersucht werden, wie alt die Wagenspuren sind. Die leitende Archäologin des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein, Astrid Tummuscheit, freut sich:“Es ist das erste Mal, dass ein unberührter älterer Abschnitt des Ochsenwegs auf diese Weise archäologisch untersucht werden kann. Es ist wirklich ein Glücksfall, dass diese Spuren sich erhalten haben“. Ihre Kollegin Frauke Witte vom dänischen Museum Sønderjylland hat die Arbeit vor Ort geleitet. „Wir können nun sehen, dass der Ochsenweg zumindest zeitweise westlich des heutigen Ochsenwegs auf den Durchlass im Wall zulief. Dies ist eine wichtige Ergänzung zu dem Wissen, das wir in Verbindung mit der Entdeckung und Ausgrabung der Toröffnung gewonnen haben.“ Diese aufsehenerregende Ausgrabung war schon vor zehn Jahren von Tummuscheit und Witte gemeinsam durchgeführt worden.

Weitere Befunde

Seit Beginn der aktuellen Ausgrabung am 2. Mai 2022 haben die Archäologinnen und ihr Team sich unter anderem durch die Fundamente von zwei Gebäuden gearbeitet – einem ehemaligen Bauernhaus von 1836, das zuletzt das Danevirke Museum beherbergte, und der Gastwirtschaft „Rothenkrug“, deren Grundmauern ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammten. Insbesondere unter dem „Rothenkrug“ wurden dabei zahlreiche Funde gemacht, vor allem massive Steinfundamente aus früheren Zeiten. Damit ist klar, dass an diesem Ort vier verschiedene Gebäude gestanden haben, die im 17. Jahrhundert, um 1800 und 1962 abgebrannt sind.  Auch wurden Siedlungsabfälle aus dem 17.-18. Jahrhundert gefunden, darunter hochwertige Glaswaren, Keramik, Fensterglas, Münzen, Reste von Tabakpfeifen, Tierknochen und große Mengen von Austernschalen. „Die Befunde sprechen dafür, dass es sich hier ein gesellschaftlich hoch stehendes Publikum gut gehen ließ …. Auch in den Jahrhunderten, in der das Danewerk über weite Strecken keine militärische Bedeutung hatte, ist dieser Ort am Ochsenweg ein besonderer gewesen“, meint Astrid Tummuscheit.

Hintergrund

Im Mai dieses Jahres startete das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) in Zusammen­arbeit mit dem Museum Sønderjylland die größte archäologische Ausgrabung, die jemals am Danewerk durchgeführt wurde. Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern in der Gemeinde Dannewerk bei Schleswig wurde nach Spuren aus dem Mittelalter und der Neuzeit gesucht. Der Standort grenzt unmittelbar an eine bedeutende Stelle des UNESCO-Welterbes Haithabu und Danewerk. Er liegt unmittelbar am heutigen Ochsenweg und vor der historischen Toröffnung, die im Mittelalter über viele Jahrhunderte den Durchlass durch die Grenzanlage regelte, und gehört damit zu den geschichtsträchtigsten Orten im Land. Die Grabung von Mai bis September 2022 ist möglich geworden, weil der Sydslesvigsk Forening (SSF) auf der Fläche in den kommenden Jahren ein neues Museumsgebäude errichten möchte. Da der Neubau tief und großflächig in den Boden eingreift, ist eine umfangreiche archäologische Untersuchung des Untergrunds erforderlich. Die Öffentlichkeit wird regelmäßig im Grabungsblog archaeologie.haithabu-danewerk.de über den Fortgang informiert.

Führung am 28. August

Drei Führungen zwei auf Deutsch und eine auf Dänisch werden am Sonntag den 28. August 2022 angeboten. Anmeldung ist erforderlich siehe: Veranstaltungen

Pressemitteilung und Foto: Archäologisches Landesamt /Museet Danevirke (240822)

Das Bild zeigt, wie die Archäologin Frauke Witte auf die gefundenen Spuren weist