Kogge nach dem Elbinger Siegel von 1350, Rekonstruktion Theodor Macklin
Kogge nach dem Elbinger Siegel von 1350, Rekonstruktion Theodor Macklin

Die Kogge ( richtiger wäre eigentlich: „der Koggen“) war über Jahrhunderte der wichtigste Schiffstyp Nordeuropas. Die Lastsegler waren das Haupttransportmittel der Hanse und wurden zwischen dem 10. bis 15. Jahrhundert ständig weiterentwickelt. Die Herkunft der Kogge ist heute umstritten. Obwohl schon im 9. Jahrhundert die schlanken, geruderten und gesegeltem Langschiffe der Wikinger von gedrungenen und vorwiegend gesegelten Lastschiffen, den „Knorren“, begleitet wurden, ist inzwischen strittig, ob sich daraus die Koggen entwickelt haben. Der Begriff „Kogge“. findet sich erstmals 948 in Schiffsvermerken von Muiden bei Amsterdam. Das erste Schiff, an dem eindeutig die typischen Merkmale dieses Schifftyps nachzuweisen sind, ist die Kolderup-Kogge. Sie ist um das Jahr 1150 datiert. In den Anfängen bestimmten das markante Bild der Kogge der gerade Kiel, der kurze Schiffskörper mit einem Verhältnis von drei zu eins zwischen Kiellänge und Schiffsbreite, die fast geraden, ziemlich steilen Steven sowie der hochbordige, klinkerbeplankte Schiffskörper. Die neue Bauweise, die erstmals den Einsatz von gesägten Brettern und Balken erlaubte (für die Planken der Wikingerschiffe mußten die Stämme noch gespalten werden), verringerte die Baukosten erheblich. Durch die große Breite und die Seitenhöhe konnte die Seetüchtigkeit der Schiffe gegenüber ihren Vorläufern entscheidend verbessert werden. Auch wurden die gestauten Waren durch ein durchlaufendes Deck zuverlässig geschützt. Lange waren die Koggen Einmaster mit nur einem großen Rahsegel. Zum Schutz des Schiffes wurden gerüstartige, später kastellartige Aufbauten am Bug und Heck für Bogenschützen errichtet. Wie die Langschiffe wurde die Koggen erst mit einen Ruder an der in Fahrtrichtung rechts liegenden Seite gesteuert (daher bis heute Steuerbord und entsprechend zur Richtung, in der der Rücken des Steuermanns zeigte, Backbord). Zu den bedeutenden Neuerungen, die von der Kogge ausgingen, gehörte das 1188 erstmals nachgewiesene Steuerruder in der Schiffsmitte, an einer Drehachse am Heck. Die einmastigen Koggen erreichten bei günstigen Windverhältnissen Geschwindigkeiten von fünf bis acht Knoten (9 bis 14 km/h). Die Größe der Koggen nahm im Laufe der Jahrhunderte zu. Mit bis zu 25 Meter Länge und 200 Tonnen Tragfähigkeit waren die Koggen im 14. Jahrhundert fast doppelt so groß wie im 12. Jahrhundert. 1962 wurde bei Baggerarbeiten in Bremen eine Kogge gefunden, die wahrscheinlich um 1380 gesunken ist. Die Bremer Kogge ist eine der wenigen erhaltenen Originalnachweise. 1991 wurde sie in Kiel nachgebaut. Sie ist an den Seiten geklinkert, jedoch im Bodenbereich kraweel (also glatt) geplankt. Die Klinkerbauweise der Bordwände erwies sich im 15. Jahrhundert als nicht mehr geeignet für die immer größer werdenden Schiffe . Deshalb ging man auf die im Mittelmeerraum seit altersher übliche Kraweelbauweise für den gesamten Rumpf über. Die Schiffe in der neuen Bauweise wurden deshalb auch „dat grote kraweel“ genannt. Die Koggen übernahmen auch mehr und mehr Baumerkmale der flämischen Hulks, zudem wurden die Einmaster zusehends durch dreimastige Koggen ersetzt. Die Hulks lösten schließlich die Koggen ab. Zum Ende des 15. Jahrhunderts verfügte die Hanse über etwa 1.000 Schiffe, die zusammen wohl eine Tragfähigkeit von 60- bis 80.000 Tonnen erreichten. Bei nur drei bis vier kürzeren Reisen pro Jahr konnten im Jahr bereits 200.000 Tonnen Güter transportiert werden. Aus Schonen (bis 1658 dänisch) wurden während einer Fangsaison bis zu 300.000 Fass Fisch (Rostocker Tonnen) exportiert. 1481 liefen allein aus Danzig 1.100 Schiffe mit Getreide für Holland und Flandern aus.

-ju- (0601 /0721)

Das Stichwort wurde durch Hinweise von Carsten Jahnke, Historisches Seminar der CAU Kiel, an den neueren Forschungsstand angepasst.

Quelle: Dudzus/Köppcke, Das große Buch der Schiffstypen, Pietsch Verlag, Buch-Nr. 19953 9)

Bildquelle: Vignette: Siegel von La Rochelle um 1200 beide Zeichnungen aus „Das große Buch der Schiffstypen“ s.o.