Neben dem IfW hatte der Wirtschaftswissenschaftliche Klub sein Quartier in feinster Kieler Fördelage. Bild von 1926

Der „Wirtschaftswissenschaftliche Club“ (WWC) ist ein eigenverantwortlicher Verein, der eng mit dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) kooperiert. Er wurde am 10. November 1920 als „Wissenschaftlicher Klub“ gegründet, um „die Dozenten der Universität Kiel, die wissenschaftlichen Beamten und die studierenden Mitglieder des Instituts zu wissenschaftlicher Aussprache zusammenzuführen und ihnen zur Pflege persönlicher Beziehungen Gelegenheit zu geben.“ Der erste Vorsitzende Bernhard Harms (*1876-1939†), zugleich Gründungsdirektor des IfW, hatte die englische Debattierkultur à la Oxford Union zum Vorbild. In der demokratischen Aufbruchsstimmung der Weimarer Republik sollten Hierarchien abgebaut, „werdende Persönlichkeiten aus allen Schichten herangezogen“ sowie Verbindungen zwischen Wissenschaft und Praxis geschaffen werden.

Der WWK in den 1920er: Andreas Predöhl (links) begrüßt Redner Mihail Manoilesco (Mitte)

Erste Heimat des Klubs war das neben dem Institutsgebäude gelegene „Kollegienhaus“. Es kamen nicht nur führende Wirtschaftswissenschaftler als Referenten, im Klub wurden auch neue Formen gewagt. So spielten Studenten die Weltwirtschaftskonferenz von 1922 in Genua nach. Während der Zeit des „Dritten Reichs“ erhöhte sich bis zum Beginn des Zeiten Weltkrieges der Anteil ausländischer Redner an den im Klub gehaltenen und danach häufig gedruckt veröffentlichten Kieler Vorträgen. Es war eine wesentliche Aufgabe des Klubs, das Bild eines kooperationsbereiten und friedlichen NS-Regimes international zu stärken. Dafür wirkte er auch bei der propagandistischen Bearbeitung ausländischer Eliten auf den Kieler Wochen der Jahre 1938 und 1939 mit. Während des Zweiten Weltkrieg beschränkten sich die ausländischen Besucher zumeist auf Gäste aus den mit Deutschland verbündeten oder aus besetzten Ländern Europas. Studierende initiierten 1948 eine Wiedergründung, nun als „Wirtschaftswissenschaftlicher Club“ (WWC) – aus „K“ wurde also „C“. Beheimatet war dieser jetzt im Haus Welt-Club am Hindenburgufer, das 1936 als Olympiaheim errichtet worden war. Zu den Clubaktivitäten zählten nun auch internationale Studienseminare, Stiftungs- und Sommerfeste sowie Liederabende. 

Gunnar Take (0222*)

Bildquellen: Die Abbildungen stammen aus dem Archiv des Kiel Institut für Weltwirtschaft sowie vom Wirtschaftswissenschaftlichen Club

Literaturhinweise: 
Harald Czycholl: 100 Jahre Institut für Weltwirtschaft. Vom Königlichen Institut zum globalen Forschungszentrum. Hamburg 2014; Harald Hagemann: Weltklasse für sieben Jahre. Die Konjunkturabteilung des Instituts für Weltwirtschaft 1926-1933. In: Christiana Albertina. Forschungen und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Heft 67, November 2008, S. 52-70.; Hans-Christian Petersen: Expertisen für die Praxis. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft 1933 bis 1945. In: Christoph Cornelissen/Carsten Mish (Hg.), Wissenschaft an der Grenze. Die Christian-Albrechts-Universität im „Dritten Reich“. Essen 2009.; Gunnar Take: Forschen für den Wirtschaftskrieg. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus, 2019. Berlin 2019.; Gunnar Take: Die Universität Kiel im April 1933. Nationalsozialistische Wissenschaftspolitik „von unten“ und „von oben“. In: Demokratische Geschichte 29, 2018, S. 77-98.; Wirtschaftswissenschaftlicher Club: 100 Jahre Wirtschaftswissenschaftlicher Club am Institut für Weltwirtschaft Kiel, gedruckt im Eigenverlag. Kiel 2021.; Anton Zottmann: Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel 1914-1964. Kiel 1964.