Der erste Schleswigsche Krieg
Der Erste Schleswigsche Krieg 1848-1851 wurde ausgelöst durch die Einbindung nationaler und politische Spannungen im dänischen Gesamtstaat und dem Erbanspruch des augustenburgischen Fürstenhauses auf Schleswig-Holstein. Die eiderdänische Bewegung in Dänemark (Eiderdänen) forderte eine freie Verfassung und die Vereinigung des Herzogtums Schleswig mit Dänemark, während sich die Schleswig-Holsteiner der deutschen Einheits- und Freiheitsbewegung anschlossen und die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund forderten. Zum gleichen Zeitpunkt, als in Kopenhagen im März 1848 eine nationalliberale Regierung gebildet wurde, rief man in Kiel eine Provisorische Regierung aus und die Festung Rendsburg wurde im Handstreich unter der Führung des Prinzen zu Noer (*1800-1865†) eingenommen. Das löste einen Bürgerkrieg im Gesamtstaat aus. Das Gefecht bei Bau/Bov am 9. April 1848 endete mit einem dänischen Sieg, während in der Osterschlacht bei Schleswig am 23. April 1848 das schleswig-holsteinische Heer, das von preußischen Einheiten und Freiwilligen des Deutschen Bundes unterstützt wurde, siegte. Eine Vermittlungsaktion der europäischen Großmächte führte am 26.August 1848 zum Malmöer Waffenstillstand. Im Frühjahr 1849 nahm Dänemark den Krieg wieder auf. Eine dänische Flottenabteilung wurde im April 1849 vor Eckernförde vernichtet (Gefecht von Eckernförde). Nach einer längeren Belagerung unternahm das dänische Heer am 6. Juli 1849 einen erfolgreichen Ausfall aus der Festung Fredericia. Im Juli 1850 schlossen Preußen und Dänemark Frieden, aber das schleswig-holsteinische Heer führte den Bürgerkrieg weiter. Die Schlacht bei Idstedt am 25. Juli 1850 wurde unter großen Verlusten auf beiden Seiten geführt und zum Wendepunkt des Krieges. Die Schleswig-Holsteiner zogen sich in die Festung Rendsburg zurück, von wo aus sie versuchten, das Kriegsglück durch Angriffe auf die dänischen Stellungen bei Missunde und Friedrichstadt zu wenden. Auf internationalen Druck hin streckten die Schleswig-Holsteiner im Januar 1851 die Waffen. Der Krieg endete mit einem bescheidenen dänischen Sieg, aber die grundlegenden Probleme in der Monarchie blieben ungelöst.
Verfassungsstreit als Intermezzo
1851/1852 traf Dänemark mit den europäischen Großmächten Absprachen über eine Wiedererrichtung des Gesamtstaates (Londoner Protokolle); alle Landesteile sollten gleichgestellt sein, das Herzogtum Schleswig durfte aber nicht in das Königreich Dänemark inkorporiert werden. 1855 nahm die dänische Regierung eine zweisprachige Verfassung an, die von der holsteinischen Ständeversammlung verworfen und 1858 vom Bundestag in Frankfurt für ungültig erklärt wurde. Die deutsche Obstruktionspolitik führte dazu, dass die dänische Regierung die Eiderpolitik (Eiderdänen) wieder aufnahm und 1863 die sogenannte Novemberverfassung erließ, eine gemeinsame Verfassung für das Königreich und das Herzogtum Schleswig, während dem Herzogtum Holstein eine eigene Verfassung, ein Heer und eine eigene Verwaltung in Aussicht gestellt wurden. Dieser Bruch der Absprachen von 1851/52 brachte Dänemark auf Kollisionskurs mit den Bürgern im südlichen Schleswig, in Holstein und in den Staaten des Deutschen Bundes.
Der zweite Schleswigsche Krieg
Im Januar 1864 forderte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck (*1815-1898†) ultimativ die Aufhebung der Novemberverfassung. Da Dänemark dieser Forderung nicht nachkam, brach der 2. Schleswigsche Krieg aus, der ein deutsch-dänische Konflikt wurde. Am 1. Februar 1864 marschierte ein preußisch-österreichisches Heer in das Herzogtum Schleswig ein. Am 5. Februar 1864 räumte das dänische Heer die Danewerkstellung (Danewerk) und zog sich in die Düppeler Schanzen zurück, die unter starkem preußischen Artilleriebeschuss gehalten wurden, bis preußische Truppen am 18. April 1864 die Schanzen erstürmten. Ein Waffenstillstand und eine Vermittlungsaktion der Großmächte blieben ergebnislos. Als der Krieg im Juli wieder aufgenommen wurde, eroberten die Preußen die Insel Alsen/Als und die Österreicher ganz Jütland, so dass schließlich die dänische Regierung ihre Niederlage eingestehen musste. Im Wiener Frieden vom 30. Oktober 1864 wurden die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich zur gemeinsamen Regierung abgetreten. Der zweite Schleswigsche Krieg war der erste von dreien, die nach der Schlacht von Königgrätz 1866, und dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 schließlich zur Ausrufung des Kaiserreiches und damit zur Einigung Deutschlands unter preußischer Vorherrschaft führten. Dänemark wurde durch den Kreis von 1864 zu einem Nationalstaat .
-Inge Adriansen- (0201/0721/1022)
Quelle: Inge Adriansen, aus: „Schleswig-Holstein Lexikon“, Herausgegeben von Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc, Wachholtz Verlag, Neumünster, 2000, ISBN 3-529-02441-4
Bildquelle: Vignette und Bild aus: „Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864“ von Theodor Fontane, Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1866; Landesbibliothek