Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 muss sich der dänische König Christian IV. (*1577/1596-1648†) der als Herzog von Holstein auch einer der großen protestantischen Fürsten des Deutschen Reiches war, engagieren. Er tat dies zunächst zurückhaltend. Zum einen war er dynastisch auch katholischen Fürstenhäusern verbunden, gleichzeitig arbeitete er auf diplomatischem Wege daran, das 1614 geschlossene niederländisch-schwedischen Bündnis aus dem Weg zu räumen. Das gelang ihm schließlich 1621 durch den Abschluss eines dänisch-niederländischen Bündnisses. Nun standen ihm von Seiten der Niederlande keine Schwierigkeiten mehr ins Haus, als er zwischen 1621 und 1624 die Kontrolle über die Territorien von Bremen, Verden, Schwerin und Halberstadt gewann. Der ökonomisch schwache Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel war weitgehend von Subsidien seines dänischen Onkels abhängig und hatte ihm verschiedene Territorien verpfänden müssen. Christian IV. hatte Anfang der 1620er Jahre sein politisches Ziel erreicht und im Niedersächsischen Kreis eine neue, starke Position aufgebaut. Damit war Christian auf der Höhe seiner Macht und ließ sich auf das Kriegsabenteuer, den Kaiserlichen Krieg – wie er in der Landesgeschichte heißt – ein. Im April 1625 wurde er nicht ohne Gegenstimmen zum Kriegsoberst des Niedersächsischen Kreises gewählt. So war er auch weitgehend auf seine eigenen – zu diesem Zeitpunkt jedoch noch erheblichen – Reserven angewiesen, um eine Truppe mit knapp 30.000 Fußsoldaten und 8.000 Reitern aufzustellen. Sein Vorstoß im mittleren Niedersachsen endeten mit der Niederlage gegen die kaiserliche Streitmacht unter Tilly (*1559-1632†) bei Lutter am Barenberg im Harzvorland am 17. August 1626. Der überstürzte Rückzug über die Elbe zog die kaiserlichen Truppen nach. Durch die verfehlte Politik des Königs erreichte Mitte Juli 1627 der Krieg auch die bis dahin verschont gebliebenen Herzogtümer. Tilly wurde bei Belagerung des Pinneberger Schlosses verletzt und schied aus; Wallenstein (*1583-1634†) übernahm als Oberbefehlshaber den jütischen Feldzug. Itzehoe und die Breitenburg fielen nach kurzer Belagerung durch Wallenstein, Rendsburg nach zwei Wochen. Holstein, Schleswig und Jütland waren bald in der Hand der “Kaiserlichen”. Nur die Festungen Krempe und Glückstadt hielten stand, bis Krempe im November 1628 kapitulieren musste.
Siegreich aber ohne Flotte
Der Krieg ging aufgrund ausbleibender Hilfen der westeuropäischen Verbündeten verloren, doch konnte die Stärke der Festung Glückstadt – auch aufgrund der mangelnden Seekriegsstreitkräfte der kaiserlichen Heerführer – nicht überwunden werden. Auch die dänischen Inseln blieben deshalb für die „Kaiserlichen“ unerreichbar. Mitte Januar 1629 begannen in Lübeck Friedensverhandlungen. Im Februar trafen sich Christian IV. und der Schwedenkönig Gustav II. Adolf (*1594/1611-1632†) in Ulfsbäk, doch Christian lehnte schwedische Hilfe ab, weil er auf eigene Kräfte hoffte. Am 10. April schickte er Oberst Morgan mit sechs Regimentern von Glückstadt aus mit Schiffen zu den nordfriesischen Inseln. Sylt, Föhr und Nordstrand wurden genommen, und dann ging es auf das Festland: Dagebüll, Tondern und Bredstedt fielen. Im Mai landete König Christian von Fünen aus in Angeln und belagerte Schloss Gottorf. Wismar und Travemünde wurden von der dänischen Flotte blockiert. Jetzt reagierten die kaiserlichen Feldherren Wallenstein und Tilly und stimmten einem Friedenschluss mit Dänemark zu. Die Bedingungen lauteten: Jütland, Schleswig und Holstein wurden von den Kaiserlichen geräumt, alle Gefangenen kamen frei. König Christian IV. musste auf die niedersächsischen Bistümer verzichten. Am 17. Mai unterzeichnete der König auf Taasinge am Svendborgsund den Lübecker Traktat, am 31. Mai wurde der Friede ausgeblasen. Bis Ende Juni hatten die Kaiserlichen das Land verlassen. Ein insgesamt milder Frieden für Christian. Wallenstein akzeptierte ihn, weil er freie Hand brauchte, um dem weitaus gefährlicheren Schwedenkönig Gustav-Adolf entgegentreten zu können. Die Bewohner der Herzogtümer hatten unter Einquartierungen, Plünderungen, Bränden und Vergewaltigungen stark gelitten. Viele Bauernhöfe verödeten und konnten nicht wieder besetzt werden. Der im 16. Jahrhundert gewonnene Wohlstand und die damit erreichte Blüte des Landes waren dahin. Allerdings waren die Äcker und Wiesen noch in Kultur. Bis zum Ausbruch des Schwedisch-Dänischen Kriegs 1643 konnten die Herzogtümer so erneut von der Agrarkonjunktur profitieren.
LS/ju (0201 / 0404 / 0721)
Quellen: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Hrsg.), Schleswig-Holstein Lexikon, Neumünster, 2000, Wachholtz Verlag, ISBN 3-529-02441-4; Ulrich Lange (Hrsg.), Geschichte Schleswig-Holsteins – Von den Anfängen bis zur Gegenwart (SHG), 2. verbesserte und erweiterte Ausgabe, Neumünster 2003, Wachholtz Verlag, ISBN 3-529-02440-6
Bildquelle: Det Nationalhistorike Museum Frederiksborg