Seit Ende der 1820er Jahre entstanden in den Herzogtümern sogenannte „Armengärten“. Statthalter Landgraf Carl zu Hessen (*1744-1836†) hatte dazu angeregt. Ziel war es, dem Hunger und der Verarmung entgegenzuwirken. 1826 existierten solche Gärten bereits in 19 Städten. 1830 folgte in Kiel die „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ dem Beispiel. Auf dem „Prüner Schlag“ wurden Parzellen aus städtischem Besitz mit der bis heute gültigen Größe von 400 Quadratmeter ausgewiesen und für geringe Pacht vergeben. Sie dienten der Selbstversorgung. Nach Ansicht der Armenfreunde war es auch besser, am Sonntagnachmittag im Garten zu arbeiten, statt im Wirtshaus zu sitzen. Die Anlage von Kleingartenkolonien war eine von vielen Maßnahmen, um Anfang des 19. Jahrhunderts des Armenproblems Herr zu werden. Es hatte seine Ursache im sprunghaften Anwachsen der Bevölkerung. 1838 rechneten Abgeordnete der  Ständeversammlung einen Zuwachs seit 1823 von jährlich 1.200 neuen Familien in Holstein vor. Das entsprach der damaligen Größe des Tagungsortes Itzehoe. Da das Pro-Kopf-Einkommen nicht im gleichen Verhältnis stieg, wurde das Armenproblem als vordringliche Aufgabe erkannt. Die von dem Leipziger Arzt D. M. Schreber (*1808 – 1861†) initiierte Kleingartenbewegung begann erst später, ließ die Armengärten jedoch bald zu „Schrebergärten“ werden.

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Quellen: Ulrich Lange in Jürgen Jensen und Peter Wulf (Hrsg.), Geschichte der Stadt Kiel, 1991, Neumünster, Wachholtz Verlag, ISBN 3 529 02718 9