Selbstbildnis Jürgen Ovens – um 1650

Jürgen Ovens (*wahrscheinlich 1623-1678†) gilt als der bedeutendste Maler in den Herzogtümern und wohl auch in Norddeutschland im 17. Jahrhundert. Er wurde in Tönning geboren und pendelte im Laufe seiner langen Karriere zwischen Friedrichstadt und Amsterdam. Wahrscheinlich auch Schüler von Rembrandt entwickelte er sich zum Lieblingsmaler der Gottorfer und auch zu einem Malerstar in Amsterdam. Er stieg auf und schaffte es zu Lebzeiten, berühmt und auch reich zu werden. Seine Bilder hängen bis heute vor allem in Amsterdam, Schleswig-Holstein und Dänemark in Museen, Schlössern und Kirchen.

Nach Amsterdam und zurück

Jürgen Ovens war das älteste von sechs Kindern eines wohlhabenden Hofbesitzers und Reeders aus Tönning. Schon in seiner Heimatstadt begann er die Malerei zu erlernen. 1640 ging er nach Amsterdam. Dort soll er zuerst in der Werkstatt von Rembrandt van Rijn (*1606-1669†) gelernt haben. Es folgten Arbeiten in der Werkstatt des Kunsthändlers Hendrick van Uylenburghs (*1584 oder 1589-1661†) und dessen Sohn Gerrit (*1625-1679†). Jürgen Ovens erwarb sich in dieser Zeit ersten Ruhm und Aufträge vor allem als „Bildnismaler“, doch 1651 kehrte er nach Eiderstedt zurück. Seine neue Heimat war das mit den Niederlanden eng verbundene Friedrichstadt. 

Hochzeit und Erfolge in der Heimat

Friedrich III. – Gönner und Auftraggeber für Jürgen Ovens

1652 heiratete er Maria Martens (1690†) Tochter eines begüterten Tönninger Ratsherren. Sie brachte die damals gewaltige Mitgift von 60.000 Talern in die Ehe ein. Mit ihr bekam er zehn Kinder. Im gleichen Jahr befreite der Gottorfer Herzog Friedrich III. (1597/1616-1659†) ihn von städtischen Abgaben. Obwohl Ovens – unterbrochen von kurzen Ausflügen zur Porträtmalerei nach Amsterdam – nun fast ausschließlich für den Gottorfer Hof arbeitete, wurde er nicht zum Hofmaler. Er selber bezeichnete sich als „Freier Maler“. Als solcher reiste er auch 1654 nach Schweden, um aus Anlass der Heirat der Tochter Friedrichs III. Hedwig Elenora (*1636-1715†) mit dem schwedischen König Karl X. Gustav (*1622/1654-1660†) dort die Hochzeitsfeierlichkeiten auf drei großen Gemälden festzuhalten. Die Bilder sind bis heute in Stockholm und trugen zum internationalen Ruhm von Ovens bei.

Flucht nach Amsterdam

Am 25. August 1657 kehrte Ovens – nun mit seiner Frau und drei Kindern – zurück nach Amsterdam. Der Zweite Nordische Krieg hatte Schleswig und Holstein erreicht. Am 8. August war Itzehoe von den Schweden in Brand gesteckt worden. Schon im November erhielt Ovens die Bürgerrechte als Amsterdamer. Die folgenden gut fünf Jahre bis 1663 werden als der Zenit seines Schaffens eingestuft. Ovens malte bis zum Bürgermeister die wichtigsten Bürger der reichen Handelsstadt. Er erhielt auch die ehrenvolle Aufgabe, für das neue Rathaus das Gemälde seines verstorbenen Freundes Govaert Flinck (*1605-1660†) „Die nächtliche Verschwörung der Bataver unter Claudius Civilis“ zu vollenden. Er ersetzte ein Bild zum gleichen Thema von Rembrandt, dass in den Augen der Stadtväter keine Gnade fand.

Kinderbildnis von 1642

Rückkehr nach Friedrichstadt

Schon 1661 hatte Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf (*1641/1659-1695†) als Nachfolger von Friedrich III. bei Jürgen Ovens ein großes Gemälde (350 mal 338 Zentimeter) bestellt, das ihn farbenprächtig als Beschützer der Künste und Wissenschaften darstellte. Friedrichs Sohn und der Gründer der Christian-Albrechts-Universität berief und privilegierte Jürgen Ovens 1663 als Hofmaler von Schleswig-Holstein-Gottorf. Er kehrte darauf mit seiner Familie zurück nach Friedrichstadt. Neben der herzoglichen Familie entstanden auch Porträts von Hofbeamten. Ovens malte auch den Hofgelehrten Adam Olearius, mit dem er in einem regen Austausch stand. Die größte Herausforderung dieses vierten Abschnitts im Leben von Jürgen Ovens stellten die großen Wandgemälde zur Geschichte des gottorfschen Hauses dar. Neun von ihnen sind heute noch im Schloss Frederiksborg in Dänemark zu sehen. Ovens verdiente in dieser Zeit so gut, dass es dem Herzog nicht immer möglich war, ihn zu bezahlen. So bekam er 1666 einen Marschhof im Wert vom 6.000 Talern überschrieben. Ovens hat im Laufe der Jahre seine Kunst immer verändert und weiterentwickelt. Doch in den 1670er Jahre erstarrte er nach Ansicht der Kunsthistoriker in Konventionen. Das änderte sich noch einmal durch eine Reise nach Holland 1674/75. Er konnte davon nur gut zwei Jahre zehren. 1678 verstarb Ovens nach 44 Wochen Krankenlager. 

Justitia – Bild von 1665

Das Erbe von Jürgen Ovens

Reich und hochgeehrt bewohnte Jürgens Ovens mit seiner großen Familie das prächtigste Haus in Friedrichstadt. Das Nachlassinventar zeugt von der kostbaren Einrichtung des Hauses in dem auch Fürsten ein und aus gingen. Er hat nach Ansicht seiner Biografen seinen Lebensweg souverän bestimmt. In Amsterdam fühlte er sich auf Augenhöhe mit seinen hochgestellten Auftraggebern, im höfischen Umfeld ließ er sich nicht in die Abhängigkeit einzwängen. Er gab sich zugleich als Bürger und Weltmann. Ovens Kunst ist heute noch in Amsterdam, Dänemark und in Schleswig-Holstein nicht nur auf Gottorf zu bewundern. 

-ju- (0823*)

Quellen: Gertrud Schlüter-Göttsche, Jürgen Ovens, in: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon“, Band 4, Neumünster 1976, Wachholtz Verlag; Wikepedia – Jürgen Ovens

Bildquellen: Vignette/Selbstbildnis: Hamburger Kunsthalle; Friedrich III/Kinderproträt: Schloss Gottorf; Justitia: Museumsberg Flensburg