Bis 1963 verkehrten auch zwischen Festland und Fehmarn Fähren. Das Bild von 1952 zeigt die Fehmarnsundfähre für Autos und Eisenbahn
Bis 1963 verkehrten auch zwischen Festland und Fehmarn Fähren. Das Bild von 1952 zeigt die Fehmarnsundfähre für Autos und Eisenbahn

Ein Großteil der skandinavischen Vögel ziehen von Ostholstein, über den Fehrmarnsund, die Insel und schließlich den Fehmarnbelt nach Skandinavien. 1910 kam deshalb der Begriff „Vogelfluglinie“ für eine Eisenbahnverbindung von Hamburg über Fehmarn, Rødby auf Lolland nach Kopenhagen auf. Realisiert wurde sie nicht. Doch schon beim Bau der Autobahn in den 1930er Jahren wurde der Plan berücksichtigt. Mit dem Entstehen der DDR als Folge des Zweiten Weltkrieges war die Bundesrepublik abgeschnitten von den Fährhäfen Saßnitz und Warnemünde. In den 1950er Jahren wurde das Projekt der Vogelfluglinie so wieder aktuell. 1951 entstand deshalb eine Fährlinie zwischen Großenbrode und dem dänischen Gedser auf Falster. Sie beförderte schon 1962 167.000 Fahrzeuge.

Über Fehmarn nach Kopenhagen

Festliche Eröffnung der Fehmarnsundbrücke am 30. April 1963
Festliche Eröffnung der Fehmarnsundbrücke am 30. April 1963

Weil der Verkehr absehbar zunehmen würde, hatten die Bundesrepublik und das Königreich Dänemark bereits 1961 damit begonnen, eine kombinierte Auto- und Eisenbahnbrücke über den 1,3 Kilometer breiten Fehmarnsund vom Festland auf die Insel zu bauen. Am 30. April 1963 konnte die 963 Meter Lange Brücke dem Verkehr übergeben werden. Um den knapp 20 Kilometer breiten Fehmarnbelt zu überwinden, wurden Puttgarden und Rødbyhavn gleichzeitig zu leistungsfähigen Fährhäfen für Autos und Züge (Eisenbahn) ausgebaut. Das 300 Millionen Mark teure Projekt, das zu einem Drittel von Dänemark getragen wurde, verkürzte die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen um zwei auf vier Stunden. 2000 nutzten bereits 1,5 Millionen Fahrzeuge die Vogelfluglinie.

Die feste Fehmarnbeltquerung

Nachdem Dänemark 1998 die Storebœltsbroen über den Großen Belt eröffnet hatte und zwei Jahre später die Öresundbrücke von Kopenhagen nach Schweden, wird über eine feste Querung für den Fehmarnsund diskutiert. Zunächst sollte 2015 mit dem Bau des fast 18 Kilometer langen Absenktunnels mit vier Rohren begonnen werden. Doch die Planfeststellung auf Deutscher Seite zog sich insgesamt über sieben Jahren. Es mussten über 15.000 Einwände gegen das Projekt berücksichtigt werden. So hat der Bau erst am Jahresbeginn 2021 auf dänischer Seit begonnen. Die dänische Seite trägt die Kosten für den Weg über Fehmarn zum Tunnel. Sie werden derzeit auf gut drei Milliarden Euro geschätzt. Die neue Verbindung soll künftig die Fährfahrt überflüssig machen. Bis Ende 2019 haben die Fähren auch die Zügen zwischen Hamburg und Kopenhagen über den Belt gebracht. Im Rahmen der Bauarbeiten fahren seitdem alle Züge von und nach Kopenhagen über Jütland, also den Großen Belt, und Flensburg nach Hamburg. Offen ist derzeit noch, was mit der alten Brücke über den kleinen Fehmarnsund passiert. Der „Kleiderbügel“ steht seit 1999 unter Denkmalschutz wird aber absehbar das zu erwartende Verkehrsaufkommen auch „ertüchtigt“ nicht bewältigen können.

Die 1963 fertiggestellte Fehmarnsundbrücke ist Teil der Vogelfluglinie
Die 1963 fertiggestellte Fehmarnsundbrücke ist Teil der Vogelfluglinie

Ortwin Pelc  (0503/0721)

Quellen: Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2; NDR.de – Christoph Heinze, Stefanie Labernd, Fehmarnsundbrücke: Herzstück der Vogelfluglinie, 03.01.2020; Femen A/S, <www.femern.com>

Bildquellen: Fähre und Eröffnung: DB-Archiv; Vignette und Farbbild: Reinhard Scheiblich, Universität der Bundeswehr Hamburg