Hamburg hatte die Notlage von König Christian IV. (*1577/1596-1648†) während des Kaiserlichen Krieges von 1625 bis 1629 genutzt und sich von Kaiser Ferdinand II. am 3. Juni 1628 ein Privileg ausstellen lassen, das der Hansestadt die Hoheitsrechte auf der Unterelbe sicherte. Ohne Hamburgs Erlaubnis durften keine Befestigungen entlang der Elbe angelegt werden. Niemand durfte Elbzoll erheben oder Kriegsschiffe auf dem Strom stationieren. Christian – als Herzog von Holstein nominell Landesherr auch über Hamburg – ließ sich das nicht gefallen. Deshalb störte es ihn auch nicht, dass der Kaiser ihm kein Zollprivileg für die Elbe gewährt hatte. Von Dezember 1628 an ließ er von den Glückstadt passierenden Schiffen Zoll kassieren. Hamburg ignorierte das und ließ seine Kauffahrer im Konvoi bis zur Elbmündung geleiten. Im Gegenzug erhob es von 1629 an Zoll und Verbrauchssteuern (Akzise) auf holsteinische Handelsgüter, die nach Hamburg eingeführt wurden. Die Stadt beschwerte sich wegen des Elbzolls beim Kaiser und bei Christian. Beide reagierten darauf nicht. Deshalb griffen die Hamburger zur Gewalt. In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1630 nahmen Kriegsschiffe im Handstreich die vor Glückstadt auf Reede liegenden dänischen Schiffe. Die Prisen wurden nach Hamburg gebracht. Als besonderer Schimpf wurde die dänische Kriegsflagge im Wasser nachgeschleppt. Christian IV. war „höchlichst“ empört. Er eilte nach Kopenhagen, um einen Vergeltungsschlag vorzubereiten. Aber der Reichsrat wollte keinen neuen Krieg, nachdem man im Lübecker Frieden 1629 wie durch ein Wunder noch einmal davongekommen war. Er verweigerte das Geld für Heer und Flotte – aber vergebens. Christian wollte mit Hamburg abrechnen. Zunächst ließ er alles hamburgische Eigentum im Königreic beschlagnahmen, dann rüstete er in Kopenhagen eine starke Flotte aus. Flottenchef der 38 Schiffe in vier Geschwadern wurde der Generaladmiral Klaus Daa. Auch der König ging an Bord, als die Flotte am 6. August 1630 Anker lichtete. Nach schwerer Sturmfahrt erreichte sie die Elbe erst am 3. September. Die Hamburger hatten sich vorbereitet. Ihr Verband unter dem Kommando des Bürgermeisters Albrecht von Eitzen zählte 49 Schiffe. Sie waren jedoch nicht nur kleiner, sondern meist auf nur bewaffnete Handelsschiffe. Die Kämpfe begannen am 4. September bei Scharhörn. Sie dauerten vier Tage. Am Ende waren die Hamburger geschlagen. Der Elbzoll blieb. Am 13. Juli 1633 schließlich bestätigte ihn auch der Kaiser für vier weitere Jahre. Er lenkte ein, weil sich durch das Eingreifen der Schweden in den Deutschen Krieg die Lage der katholischen Mächte dramatisch verschlechtert hatte. Die Dänen mussten nun durch Zugeständnisse daran gehindert werden, wieder einzugreifen. Die Zeche zahlte Hamburg. Am 18. August 1633 ließ Christian anläßlich eines Feuerwerks in Glückstadt das kaiserliche Privileg für Hamburg von 1628 symbolisch verbrennen. Der Elbzoll erbrachte brutto rund 80.000 Reichstaler pro Jahr. Der Ertrag blieb zur Hauptsache in Glückstadt und wurde für den Ausbau der Stadt verwendet. Im August 1638 und erneut im Frühjahr 1639 verhandelten kaiserliche Gesandte in Glückstadt mit Christian IV. Ihr letztes Angebot lautete: das Erzbistum Bremen, 60 Jahre Elbzoll, freie Hand gegen Hamburg, Lübeck und Bremen. Doch Christian wartete ab. Im September 1641 und noch einmal im Februar 1642 bezog der König ein Kriegslager bei Fuhlsbüttel und drohte Hamburg mit Blockade und Belagerung. Jetzt mußte die Stadt klein beigeben. Am 25. Mai 1643 erschienen städtische Unterhändler in Glückstadt. Sie mußten Abbitte tun für den Anschlag von 1630, die Oberhoheit des Königs anerkennen wie im Steinburger Vertrag von 1621, versprechen, den Elbzoll zu zahlen, auf die Elbhoheit verzichten, die 1630 geraubten dänischen Schiffe herausgeben und mit 280.000 Reichstaler – zahlbar in vier Jahresraten – die Gunst des Königs zurückkaufen. Neben den Hamburgern waren auch die Niederländer und die Schweden zunehmend verärgert über Christians Zollpolitik. Elb- und Sundzoll stiegen immer höher. Offiziell von den Niederländern und unter der Hand von den Hamburgern unterstützt, griffen die Schweden deshalb Dezember 1643 Dänemark und die Herzogtümer an. Der Schwedisch-Dänische Krieg endete für Christian 1645 mit einer Niederlage. Mit dem Frieden von Brömsebro mußte er auch das Ende des Elbzolls akzeptieren. Wie eine Schmach muß es ihm vorgekommen sein, als die Hamburger ihm dafür Januar 1646 ein „Ehrengeschenk“ von 20.000 Reichstalern zukommen ließen. Der Sundzoll für schwedische Schiffe wurde aufgehoben, mußte für die anderen Staaten gesenkt werden. Er hatte jedoch noch bis 1857 Bestand.

Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (0404/0621)

Quellen: Hans-Dieter Loose, Hamburg und Christian IV. von Dänemark während des Dreißigjährigen Krieges, Ein Beitrag zur Geschichte der hamburgischen Reichsunmittelbarkeit, Hamburg, 1963