Die „Vogelkojen“ auf den nordfriesischen Inseln sind künstlich angelegten Fanggärten für Enten. Die erste Vogelkoje wurde 1730 nach niederländischem Vorbild in der Oevenumer Marsch auf Föhr angelegt. Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden weitere auf den anderen nordfriesischen Inseln. Eine Vogelkoje ist ein Süßwasserteich, der in einem extra dafür gepflanzten Gehölz aus Weiden, Pappeln, Erlen oder Moorbirken liegt. Vom August bis Dezember nutzen durchziehende Wildenten diese Teiche zur Rast. Gezähmte Köderenten locken sie in die vier bis fünf bis zu 30 Meter langen, immer enger zulaufenden und mit Netzen überspannte Gräben, den sogenannten „Pfeifen“. Dort tritt der Kojenfänger hinter einer Tarnung hervor und treibt die Enten immer tiefer hinein in die Pfeife, bis sie am Ende in einer Reuse gefangen werden. Dort werden die Enten „gekringelt“, dass heißt durch Halsumdrehen (angeblich) schmerzlos getötet. Der Wildentenfang leistete lange Zeit einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt der Inselbewohner. Allein in den sechs Föhrer Vogelkojen sollen pro Jahr bis zu 40.000 Enten gefangen worden sein. Der Kojenfang ist heute durch Verordnung drastisch eingeschränkt. Tipp: eine intakte Vogelkoje, die heute als Reservat für Rastvögel dient, kann auf Amrum besichtigt werden.
-ju- (1001/0721)
Quellen:Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2; Nordfriesland von A bis Z, Bredstedt, 1998, Verlag Nordfriisk Instituut ISBN 3-88007-271-X
Bildquelle: Sammlung Nordfriisk Instituut