Schloss Plön wird Residenz
Schon im 10. Jahrhundert entstand auf der Insel Olsborg im Großen Plöner See eine befestigte slawische Burganlage. 1158 zerstört und von Herzog Adolf II. (*1128-1164†)wieder aufgebaut, wurde die Burg auf dem „Bischofsberge“ zum Zentrum der Kolonisation der Slawengaue. Von 1290 an wurde sie für 100 Jahre zum Sitz der Schauenburger. Danach verlor die Burg ihre Bedeutung. 1564 übertrug Friedrich II.(*1534/1599-1588†) seinem Bruder Johann (Hans) dem Jüngeren (*1545-1622†) ein Drittel seines Anteiles an Schleswig und Holstein und damit auch die Plöner Burg. Aus diesen Anteilen entstand nach dessen Tode 1622 das wiederum geteilte Herzogtum Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön unter Johanns jüngsten Sohn Joachim Ernst (*1595-1671†). Er ließ nach einer Heirat 1633 die Burg abreißen und das Schloss aus Backstein, ziegelrot geschlämmt, mit sandsteingefassten Fenstern und rotem Ziegeldach errichten. Es diente den Plöner Herzögen als Residenz bis zum Tode des letzten Plöner Herzogs Friedrich Carl (*1706/Regierungszeit 1729 bis 1761†). Der hatte das Gebäude innen im Stil des Rokkoko herrichten und um die heute noch vorhandenen Gebäude des Schlossvorhofes (Marstall und Reithaus) und des Gartenschlösschens von 1747-51 (nach 1896 als „Prinzenhaus“ Erziehungsstätte der Söhne des preußischen Königshauses) erweitern lassen.
Witwensitz, Schule und Sommersitz
Mit seinem Tod endete die 129-jährige Geschichte des Schlosses als Residenz, da vertragsgemäß das Herzogtum dem dänischen König zufiel und die Verwaltung Holsteins auf die Glückstädter Kanzlei überging. In der nachfolgenden Zeit blieb das Schloss Witwensitz und wurde – von 1833 an – erstmals auch als Schule genutzt. 1840 erkor der dänische König Christian VIII. (*1786/1839-1848†) Plön zu seinem Sommersitz. Zum zweiten Mal wurde das Schloss nun von Grund auf renoviert und umgebaut. 1833 bis 1844 erhielt der Komplex so seine bis auf den heutigen Tag charakteristische weiße Farbe und das Schieferdach. Mit der Annexion durch die Preußen 1867 endete die Geschichte des Schlosses als Herrschersitz. 1868 war die historische Inneneinrichtung weitgehend ausgebaut und zum größten Teil in das Kieler Schloss verbracht worden (und verbrannte dort 1942 nach einem Bombenangriff ).
„Kadettenvoranstalt“ und Napola
Das Schloss in Plön wurde nun zur „Kadettenvoranstalt“ umgebaut. Nach dem Verbot von Kadettenanstalten durch den Frieden von Versailles wurde das Schloss 1920 zur „Staatlichen Bildungsanstalt“. 1934 wurde das Schlossgebiet Plön als „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ (genannt Napola) eine der Eliteschulen der Nationalsozialisten. Seit 1950 ist das Schloss wieder staatliches Internat in Einheit mit dem schon 1897 in der Plöner Prinzenstraße gegründeten Auguste-Viktoria-Gymasium. 1986/88 ergaben Gutachten, dass sich die Anlage nur durch Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe vor dem Verfall retten ließ. Seit 1992 wurde deshalb der Verkauf des Schlosses erwogen, doch wurden seit 1995 zunächst nur die Nebengebäude verkauft. Sie werden seitdem, unterstützt von der Denkmalpflege, saniert. Nachdem sich mehrere Konzepte für das eigentliche Schloss als nicht tragfähig erwiesen hatten, erhielt das Land ein Angebot des Unternehmers Günther Fielmann. Trotz Protesten der Internatsschüler und von deren Eltern, wurde das Schloss nach langwierigen Verhandlungen am 15.Januar 2002 für 3,6 Millionen EURO an Fielmann verkauft. Aus dem Schloss machte der Fielmann eine Akademie für Optiker. Zudem wurde die Anlage für über 28 Millionen denkmalgerecht saniert und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht . Die Sanierung wurde mit knapp 12 Millionen gefördert. Den größten Teil davon steuerte die EU bei, der Bund und das Land ergänzten diese Mittel. Das Schloss wird seit seiner Grundsanierung als Tagungsort für viele auch internationale Großereignisse genutzt.
Henning Höppner / ju (0202/0615/0721/1022)
Quellen: Silke Hunzinger, Schloß Plön – Residenz – Adeliges Armenhaus – Erziehungsanstalt-, Eutin 1997 (Diss. Phil. Kiel 1996), ISBN 3-923457-47-3; Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Hamburg, 1998, L&H-Verlag, ISBN 3-928119-24-9; Pressemitteilung der Landesregierung vom 15.1.2002
Bildquellen: Kreisarchiv/Kreisbildstelle Plön; Prinzenhaus: Landesamt für Denkmalpflege SH