„Sobald die Schiffahrt mit dem Frühlinge anfängt, sobald gehen alle Mannsleute, die nur dienen können, zur See. … Die Weiber pflügen, ernten, fahren die auf der Insel ankommenden Fremden und besorgen die ganze Haushaltung, so daß der Mann nach vollendeten Seereisen hinter dem warmen Ofen seine Winterzeit vergnügt zubringen kann“, schreibt Professor Johann Ernst Fabri (*1755-1825†) bewundernd über die stolzen und selbstständigen Frauen auf Sylt zum Ende des 18. Jahrhunderts. Auch auf Föhr, Amrum und den Halligen gingen nach 1634 fast alle Männer auf den gefährlichen Walfang vor allem von den Niederlanden aus. Solange die Kommandeure, Steuerleute, Harpuniere und Seeleute auf ihren gefährlichen Reisen im Eismeer waren, mussten sich die Frauen auf den Inseln um alles kümmern. Sie entwickelten dabei für ihre Zeit eine große Eigenständigkeit und Stolz.
Als der 4. „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ mit dem Thema Frauen in Reinbek vorbereitet wurde, wollten wir diese Geschichte gerne erzählen. Es gelang nicht. Das können wir nun Dank des Einsatzes der Historikerin Mareike Böhmer, die bei der Ferring Stiftung auf Föhr arbeitet, nachholen. Das Stichwort „Inselfrauen in der Walfangzeit“ trägt nun zusammen, was bekannt ist. Die Quellenlage ist dabei schlecht. Zwar galten die Frauen als klug, geschickt und sehr gut im Kopfrechnen, doch haben sie nichts über ihr hartes Alltagsleben während des angeblich „Goldenen Zeitalters“ auf den Inseln und Halligen aufgeschrieben. Professor Fabri kommt dagegen ins schwärmen: „Eine Weibsperson auf der Insel Sylt arbeitet an einem Tage soviel als in manchen anderen Gegenden 2 Tagelöhner: und wenn sie 4 – 5 Stunden die härteste Arbeit verrrichtet haben, so ist ihre Abwechselung und Ruhe der Tanz.“
Das Stück zu den „Inselfrauen in der Walfangzeit“ ergänzt sehr schön unser Stichwort Walfang von Fiete Pingel.
-rgsh- (051123*) Abbildung: Friesische Mädchen auf Föhr, 1903, Ludwig Dettmann, Museumsberg Flensburg, Inventarnummer 10239