Um die am 27. Januar 2025 vom Landtag in der Marineschule in Mürwik geplante zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Herrschaft gibt es eine heftige Diskussion. Kritiker wie der Flensburger Professor Gerhard Paul weisen darauf hin, dass Mürwik ein Täterort „par excellence“ war. Dieser „Sonderbereich Mürwik“ war bis zum 23. Mai 1945 Sitz der „geschäftsführenden Reichsregierung“ unter dem Nachfolger Hitlers, Großadmiral Karl Dönitz. Vor allem als solcher ist Mürwik in der Öffentlichkeit bekannt, nicht zuletzt durch die Fotos der Verhaftung von Dönitz und anderer NS-Größen, die sich am Kriegsende 1945 in großer Zahl hierher zurückzogen. Hier kamen NS-Minister wie Albert Speer und der Reichsführer SS Heinrich Himmler, Generäle wie Alfred Jodl und zahlreiche weitere Militärs sowie NS-Funktionsträger, darunter KZ-Kommandanten wie Rudolf Höß zusammen (Rattenlinie Nord). Hier gaben sie sich neue Identitäten, erließen aber auch noch Befehle, die den Krieg verlängerten und weitere Opfer kosteten.

Gegen die Gedenkveranstaltung in der heutigen Offizierschule der Deutschen Marine protestierten neben weiteren Historikern bereits die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein und der Leiter und die Leiterinnen der KZ-Gedenkstätten Kaltenkirchen, Husum-Schwesing und Ladelund sowie der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Es gibt aber auch gegenteilige Stellungnahmen, die diesen gegenwärtigen Lehr- und Fortbildungsort der Bundeswehr als durchaus geeignet für die Abhaltung solcher Veranstaltungen halten. Der Potsdamer Militärhistoriker Professor Sönke Neitzel plädiert dafür, ehemalige militärische Orte, an denen Verbrechen geplant und durchgeführt wurden, aktiv in die Erinnerungskultur einzubinden. Landtagspräsidentin Kristina Herbst erklärte, dass seitens der Opfer und ihren Nachfahren keine Bedenken geäußert worden seien und sich Vertreter von Opferverbänden sowie die Jüdische Gemeinde Flensburg an der Veranstaltung beteiligen würden.  

Ortwin Pelc (24.02.2025) Bild: Imperial War Museum