Bis in das 19. Jahrhundert bezeichnete ein „Holsteiner Pferd“ keine Rasse, sondern schlicht die regionale Herkunft. Wie es bei den Kühen so genannte „Landrassen“ gab, sprach man bei Pferden vom „Landblut“. Gleichwohl hatten sich im Norden schon früh zwei Hauptrichtungen entwickelt. Nördlich der Eider dominierte der zu den dänischen Rössern zählende schwere Schleswiger, der später als „Kaltblüter“ kategorisiert wurde. Die Pferde in Holstein dagegen waren „Warmblüter“. Sie wurden in der Landwirtschaft und vor dem Wagen eingesetzt, sollten jedoch auch als schwere Reitpferde taugen. Zwischen den Holsteinern von der Geest und aus der Marsch gab es dabei Unterschiede. Das Marschpferd musste einerseits kräftiger sein, um den schweren Boden bearbeiten zu können, zum anderen lieferte das fruchtbare Land reichlich Futter. Es war deshalb größer als das Geestpferd, das jedoch als zäher galt. Auch wenn es noch keine Zuchtrassen gab, galten Pferde aus Holstein schon früh als von besonderer Qualität. Bereits im 16. Jahrhundert wurden sie exportiert. Sie bildeten auch den Grundstock der Hannoveraner. 1735 begann das Landgestüt in Celle seine Zucht mit zwölf Hengsten aus Holstein. Erst im 19.Jahrhundert wurde in den Elbmarschen damit begonnen, gezielt zu selektieren, um möglichst gute, schwere Warmblutpferde für die Landwirtschaft und die Armee zu züchten. Um das zu erreichen, kreuzten die Züchter schon vor 1850 „hochblütige“ Yorkshire Coach Pferde ein. 1883 wurde der Zuchtverein Krempermarsch gegründet, von 1886 an das erste deutsche Stutbuch herausgegeben. 1891 entstand der Verband der Pferdezuchtvereine in den holsteinischen Marschen. Bis 1960 war es Zuchtziel, kräftige Reit- und Wagenpferde zu züchten. 1948 war die höchste Zahl der Holsteiner erreicht. Mit der Verbreitung des Schleppers (Treckers) seit den 1950er Jahren hatte das Pferd jedoch als Arbeitstier ausgedient. Die Holsteiner wurden als Sport- und Freizeitpferde weitergezüchtet, indem erneut englische Vollblutpferde eingekreuzt wurden. Holsteiner genießen heute als Sportpferde besonders im Springbereich wieder hohes Ansehen. Das abgebildete Brandzeichen wird in dieser Form seit 1944 verwendet.
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Quellen: Nis R. Nissen, Das Pferd – Arbeitstier und Statussysmbol, in Dithmarschen – Zeitschrift für Landeskunde und Landschaftspflege – Neue Folge, Heft 1/1985, März 1985, Heide, Verlag Boyens & Co, ISSN 0012-4125; Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2