„Kleien“ nennt man das traditionell im siebenjährigen Turnus wiederholte Ausheben und damit Reinigen der Gräben und Wettern (Entwässerung) in den Marschen von Ablagerungen (Sedimenten) und Bewuchs. „Gekleit“ wird mit einem besonders stabilen Spaten mit einen sehr schmalen und sich zur Schneide wenig verbreiternden Blatt, das sehr lange überwiegend aus Holz bestand. Der Kleispaten erlaubt ein sehr präzises Arbeiten in den schweren tonigen und oft bläulichen Marschboden. Durch das Kleien soll der Abfluss des Wassers aus der Marsch gesichert werden. Heute wird die Arbeit meist mit Maschinen erledigt. Fast völlig durch Drainagerohre ersetzt sind inzwischen die kleinen Abzugsgräben auf Fennen (Weiden) und Feldern, die „Grüppen“. Sie behindern den Einsatz der großflächig arbeitenden Anbaugeräte der Schlepper. Grüppen prägten dagegen lange das Deichvorland. Hier sicherte das regelmäßige Kleien den Bestand und das Anwachsen des mit Schafen beweideten Vorlands. Ein hohes Vorland schützt nicht nur den Deichfuß, es bremst und beruhigt bei Sturmfluten auch das auf die Deiche drängende Wasser. In den Gräben und Grüppen setzen sich mit der Zeit Schwebstoffe ab (Sedimentation). Dieser Schlick wird beim Kleien jeweils in die Mitte eines Feldes zwischen zwei Grüppen geworfen. Durch die Fluten werden diese flachen Wälle geebnet, überwachsen mit Salzgras und führen so dazu, dass das Vorland langsam anwächst, sich also erhöht.
Diese traditionelle Vorlandwirtschaft ist inzwischen an der Küste nur noch selten zu sehen. Nach dem Start des Nationalparks Wattenmeer 1985 ist man im Rahmen eines neuen Vorland Managements dazu übergegangen, die Flächen vor den Deichen unbeweidet der Natur zu überlassen. Dadurch entstehen großflächige Salzwiesen, die als hochspezialisierter Lebensraum von Flora und Fauna angenommen werden.
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Quelle: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2; Nationalparks SH
Bildquelle: Archiv Heider Heimatmuseum; Werner Junge