Die zehn Halligen sind in ihrer Form einzigartige Eilande, die als kleine Reste der ehemals großen Marschinsel im nordfriesischen Wattenmeer nach den Sturmfluten von 1362 und 1634 entstanden sind. Auf den Rudimenten der untergegangenen alten Marsch entstand neue Marsch. Die Halligen werden erst seit 1867 leicht befestigt und gehen während der jährlichen Wintersturmfluten mehrmals „landunter“. Die Häuser sind deshalb auf Erdhügeln (Warften) angelegt. Die waren traditionell so konstruiert, dass sich die Bewohner bei Sturmflut auf den Dachboden flüchten konnten, der auf einem Ständerwerk ruhte, so daß ein Überleben möglich war, selbst wenn die Wände wegspülten. Besonders verheerend wirkte sich die Februarflut 1825 aus. 74 Menschen ertranken, von 339 Häusern wurden 79 vernichtet, 233 waren unbewohnbar. Die Halligbewohner gaben trotzdem nicht auf. Nach der Hollandflut von 1953 war klar, dass sich die Halligen angesichts steigender Wasserstände nicht mehr in gewohnter Art halten ließen. Da inzwischen die Funktion der Eilande als Wellenbrecher zum Schutz des Festlandes anerkannt waren, sah sich der Staat in der Pflicht. 1957 entstand auf Süderoog das erste Schutzhaus. Die Sturmflut vom Februar 1962 bewies die Notwendigkeit der angelaufenen Maßnahmen, die danach mit erhöhtem Druck im Rahmen des Generalplan Küstenschutz beendet wurden. Bis in die 1970er Jahre erfolgte die Wasserversorgung durch das Sammeln von Regenwasser in offenen Teichen auf den Warften, den Fethingen.
Ab 1963 begann der Bau von Wasserleitungen durch das Watt nach Oland und Langeneß. 1976 waren alle bewohnten Halligen an Strom und Wasser angeschlossen. Diese Investitionen wurden auch getätigt, um die Menschen auf den Halligen zu halten und damit ihre Bewirtschaftung zu sichern. Hooge, Habel, Gröde-Appelland, Norderoog, Süderoog und Südfall sind auch heute nur per Schiff oder bei Ebbe durch das Watt zu erreichen. Die Hamburger Hallig wurde 1854-62, Oland 1896 durch einem Damm mit dem Festland verbunden. 1897 wurde der Damm von Oland nach Nordmarsch-Langeneß weitergezogen und auch Nordstrandischmoor über einen Damm angebunden.
-ju- (0201/0721)
Quelle: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2
Bildquelle: Nationalparkamt SH