Heinrich der Löwe (*1129-1195†) eroberte das vom wendischen Stamm der Polaben (Polabien) besiedelte Gebiet des späteren Herzogtums Lauenburg und machte daraus einen Teil Sachsens. 1154 erhielt er das Recht zur Bischofsinventur und gründete unter anderem das Bistum Ratzeburg. 1180 verlor Heinrich die Herzogtümer Sachsen und Bayern. Sachsen ging an das Haus der Askanier über. 1296 gehören ihnen Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Während Wittenberg 1336 zum Kurfürstentum wurde (also die Königswahl mitbestimmte) sank die Bedeutung Lauenburgs. Die Askanier herrschten dort bis 1689. Sie verloren jedoch an Einfluss. Ohnehin schon eines der kleinsten Herzogtümer des Deutschen Reiches, teilte sich das Herrscherhaus 1305 in eine Ratzeburg-Lauenburgische und eine Bergedorf-Möllner Linie auf. Hamburg und Lübeck gelang es in der Folgezeit, durch Kauf oder Verpfändung Teile des Herzogtums an sich zu bringen. Lübeck bekam so 1359 Stadt und Vogtei Mölln, Hamburg 1420 Bergedorf und die Vierlande sowie Geesthacht. Die wirtschaftlichen Probleme des Herrscherhauses ermöglichte den Ständen, ihren Einfluss zu stärken. 1585 musste die „ewige Union mit Ritter- und Landschaft“ geschlossen werden. Sie sicherte bis in das 19. Jahrhundert den Vertretern der Städte und der Gutsbesitzer das Recht, über Landtage, die sie selber einzuberufen konnten, Einfluss zu nehmen auf Gesetze, Steuern und Verwaltung. Erst zur Wende vom 16. auf das 17. Jahrhundert schaffte es Herzog Franz II.(*1547-1619†) dem Herzogtum wieder etwas Stabilität zu verleihen. Die konnte Lauenburg auch über den Dreißigjährigen Krieg bewahren. Im 17.Jahrhundert wurden sogar Besitzungen in Böhmen gewonnen und Mölln wieder ausgelöst. 1689 erlosch die Linie der Askanier mit dem Tod des Herzogs Julius Franz (*1641-1689†). Seine beiden Töchter konnten ihre Ansprüche nicht durchsetzen, da Lauenburg kein eigenständiges Herzogtum war, sondern nur den Rang eines Reichslehens hatte. Georg Wilhelm, Herzog von Lüneburg-Celle (*1624-1705†), schuf Fakten. Seine Truppen besetzten Lauenburg, was zum Krieg mit Dänemark führte. 1693 zerstörten dänische Truppen Ratzeburg. 1705 gelang es den Welfen, Lauenburg an Hannover anzugliedern. Nach dem Frieden von Wien 1815 fiel das Herzogtum an Preußen. Das tauschte es jedoch mit Dänemark gegen Schwedisch-Vorpommern. Bis 1864 blieb der dänische König auch Herzog von Lauenburg. Nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg (Schleswigsche Kriege) trat Dänemark als Verlierer am 14. 8. 1865 Lauenburg an Preußen ab. Der neue Landesherr reformierte die über Jahrhunderte zersplitterten Verwaltungsstrukturen des Kleinherzogtums von Grund auf. Justiz und Verwaltung wurden getrennt, die Gerichtsbarkeit der Gutsherren wurde abgeschafft. Vom herrschaftlichen Besitz (Dominalbesitz) erhielt der König ein Drittel des Sachsenwaldes. Wilhelm I. (*1797/1861König/1871Kaiser-1888†) schenkte es später seinem „Minister für Lauenburgische Angelegenheiten“ Fürst Otto von Bismarck(*1815-1898†). Das Ende der politischen Selbstständigkeit kam am 23. 6. 1876 durch ein Gesetz, mit dem das Herzogtum als Kreis in die neue Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert wurde. Das sich das kleine Herzogtum seine Eigenständigkeit solange bewahren konnte, wird vor allem mit der räumlichen Entfernung der jeweiligen Landesherren seit dem Ende der Zeit der Askanier erklärt.
-ju- (0201 / 0721)
Quelle:Ulrich Lange (Herausgeber), Geschichte Schleswig-Holsteins – von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. Auflage 2003, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 3-529-02440-6