Zwei Jahre nach der Grenzlandabstimmung wurde am 19. Dezember 1922 in Apenrade eine historische Gesellschaft für den nördlichen Teil des historischen Herzogtums Schleswig unter dem Namen „Historisk Samfund for Sønderjylland“ gegründet. Sie hatte sich auf die Fahnen geschrieben, die regionale Geschichte zu erforschen und zu vermitteln. Es sollte das historische Bewusstsein der Menschen in der Region geweckt und genährt werden – „at vække og nære den historiske sans“. Das ist seit nun 100 Jahren so und wurde jetzt in Apenrade gefeiert. Der Samfund bietet seinen Mitgliedern als Periodika die Sønderjyske Årbøger und die Sønderjysk Månedsskrift. Dazu kommen viele Bücher, Vorträge und Exkursionen. Der Samfund bindet auch die Museen der Region intensiv ein. Eine zentrale Rolle für die Arbeit kommt dem zentralen Archiv für die Region in Apenrade (vormals das Landsarkivet for Sønderjylland, heute eine Zweigstelle des Reichsarchivs) zu, dessen Leiter Hans Schultz Hansen auch der aktuelle Vorsitzende des „Historisk Samfund for Sønderjylland“ ist. Dass sein Vorgänger im Vorsitz Lars N. Henningsen lange Jahre Leiter der Forschung in der Dansk Centralbibliotek for Sønderjylland in Flensburg war, ist Zeichen für die engen Verknüpfungen im Grenzland. Bei seiner Gründung 1978 hat der Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG) Kontakt zum Samfund gesucht, um das jahrzehntelange Schweigen und die Eigenbrödelei auf beiden Seiten der Grenze zu beenden. So wurden GSHG und Samfund erst Partner und dann Freunde. Deshalb sind wir beide Vereinigungen heute nicht immer einer Meinung, können jedoch ergebnisoffen verschiedene Sichtweisen und Standpunkte diskutieren.

Die Jubiläumsfeier des „Historisk Samfund for Sønderjylland“  im Folkehjem in Apenrade war bewusst an einen historischen Ort gelegt. 1920 waren im Volksheim die Stimme der Volksabstimmung gezählt worden. Gefeiert wurde natürlich dänisch: lecker zu essen, gut zu trinken, kurzweilige Reden und fröhlicher Sang. Es erinnerte die deutschen Teilnehmer an die legendäre „Jütländische Kaffeetafel“ von Siegfried Lenz. Die Grüße der GSHG überbrachte der stellvertretene Vorsitzende Prof. Detlev Kraack auf dänisch – was gut ankam. 

-rgsh- (16.11.22)

Foto: Historisk Samfund – das Folkehjem in Apenrade