Die Eider entspringt an der Ostküste bei Kiel und mündet bei Tönning an der Westküste in die Nordsee. Durch menschliche Eingriffe verlagerte sich seit dem Mittelalter die Tidegrenze (der Bereich, in dem die Flut der Nordsee einströmt) immer weiter nach Westen. Die Wasserstände stiegen, die Eider musste in ihrem Unterlauf durch Dämme gesichert werden. Als der Nord-Ostsee-Kanal 1895 die Wasserscheide bei Rendsburg durchbrach, stieg der Wasserspiegel um 1,8 Meter. 1936 wurde die Eider deshalb oberhalb von Friedrichstadt bei Nordfeld mit einer Schleuse abgedämmt. Als Folge gab es Probleme mit der Entwässerung der Eiderniederung. Die Zufahrt zum Tönninger Hafen in der verbliebenen Tideeider versandete. Nach der Sturmflut von 1962 wurde mit dem Generalplan Küstenschutz auch der Bau des Eidersperrwerks beschlossen. Die Eider wurde dafür von 1967 an zwischen dem Eiderstedter Vollerwiek und dem Dithmarscher Hundeknöll abgedämmt. Die Seedeichline im Eiderbereich wurde damit von 60 auf 4,8 Kilometer verkürzt. Am 20. März 1973 war das Wasserbauwerk fertig.
Ein gewaltiges Bauwerk
Das Sperrwerk selber hat fünf gewaltige Doppelhubtore von je 40 Metern Breite und 250 Tonnen Gewicht als Sielverschlüsse. Sie können bei Sturmfluten das Eidergebiet komplett abriegeln. In normalen Zeiten sollen sie den Ein- und Auslauf von täglich im Durchschnitt 100 Millionen Kubikmetern Wasser so regulieren, dass einerseits die Entwässerung des Binnenlandes verbessert, andererseits durch einen durch Rückstau verstärkten Ebbstrom der Versandung vorgebeugt werden kann.
Eine Schleuse auf der Nordseite des Sperrwerkes erhält die Eiderschifffahrt aufrecht, ein Autotunnel zwischen den Doppeltoren des Eidersperrwerks verbindet Dithmarschen und Eiderstedt.
Das Großprojekt wurde 1973 eingeweiht, kostete 170 Millionen Mark und gilt an der Westküste als Jahrhundertbauwerk. Während das Eidersperrwerk bisher allen Sturmfluten widerstehen konnte, haben sich die Hoffnungen nicht im vollen Umfang erfüllt, durch das Bauwerk ein Werkzeug zu haben, mit dem die Eider und die Binnenentwässerung perfekt reguliert werden könnten. Vor dem Speerwerk wurde die Sohle bis zu 28 Meter ausgekalkt. Um diese Löcher zu füllen, mussten 1993 45.000 Sandsäcke versenkt werden. Die Sohlenbauwerke vor den Toren müssen inzwischen immer wieder ausgebessert werden, weil sich die Strömungen doch als stärker als vorausberechnet auswirken.
-ju- ( 0801/0621/0123)
Bildquelle: Boyens & Co, Fotos Günter Pump; Baubild: Wasser und Schifffahrtsamt Tönning; Luftbild Walter Raabe, Friedrichstadt