Delta-Alpha-Oscar – hier ist Kiel Radio – Sendebetrieb 1952 Foto: Johannes Hässler

Die erste Küstenfunkstelle für den Bereich der deutschen Ostsee entstand 1911 in Swinemünde. Sie wurde 1932 nach Rügen verlegt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und nachdem absehbar war, dass die Zonen der Westalliierten politisch von der sowjetischen getrennt blieben, ergab sich die Notwendigkeit, eine neue Seefunkstelle für den westlichen Bereich der Ostsee zu schaffen. Im März 1946 erhielt die Oberpostdirektion in Kiel von der britischen Besatzungsmacht den Auftrag, „Kiel Radio“ aufzubauen. Am 16.Juni 1946 nahmen Postfunker in einer Baracke in Kiel-Hassee, Krummbogen 110, den Seefunkdienst unter dem Rufzeichen “DAO” auf. Zunächst wurden nur Telegramme übermittelt und Wetter- und Warnmeldungen ausgestrahlt . Die Sendeanlagen standen auf dem Gelände der ehemaligen Marinefunkstelle im Fort Kiel-Friedrichsort (Festung).

Mit der Zunahme des Schiffsverkehrs überlebte sich das Provisorium in Kiel-Hassee. Auf den Fundamenten für einen Flakbunker entstand in Kiel-Schilksee am Steilufer ein Neubau, der am 11.März 1951 in Betrieb ging. Da sich die Sende- und Empfangsantennen nicht stören sollten, baute man die Sendemasten in Scharnhagen bei Dänischenhagen auf. Jetzt konnten Telegramme und Gespräche zwischen Schiffen (den so genannten „Seefunkstellen“) und dem Festland über Kurzwelle (KW), Ultrakurzwelle (UKW) und Grenzwelle (GW) vermittelt werden. „Kiel Radio“ vermittelte nicht nur Gespräche und gab die für die Seefahrt überaus wichtigen Wetterberichte und Warnmeldungen zu festen Zeiten heraus: rund um die Uhr wurde auch der Seefunk abgehört, um Seenotmeldungen aufzufangen und Hilfe zu organisieren. „Kiel Radio“ hat so geholfen, manches Menschenleben zu retten und den Verlust von Schiffen zu verhindern.

Mit dem Aufkommen der weltweiten satellitengestützten Datenübertragung auf den Weltmeeren (INMARSAT) seit den 1980er Jahren sowie der in Küstennähe verfügbaren Mobiltelefonie sank der Arbeitsanfall für Kiel Radio kontinuierlich. Es war ein Abschied auf Raten.

Schon am  28. Februar 1991 sendete „Kiel Radio“/DAO die letzte Meldung auf Mittelwellen Telegraphiefunk, an der Taste sass  Wilfried Bohnhorst:

midnight special horror =
cq cq cq de dao dao dao gm =
kiel radio/dao on 500 / 470 kHz is closing down for ever.
but stations staying alife as long as beiing in our mind.
thanks to all for good cooperation all the years since 1946.
good luck, goodbye. +
never again D A O sk 

Am 31.Dezember 1994 hatte „Kiel Radio“ den letzten Funkkontakt. Danach wurde  der Küstenfunk für die Deutschen Küsten bei Norddeich Radio zusammengefasst. Doch auch Norddeich Radio sollte ab 1995 kontinuierlich seine Dienste ein und wurde am 31.Dezember 1998 endgültig geschossen

Joachim Thun (1203 / 0721 / 0921)

Quelle: Herbert Gondermann, Die Küstenfunkstelle Kiel Radio – Eine Chronik. Post- und Telekommunikationsgeschichte Regionalbereich Nord Heft 1-1996

Fotonachweise: Die Fotos sind von  Johannes Hässler (Funker) und Eckhard Schäler (Haus) und nach Rücksprache von <seefunknetz.de> übernommen

1951 war das neue Gebäude für Kiel Radio in Schilksee fertig Foto:Eckhard Schäler