Zwei große Ziele hatte sich der dänische König Christian IV. gesetzt: Er wollte gegen Schweden die dänische Vorherrschaft in der Ostsee behaupten und südlich der Elbe Einfluß im Deutschen Reich gewinnen. Beide Vorhaben waren gescheitert, als er verbittert 1648 kurz vor dem Westfälischen Frieden verstarb. Der unternehmende Renaissancefürst hatte 1596 ein nach 90 Jahren Frieden in Wohlfahrt lebendes mächtiges Land übernommen und hinterließ eine von Kriegen zerstörte und hoch verschuldete europäische Mittelmacht. Trotzdem wird kaum ein anderer Herrscher in Dänemark so verehrt wie eben der Feldherr und Städtegründer Christian. In der Geschichte der Herzogtümer und Hamburgs spielte er eine entscheidende, jedoch weniger glorifizierte Rolle.
Der König und die Frauen
Christian IV. wurde am 12. April 1577 als erster Sohn König Friedrichsa II. (*1534/1559-1588†) und seiner Gattin Sophie von Mecklenburg-Güstrow (*1557-1631†) auf Frederiksborg geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1588 führte zunächst der Reichsrat die Regierung für den Elfjährigen. Der deutsche Kaiser erklärte Christian schon mit 16 als „volljährig“. 1593 huldigten ihm die Stände der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Am 22.August 1596 wurde er in Kopenhagen zum König von Dänemark und Norwegen gekrönt. Im Jahr danach ehelichte er Anna Katharina von Brandenburg (*1575-1612†), die ihm drei Söhne gebar: Christian (*1605-1647†), Friedrich (*1609-1670†) und Ulrich (*1611-1633†). Nach mehreren Liebschaften heiratete der inzwischen 38-jährige König 1615 die 21 Jahre jüngere Kirsten Munk (*1598-1658†). Es war eine „morganatische Ehe“ – Ehefrau und deren Kinder waren also von der Erbfolge ausgeschlossen. Ein Dutzend Kinder zeugte Christian in seiner Ehe mit Kirsten Munk. Trotzdem kam es am 10. November 1628 zum Bruch. In dieser Nacht verweigerte Kirsten Munk Christian IV. den Zutritt zu ihrem Schlafgemach. Vorausgegangen war ein Verhältnis mit dem deutschen Heerführer Graf Otto Ludwig von Solm (*1597-1634†), auch genannt der Rheingraf. Als sie am 1.Septembert 1629 ein Töchterchen gebar, war für den König der Skandal perfekt: Er hatte seit dem 10.November 1628 seiner Gattin nicht mehr beigewohnt – musste also einen anderen der Vaterschaft verdächtigen. Der Rheingraf konnte aber, da er Dänemark bereits im Oktober 1628 verlassen hatte, nicht der Vater sein, wer es war, wurde nie geklärt. Kirsten Munk wurde jedenfalls 1630 auf ihre jütischen Güter Boller und Rosenvold verbannt. Christian IV. tröstete sich mit einem der Kammermädchen seiner Gattin, mit Wiebke Kruse. Diese war ihm offenbar von der Mutter seiner Gattin, “ins Bett geschoben” worden, um von den Fehltritten der Tochter abzulenken. Leider scheint Wiebke Kruse die Loyalität zu ihrer Herrin rasch aufgegeben und dem König Details aus dem Liebesleben seiner Gattin berichtet zu haben. Wiebke Kruse gebar Christian zwei Söhne und blieb bis zu seinem Tod 1648 die „Frau an seiner Seite“.
Ein reicher Fürst
Christian IV. war ein unternehmender Renaissancefürst. Er hatte gewaltige Einkünfte. Sie speisten sich aus den Lehenseinnahmen des in der Reformation säkularisierten Kirchenguts und dem Sundzoll. Die am Öresund von den passierenden Schiffen erhobenen Abgaben wuchsen gerade im späten 16. und 17. Jahrhundert. Grund war der Griff nach dem Ostseehandel durch die Niederländer und die Engländer, die Lübecks Vormacht Stück für Stück minderten. Damit gehörte Christian IV. zu den reichsten Fürsten Europas. Er konnte so relativ frei über Investitionen sowie Krieg und Frieden entscheiden. Anders als viele seiner Vorgänger war er kaum von „Beden“, also die von den Landständen zu bewilligenden Steuern, abhängig. Seine Bargeldreserven wurden 1605 auf eine Million, 1620 gar auf 1,5 Millionen Reichstaler geschätzt. Das ohne die Edelmetallvorräte, die er – wie jeder andere Fürst seiner Zeit – aufzuhäufen versuchte. Dieser Reichtum war auch die Basis auf der sich Christian IV. im dänischen Teil des heutigen Schweden und in Norwegen als Städtegründer und Festungsbauer betätigen konnte. Er ließ die Städte Kristianopel (1599) und Kristianstad (1614) anlegen. Seine letzte Gründung war die von Kristiansand in Norwegen 1641. Auch als Festungsbauer und -verstärker wirkte er in Schonen und Halland; so wurden 1599-1611 Kristianopel, 1598-1605 Halmstad, 1588-1611 Malmø, 1594-1604 Bohus und 1609-1615 Laholm ausgebaut. Eine besondere Rolle im Leben Christians sollte seine einzige Stadtgründung spielen, die nicht seinen Namen trug: das 1617 als Konkurrenz zu Hamburg gegründete Glückstadt.
Siegreich gegen Schweden
Während der ersten Jahre seiner Regierung wandte sich Christian IV. gegen Schweden. Er wollte die damaligen dänischen Gebiete östlich des Sunds (Blekinge, Schonen und Halland) schützen. Ihm half ein lange Phase der inneren Unruhen und damit der Schwäche Schwedens. 1611 war die Gelegenheit günstig. Nach langem Zwist im Hause Wasa regierte dort der erst 16jährige Thronfolger Gustav II. Adolf (*1594/1611-1632†). Der Streit ging nominell um den Titel „König der Lappen“, den sowohl der dänische als auch der schwedische König beanspruchte. Christian IV. führte den sogenannten „Kalmarkrieg“ bis 1613 vorwiegend mit deutschen Söldnern. Im Mai 1612 wurde die Elfsborg am Götaelv, der einzige Zugang Schwedens zum Kattegatt, erobert, im August Kalmar. Jetzt mischten sich die Seemächte England und die Niederlande ein und vermittelten den Frieden von Knærød. Elfsborg blieb bis 1619 in dänischer Hand, bis Schweden die vereinbarten eine Millionen Reichstaler bezahlt hatte. Der Sieg im Kalmarkrieg bescherte Christian IV. den Ruf eines strahlenden Kriegshelden. Es war jedoch ein Pyrrhussieg, denn der junge Gustav II. Adolf sann mit seinem 1612 berufenen Reichskanzler Axel Oxenstierna (*1583-1654†) auf Vergeltung: Von 1613 an wurde das schwedische Militär von Grund auf reformiert. Acht Jahre später war die erste Wehrpflichtarmee Europas und die schlagkräftigste Truppe des später so genannten Dreißigjährigen Krieges entstanden. Parallel zur Heeresstruktur wurde Schweden von einem halbmittelalterlichen Feudalgebilde zu einem modernen Staat umgebaut, der seine Ressourcen effektiver als alle anderen frühmodernen Staaten in Europa nutzte.
Diplomatie südlich der Elbe
Im Zuge der Reformation waren die großen geistlichen Herrschaften im Norden säkularisiert worden. Die weltliche Herrschaft über sie war noch nicht gefestigt. Damit bot sich dem reichen und unternehmenden Fürsten Christian IV. die Chance, seinen Einfluß über die Elbe hinaus in den Niedersächsischen Kreis auszudehnen. Im Visier hatte er das Erzbistum Bremen sowie die Bistümer Verden und Osnabrück. Dort stellten, fußend auf Gewohnheitsrecht, die Welfen und die Gottorfer die Bischöfe. Das hielt Christian IV. nicht davon ab, seinen zweitgeborenen Sohn Friedrich schon als Achtjährigen 1617 auf Werbetour südlich der Elbe zu schicken. Statthalter Gerd Rantzau warb mit gut plazierten Geldgeschenken, Schmucksachen und Bildnissen des König um die Gunst der Mitglieder der Domkapitel von Bremen und Verden. Ziel war es, Friedrich zum Koadjutor, zum Stellvertreter des Erzbischofs von Bremen mit dem Recht auf Nachfolge, zu wählen. Erfolge zeigten sich zunächst nur im Bistum Verden. Das Kapitel wählte ihn 1618 zum Koadjutor des dort regierenden welfischen Prinzen Philipp Sigismund. Als der 1622 starb, wurde Friedrich – dreizehnjährig – Fürstbischof von Verden in Rotenburg an der Wümme. Die Welfen tobten, denn für sie war Rotenburg bisher eine bequeme Versorgung für nachgeborene Prinzen gewesen. 1621 setzte König Christian IV. schließlich auch Friedrichs Wahl zum Koadjutor des Bremer Erzbischofs Johann Friedrich aus den Hause Gottorf mit Residenz in Bremervörde durch und erzürnte damit auch noch die Gottorfer Verwandten. Die Nachfolge im Bistum Osnabrück gelang dagegen nicht, denn hier war ein Teil der Domherren katholisch geblieben. Besser lief es im Bistum Halberstadt am Harz, das die Braunschweiger bisher innehatten. 1624 wählte das dortige Domkapitel Friedrich zum Koadjutor mit der Aussicht, einmal den „tollen Christian“ von Braunschweig-Wolfenbüttel, den Lieblingsneffen Christian IV., zu beerben. Für den Anfang waren das gute Erfolge, aber der Preis war hoch. Nicht nur die kleinen Fürsten waren über die Expansionspolitik des Dänenkönigs verstimmt, auch europäische Großmächte fühlten sich bedroht. Insbesondere die Niederländer, denen Dänemark zu nahe rückte, suchten Schutz und schlossen deshalb 1614 ein anti-dänisches Bündnis mit Schweden.
Auf dem Höhepunkt der Macht
1618 brach in Böhmen der erste einer ganzen Reihe von Kriegen aus, die später als der Dreißigjährige Krieg zusammengefaßt wurden. Christian IV. hielt sich nicht zuletzt wegen seiner bis in katholische Fürstenhäuser hinein verwobenen dynastischen Interessen zurück. Er unterstützte jedoch die protestantische Fraktion um Friedrich von der Pfalz und das Heer der protestantischen Union unter den Oberkommandierenden Grafen Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig-Wolffenbüttel. Gleichzeitig versuchte er auf diplomatischen Wegen das niederländisch-schwedischen Bündnis zu zersetzen. Das gelang schließlich 1621 durch Abschluß eines dänisch-niederländischen Bündnisses. Nun standen ihm von Seiten der Niederlande keine Schwierigkeiten mehr ins Haus, als er – wie wir sahen über seinen Sohn Friedrich – zwischen 1621 und 1624 Kontrolle über die geistlichen Territorien von Bremen, Verden, Schwerin und Halberstadt gewann. Der ökonomisch schwache Herzog von Braunschweig-Wolffenbüttel, war weitgehend von Subsidien seines dänischen Verwandten abhängig und hatte ihm verschiedene Territorien verpfänden müssen. Christian IV. war auf der Höhe seiner Macht in Norddeutschland und ließ sich auf das Kriegsabenteuer, den Kaiserlichen Krieg, wie er in der Landesgeschichte heißt, ein.
Der Kaiserliche Krieg
Nicht ohne Gegenstimmen war Christian IV. im April 1625 zum Kriegsoberst des X., des Niedersächsischen Kreises gewählt worden. Die Manöver seiner Truppen im mittleren Niedersachsen endeten mit der Niederlage gegen die kaiserliche Streitmacht unter Tilly bei Lutter am Barenberg im Harzvorland am 17. August 1626. Der überstürzte Rückzug über die Elbe zog die kaiserlichen Truppen nach. Tilly wurde bei Belagerung des Pinneberger Schlosses verletzt und schied aus; Wallenstein übernahm als Oberbefehlshaber den jütischen Feldzug. Er belagerte die Festungen Glückstadt und Krempe, von denen letztere 1628 kapitulieren mußte. Der Krieg ging tatsächlich aufgrund ausbleibender Hilfen der westeuropäischen Verbündeten verloren, doch konnte die Festung Glückstadt nicht überwunden werden und auch die dänischen Inseln blieben für die Kaiserlichen unerreichbar. Seit Mitte Januar 1629 wurde in Lübeck verhandelt. Im Februar trafen sich Christian IV. und der Schwedenkönig Gustav Adolf in Ulfsbäk, doch Christian lehnte schwedische Hilfe ab, weil er auf eigene Kräfte hoffte. Im April erhöhte er mit Gegenangriffen den Druck auf die kaiserlichen Feldherren Wallenstein (*1583 – 1634†) und Tilly (*1559- 1632†). Jetzt reagierten sie und stimmten einem Friedensschluß mit Dänemark zu. Das Angebot lautete: Jütland, Schleswig und Holstein wurden geräumt, alle Gefangenen kamen frei. König Christian IV. mußte im Gegenzug auf die niedersächsischen Bistümer verzichten. Am 17. Mai unterzeichnete der König auf Taasinge am Svendborg Sund das Lübecker Traktat, am 31. Mai wurde der Friede ausgeblasen. Bis Ende Juni hatten die Kaiserlichen das Land verlassen. Damit war der Krieg abgeschlossen. Er hatte nicht nur politische Rückschläge gebracht, sondern den König von einem der reichsten Monarchen Europas zu einem der am stärksten verschuldeten gemacht. Seit den 1630er Jahren wurde der Staat überwiegend von der reichen Kopenhagener Kaufmannschaft in Form von Geld- und Warenkrediten finanziert. Das Scheitern des Königs und die Ablehnung seiner Beziehung zu Wiebke Kruse durch den dänischen Adel führten ihn in den Jahren nach 1630 immer wieder und länger in seine Lieblingsgründung Glückstadt. Von hier aus widmete sich Christian IV. jetzt seinem Ziel, Hamburg niederzuwerfen.
Glückstadt gegen Hamburg
Hamburg war eine holsteinische Landstadt, also dem Herzog von Holstein als Landesherrn unterworfen. Aufgrund seines bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwungs hatte sich die Stadt allerdings mehr und mehr aus der Landesherrschaft entfernt und war seit etwa 1450 unverhohlen dabei, sich der weit entfernten Herrschaft des Kaisers zu unterwerfen. Kurzum: Das Ziel des Hamburger Rates war es, die Reichsunmittelbarkeit zu erreichen. Über lange Zeit hatten die holsteinischen Herzöge diesem Treiben tatenlos zugesehen, nicht zuletzt weil sie von der Finanzkraft der Stadt abhängig waren. So baute Hamburg seine Position allmählich aus. Diese Politik findet bei Christian IV. ein Ende. Er war ein Landesherr, der es sich leisten konnte, auf seine Rechte zu pochen. 1621 und 1643 nötigte er Hamburg, seine Landeshoheit anzuerkennen. Trotzdem gelang es ihm nicht, die Stadt unter seine Botmäßigkeit zu zwingen oder gar als Basis für seine südelbischen Ambitionen zu nutzen. Schon bevor er sich auf den Streit mit der Hansestadt einließ, hatte Christian erkannt, daß er ein Gegengewicht zu Hamburg schaffen mußte. Da die seit 1598 erneut ausgebaute Festung Krempe zu weit vom Wasser lag, begann er 1615 mit dem planmäßigen Aufbau von Glückstadt. Damit gewann er nicht nur Kontrolle über die Elbe, sondern auch den einzige seeschifftauglichen Nordseehafen in seinem Herrschaftsbereich, da Tönning und Husum zum gottorfischen Anteil gehörten. 1617 erhielt Glückstadt Stadtrecht. Die Stadtgründung im Herrschaftsbereich des Herzogs – befestigt, angelegt als Garnison und Flottenstützpunkt mit königlichem Schloß – sollte gleichzeitig als Ausgangspunkt und Rückzugsort für alle nach Süden gerichteten Aktivitäten dienen.
Streit mit „Eure fürstliche Gnaden“
Die Hansestadt hatte die Notlage des Königs während des Kaiserlichen Krieges benutzt und sich von Kaiser Ferdinand II. (*1578/1610 – 1637†) am 3. Juni 1628 ein Privileg ausstellen lassen, das Hamburg die Hoheitsrechte auf der Unterelbe sicherte. Ohne Hamburgs Erlaubnis durften an der Niederelbe keine Befestigungen an den Elbufern und auf den Elbinseln angelegt werden. Niemand durfte Elbzoll erheben oder Kriegsschiffe auf dem Strom stationieren. Hamburg durfte nach Belieben Seezeichen auslegen und unterhalten. Königs Christians Werben um ein kaiserliches Zollprivileg hatte der Kaiser abgelehnt. Trotz der Absage begann Christian von Dezember 1628 an, von den Glückstadt passierenden Schiffen Zoll zu erheben. Hamburg beachtete dies nicht, sondern ließ seine Kauffahrer im Konvoi bis zur Elbmündung geleiten. Im Gegenzug erhob es seit 1629 Zoll und Verbrauchssteuern (Akzise) auf holsteinische Waren, die in Hamburg eingeführt wurden. Auch verweigerte es König Christian den Majestätstitel in der Anrede; er wurde nur mit „Eure fürstliche Gnaden“ tituliert, weil er für die Hamburger nur Herzog von Holstein war, wie die Begründung lautete. Wegen des Elbzolls erhob die Stadt Beschwerde beim Kaiser und bei Christian IV. – in beiden Fällen ohne Resultat. Deshalb griff sie zur Gewalt. In der Nacht vom 27. auf den 28. April 1630 nahmen Hamburger Kriegsschiffe die vor Glückstadt auf Reede liegenden dänischen Schiffe im Handstreich. Die Prisen wurden nach Hamburg gebracht. Als besonderer Schimpf ließen sie die dänische Kriegsflagge im Wasser nachschleppen. Es folgte ein 15-jähriger, zum Teil blutig geführter Kampf um den Elbzoll, den Christian IV. 1643 nur scheinbar gewonnen hatte.
Die Schmach von Brömsebro
Der Erfolg über Hamburg 1643 war der letzte Triumph des Königs. Kurz darauf – und nur zwei Tage vor der Hochzeit des Erbprinzen Friedrich – erklärte der schwedische Reichsrat Christian IV. den Krieg. Der Schwedisch-Dänische Krieg führte – trotz der von Dänemark-Holstein reklamierten Seesiege beim Lister Tief (Sylt) und auf der Kolberger Heide (Hohwachter Bucht) 1644 – zur vollständigen Niederlage Dänemarks. Nur durch das Eingreifen der Niederlande und Frankreichs kam es 1645 im schwedischen Brömsebro zu einem relativ milden, gleichwohl schmerzlichen Frieden. Dänemark verlor die schonische Landschaft Halland, die norwegischen Landschaften Härjedalen und Jämtland sowie die Ostseeinseln Gotland und Ösel an Schweden und das Recht, weiter den so hart erkämpften Elbzoll zu erheben. Christian IV. war nach diesem Frieden ein tief verbitterter, enttäuschter und gebrochener Mann. Zu allem Leid starb der Kronprinz Christian (*1603-1647†) auf einer Kurreise nach Sachsen. Christian IV. folgte ihm ein Jahr später am 28. Februar 1648. Schon 1633 war sein Sohn Ulrich (*1611-1633†), der jung zum Bischof von Schwerin gewählt worden war, in militärischen Diensten zu Tode gekommen. Sein Sohn Friedrich folgte ihm als Friedrich III. (*1609/1648-1670†) auf dem Königsthron. Christians Geliebte Wiebke Kruse wurde aus Schloß Rosenborg exmittiert und starb im April in Armut – ein Werk der einflußreichen Schwiegersöhne Kirsten Munks. Christian wurde in der Grablege der dänischen Könige im Dom von Roskilde beigesetzt. Das vollständige Scheitern seiner hochfliegenden Pläne in Deutschland im Westfälischen Frieden hat Christian IV. nicht mehr erlebt. Er wußte aber wohl schon seit Brömsebro, dass Dänemarks Zenit als europäische Großmacht überschritten und er mit seinem Versuch, den Lauf der Geschichte zu ändern, gescheitert war.
Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt – LS (TdM 0404/0904/0621)
Quellen: J.A. Fridericia, Danmarks ydre politiske Historie 1629-60, 2 Bände, København 1876, 1881; Johan Jørgensen, Det københavnske patriciat og staten ved det 17. Århundredes midte, København 1957; Svend Ellehøj, Christian 4‘s tidsalder 1595-1660, København 1964 (Politikens Danmarks Historie, Bd. 7); Gottfried Lorenz, Das Erzstift Bremen und der Administrator Friedrich während des Westfälischen Friedenskongresses, Münster 1969; Geoffrey Parker, Europe in Crisis 1598-1649, London 1980; Helge Gamrath u. Erland Ladewig Petersen, Tiden 1559-1648, København 1980 (Gyldendals Danmarks Historie, Band 2,2); Christian IV og Europa. Den 19. Europarådudstilling Danmark 1988 [Katalog]
Bildquellen: Die Abbildungen sind entnommen dem Katalog: CHRISTIAN IV AND EUROPE, Foundation for Christian IV Year 1988, Kopenhagen, 1988; Vignette: Nationalmuseum Kopenhagen, Alabasterkopf von (wahrscheinlich) 1614 von Hans Steenwinckel; Sieger/Kalmar/C4 auf Pferd/Fall/ Wallenstein: Det Nationalhistoriske Museum på Fredriksborg; 1629: Hærens Officerskole, Fredriksberg Slot; Trefoldigheden: Roskilde Museum