Am 2. August 1913 wurde in Kiel für die preußische Provinz Schleswig-Holstein die „Landgesellschaft“ gegründet. Sie ist heute in Deutschland die älteste noch bestehende. Bis 1936 firmierte sie als „Schleswig-Holsteinische Höfebank“. Ziel der öffentlich kontrollierten Gesellschaft war es, durch Landkauf, Landtausch und Hilfen für landwirtschaftliche Investitionen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem flachen Lande zu verbessern. Der Anstoss war im Deutschen Reich bereits 1886 aus zunächst nationalpolitischen Motiven heraus gegeben worden. Um den Anteil Deutscher in den Landgebieten Westpreußens und Posens zu erhöhen, wurde ein Ansiedlungsgesetz erlassen. Es führte schließlich dazu, dass auch in den übrigen Gebieten Siedlungsgenossenschaften (Schleswig-Holstein 1909) entstanden. Aus ihnen entwickelten sich die Landgesellschaften. Eine wichtige Rolle bekamen sie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Durch die Verluste im Osten sowie den der Kolonien musste für 1,2 Millionen Menschen im verbliebenen Reichsgebiet eine neue Lebensgrundlage geschaffen werden.
Über 20.000 neue Siedlerstellen
In Schleswig-Holstein wurden von der Landgesellschaft bis 1939 6.600 neue Siedlerstellen mit 91.000 Hektar geschaffen. Dieselbe Aufgabe stellte sich in einer ungleich größeren Dimension nach dem Zweiten Weltkrieg erneut: Allein nach Schleswig-Holstein strömten in kurzer Zeit über eine Million Flüchtlinge und Vertriebene. In ihrer Mehrzahl kamen sie aus der Landwirtschaft. Bis 1960 schuf die Landgesellschaft 14.000 neue Siedlungsstellen. Allerdings waren die mit durchschnittlich nur noch gut drei Hektar Fläche auf Dauer wirtschaftlich nicht überlebensfähig (Höfesterben). Den Wandel in der Landwirtschaft spiegelt auch die zentrale Rolle der Landgesellschaft, die sie im Zuge der Flurbereinigung (Programm Nord) bekam. 1973 musste sich das Institut erneut neu ausrichten. Mit dem von Bund und Land gemeinsam getragenen neuen Instrument der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ erweiterte sich die Aufgabe der Landgesellschaft. Sie war nicht länger allein auf die Landwirtschaft ausgerichtet, sondern wurde zu einem Instrument des umfassenden Flächenmanagements. Damit fällt ihr seitdem auch die Aufgabe zu, Land für Infrastrukturmaßnahmen und den Naturschutz bereitzustellen.
Verkauf und Rückkauf
1996 ging die Landgesellschaft als eigenständiger Teil in der landeseigenen Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) auf. Die LEG wurde 2001 zu gut 49 Prozent privatisiert und am 22.10.2003 an eine Bietergemeinschaft aus HSH-Nordbank und einer Hamburger Immobiliengesellschaft verkauft und firmiert seit Februar 2004 als „Landgesellschaft Schleswig-Holstein mbH“. 2007 wird der in DGAB umbenannte LEG-Verbund an den italienischen Immobilienkonzern Pirelli RE veräußert. 2008 kaufen die landeseigene Investitionsbank (94 Prozent) und die Landwirtschaftliche Rentenbank (6 Prozent) die Landgesellschaft zurück. Sie hat heute 50 Mitarbeiter und verfügt über einen Landbesitz von rund 4.000 Hektar.
-ju- (0903 / 0721)
Quellen: LEG-Schleswig-Holstein; Landesregierung SH
Bildquellen: Traulsen, Becker, Kiekebusch, 50 Jahre Schleswig-holsteinische Landgesellschaft, 1963, Schmidt & Klaunig; 75 Jahre Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft, 1988, Neumünster, Wachholtz Druck