Karte des Thorsberger Moores von Engelhardt
Karte des Thorsberger Moores von Engelhardt

Das Hochmoor bei (heute in) Süderbrarup in Angeln wurde zwischen 1858 und 1861 in den Schulferien von dem Lehrer und Archäologen Helvig Conrad Engelhardt (*1825-1881†) erstmals ausgegraben. Er entdeckte im Thorsberger Moor die wohl größte Opferstätte im Norden. Wahrscheinlich von 100 vor Christus bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts wurde dort Waffen, Kleidung und Ausrüstung von Feinden – oft unbrauchbar gemacht – versenkt. Über 90 Prozent stammen aus dem 3. und 4. Jahrhundert. Während Eisen sich in dem Hochmoor zersetzt hat, sind Stoffe, Leder, Edelmetalle erhalten geblieben. So gehören  eine römische Reitergesichtsmaske aus vergoldetem Silber und viele Kleidungsstücke wie etwa Hosen aus dem 4. Jahrhundert zu den wichtigsten Thorsbergfunden. Viele der Funde konnten auf das Ende der römischen Kaiserzeit und vor oder in die Zeit der Völkerwanderung datiert werden. Auffällig in Thorsberg war der hohe Anteil von Gegenständen römischer Herkunft. Sie belegen wie weit in den germanischen Raum der Einfluss Roms reichte.

Das außergewwöhnliche: in dem Hochmoor haben sich Textilien wie diese wahrscheinlich römische Reithose erhalten
Das außergewwöhnliche: in dem Hochmoor haben sich Textilien wie diese wahrscheinlich römische Reithose erhalten

Stoffhosen aus der Römerzeit

Dadurch unterscheidet sich der Opferplatz von dem nordwestlich von Sonderburg ebenfalls durch Engelhardt ausgegraben Nydammoor. Rund um das Nydamboot fanden sich vor allem Waffen skandinavischen Ursprungs. Unter den Bedingungen von Nydam erhielt sich im Gegensatz zum Thorsberg dort Eisen. Nach Engelhardt gab es weitere, illegale Grabungen im Thorsberg. Auch verpachteten Anlieger kleinere Flächen wie „Claims“ an Privatsammler. Noch heute wird mit neuen Techniken versucht, dem Moor seine Geheimnisse zu entlocken. Was geopfert wurde, gilt heute als sicher: es waren die Waffen und die Ausrüstung der besiegten Feinde. Über die Kriege im Norden in der Zeit wissen wir nichts. Die Funde aus dem Thorsbergmoor sind nicht komplett im Archäologischen Landesmuseum in Schleswig. Der dänischgesinnte Engelhardt nahm mit Ausnahme des Nydambootes alle Funde aus Thorsberg und Nydam mit nach Seeland, als er 1864 vor den herannahenden Preußen flüchtete. Im Wiener Frieden von 1864 wurde bestimmt, dass diese „Flensburger Sammlung“ zurückgegeben werden musste. Die Dänen taten es einige Jahre später, doch kam längst nicht alles zurück. Engelhardt hatte dem archäologiebegeisterten König Friedrich VII. (*1808/1848-1863†) schon einen Teil der Funde überlassen. Sie gehören heute dem Dänischen Nationalmuseum. Acht Beschlagteile von Schwertscheiden aus dm Thorsberger Moor sind noch heute in Paris. Frederik VII. hatte sie dorthin geschickt, um eine förmliche Anerkennung seiner Geliebten Gräfin Danner durch den französischen Kaiser Napoleon III. (*1808/1852-1870Kaiser/1873†) zu erreichen. Der Kaiser erfüllte den Wunsch nicht, die wertvollen Altertümer behielt er jedoch. 2000 und 2001 konnten die gesamten Funde aus Thorsberg und Nydam in der Sonderschau „Opferplätze der Eisenzeit“ auf der Gottorfer Schlossinsel gezeigt werden.

Edelmetall, wie das der goldene Scheibe, blieb im Thorsberger Moor im Gegensatz zu Eisen erhalten
Edelmetall, wie das der goldene Scheibe, blieb im Thorsberger Moor im Gegensatz zu Eisen erhalten

-ju- (0113/0721)

Quellen: Ralf Bleile und Claus von Carnap-Bornheim (Hrsg.): 175 Jahre Archäologisches Landesmuseum – 2011, Stiftung SchleswigHolsteinische Landesmuseum Schloss Gottorf, Michael Gebühr (Hrsg.); Nydam und Thorsberg – Opferplätze der Eisenzeit, 2000, Schleswig, Archäologisches Landesmuseum in  der Stiftung Schleswig-Holsteinsische Landesmuseen Schloß Gottorf, SHLEX

Bildquellen: Stiftung Schloss Gottorf, Archäologisches Landesamt, SHLB