Am Gründonnerstag 1849 besiegten in der Eckernförder Bucht schleswig-holsteinische Landbatterien ein dänisches Geschwader. Das „Gefecht von Eckernförde“ galt als Sensation und wurde selbst in der TIMES ausführlich beschrieben. Militärisch ohne Wert, war der moralische Effekt im zweiten Jahr der Erhebung der Herzogtümer Schleswig und Holstein gegen den dänischen Gesamtstaat jedoch groß. Vor Eckernförde begann die zweite Phase des Kriegs. Die erste hatte auf massiven Druck der europäischen Großmächte am 24. 8. 1848 mit dem Malmöer Waffenstillstand geendet. Doch nach erfolglosen Gesprächen kündigten die Dänen Ende März 1849 den Waffenstillstand auf. Am Abend des 4.April 1848 lief ein dänisches Geschwader unter Kommandeurkapitän Fredrik August Paludan (*1792-1872†) in die Förde ein und ging außerhalb der Schussweite der beiden von Werner von Siemens (*1816-1892†) angelegten Küstenbatterien vor Anker. Auftrag des Geschwaders mit 1.315 Mann Besatzung war es, die Stadt anzugreifen, um abzulenken.
Angriff auf Legerwall
Obwohl der Wind ungünstig war, weil er von Osten kam und die Angreifer auf den Strand zu treiben drohte, griff Paludan am folgenden Gründonnerstagmorgen an. Er ging davon aus, mit seinen 146 Geschützen die nur 16 schleswig-holsteinischen niederkämpfen zu können. So gingen das Linienschiff „Christian VIII.“ und die Fregatte „Gefion“ zwischen der Norder- und der Süderschanze vor Anker und eröffneten das Feuer auf die beiden Küstenbatterien. Hauptmann Julius Jungmann (*1815-1862†) hatte das Kommando. Die Südbatterie leitete der 27-jährige Unteroffizier Ludwig Theodor Preußer. Weil die Mannschaften der Schiffe mangelhaft ausgebildet waren, wurden nur Breitseiten geschossen, deren Treffer sich im Pulverqualm kaum beobachten ließen. Von Land konnte dagegen mit gezieltem Einzelfeuer entgegnet werden. Trotz der Anker trieben die Schiffe immer näher auf die Batterien zu. Die Ankertrosse der „Gefion“ wurde schließlich durchschossen. Die beiden Dampfer der Dänen konnten keine Hilfe bringen. Sie scheiterten bei dem Versuch, die beiden Segelschiffe aus dem Feuerbereich zu ziehen. So baten die Dänen gegen 13 Uhr um einen Waffenstillstand. 16.30 Uhr begann Jungmann wieder zu schießen. Nun wurden auch glühende Kugeln eingesetzt.
Am Ende der große Knall
Eine zusätzliche Feldbatterie war am frühen Nachmittag am Ufer in Stellung gegangen und erhöhte durch ihr Feuer den Druck auf das manövrierunfähige Geschwader. Das Flaggschiff fing Feuer, eine halbe Stunde nach „Gefion“ holte schließlich auch die „Christian VIII.“ ihre Flagge nieder. Allerdings kannten die Soldaten an Land dieses seemännische Zeichen für die Kapitulation nicht und feuerten weiter. Erst als ein dänischer Offizier unter Lebensgefahr an Land gegangen war, begriffen Jungmann und Preußer, dass sie in dem ungleichen Gefecht gesiegt hatten. Gegen 18 Uhr schwiegen die Waffen. 5.680 Schuß hatten die Dänen verfeuert, nur gut 900 die Landbatterien. Der größte Knall sollte jedoch noch folgen. Unteroffizier Preußer hatte eigenmächtig die Mannschaft des Flaggschiffs aufgefordert, die brennende „Christian VIII.“ zu verlassen. Nach dem späteren Bericht von Paludan soll das Feuer an Bord zu diesem Zeitpunkt jedoch gelöscht gewesen sein. Dennoch explodierte das Linienschiff gegen 20 Uhr. Über die Ursache – eine glühende Kugel, die übersehen wurde oder gezielte Sabotage – kursieren vor allem in Dänemark noch heute wilde Spekulationen. Sicher ist dagegen, dass unter den Opfern der Explosion auch Preußer war. So fiel den Siegern des Gefechtes nur die „Gefion“ als Prise zu. Sie wurde als „Eckernförde“ an die Deutsche Marine abgegeben. Paludan wurde von einem dänischen Kriegsgericht zunächst verurteilt, danach vom König zu drei Monaten „leichter Festungshaft“ begnadigt durfte aber nie mehr ein Seekommando führen. Preußer wurde posthum zum Leutnant befördert, Jungmann stieg zum Major auf. Bis zu seinem Tod 1862 stritt er jedoch erfolglos um das ihm zustehende Prisengeld für die aufgebrachte „Gefion“. Militärisch war die „Affäre von Eckernförde“ nebensächlich. Jungmann nannte sie eine „artilleristische Episode“. Selbst der psychologische Effekt war von kurzer Dauer, denn schon im Juli wendete sich nach der Niederlage bei Frederica und dem Ausfallen der Preußen als Verbündete alles gegen die Schleswigholsteiner. Trotzdem wurde das Gefecht um die Wende vom 19. auf das 20.Jahrhundert im Deutschen Kaiserreich gefeiert und zum Anfang der deutschen Seemacht verklärt, obwohl es ein Sieg von Landbatterien war.
Dr. Jann Markus Witt (0203 /0721)
Quelle: Jann Markus Witt und Heiko Vosgerau (Hrsg.), Schleswig-Holstein von den Ursprüngen bis zur Gegenwart – Eine Landesgeschichte, Hamburg, 2002, Convent-Verlag, ISBN 3-934613-39-X
Bildquellen: Vignette/ Explosion: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf; Plan: Stadtmuseum Eckernförde; Gefion: Det Nationalhistoriske Museum på Frederiksborg