Hedwig Sophie Augusta von Schweden – eine Selbstbewusste Prinzessin

Hedwig Sophie Augusta wurde als ältestes Kind König Karls XI. (*1655/1660-1697†) von Schweden und seiner Gemahlin Ulrike Eleonore (*1656-1693†) im Schloss Tre Kronor in Stockholm geboren. Mit 17 Jahren heiratete sie Friedrich IV. Herzog von Schleswig-Holstein Gottorf (*1671/1694-1702†). Schon mit 21 Jahren war sie Witwe und kümmerte sich vor allem von Stockholm aus intensiv um das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. Sie zeigte dabei Geschick und Durchsetzungskraft und wurde damit zu einem frühen Beispiel für Frauen, die Geschichte bestimmt haben. 

Glückliche Kindheit

Ihre Kindheit verbrachte Hedwig Sophie größtenteils in der Sommerresidenz der Königsfamilie, Schloss Karlsberg, nordwestlich von Stockholm.

Sie erlebte eine recht unbeschwerte Kindheit mit ihrem nur ein Jahr jüngeren Bruder Karl. Neben einer musikalischen Erziehung wurde sie auch in Sprachen und Kunst unterrichtet. Besonders frühzeitig entwickelte sie großes Interesse am Malen. Um ein Bewusstsein für ihre ranghohe Position zu entwickeln, musste Hedwig Sophie zusammen mit ihrem Bruder bereits als Kleinkind die Kompanien und Leibregimenter ihres Vaters besuchen oder als Ehrengast zu Hochzeiten von Hofbediensteten gehen. Zwischen 1685 und 1687 verstarben vier ihrer jüngeren Geschwister und nur wenige Jahre später, Hedwig Sophie war zwölf Jahre alt, verstarb auch ihre Mutter 1693 im Alter von nur 36 Jahren. 

Kindliche Spiele: Hedwig und ihr Bruder Karl – der spätere schwedische König Karl XII.

Der Bräutigam aus Gottorf

Ihre Großmutter Hedwig Eleonore, eine Tochter von Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf (*1597/1616-1659†) und Maria Elisabeth von Sachsen (*1610-1684†), kümmerte sich in Schweden darum, dass die junge Prinzessin einen standesgemäßen Gemahl fand. Von vier Bewerben fiel die Wahl auf Friedrich IV. von Schleswig-Holstein-Gottorf. Die beiden kannten sich bereits seit Kindertagen. Der Gottorfer Herzogssohn wurde mit 16 Jahren 1687 an den Hof seiner Verwandten nach Schweden geschickt und sollte dort Herrschaftswissen erlangen. Als Friedrich im Juni 1690 den Stockholmer Hof verließ, keimte von schwedischer Seite bereits der Entschluss, die Verbindung Gottorfs und Schwedens mit einer Ehe Hedwig Sophies und Friedrichs zu festigen. Auch in Gottorf schien man positiv über diese Heirat zu denken, doch war Hedwig Sophie zu diesem Zeitpunkt erst neun Jahre alt und nicht mündig. Am 17. Dezember 1691 kam Friedrich erneut an den Stockholmer Hof. Er reiste erst zurück, nachdem sein Vater Christian Albrecht am 27. Dezember 1694 verstarb und er die Regierung antrat. Er hielt die Verbindung nach Schweden aufrecht und verlobte sich 1697 mit Hedwig Sophie. Im gleichen Jahr verstarb Hedwig Sophies Vater und ihr 15-jähriger Bruder wurde als Karl XII. neuer schwedischer König. Er unterzeichnete daher auch den Ehevertrag, der das schwedisch-gottorfische Ehebündnis und Hedwig Sophie im Falle der Witwenschaft auch finanziell rechtlich absichern sollte. Der schwedischen Prinzessin wurden darin 100.000 Reichstaler als Heiratsgeld versprochen. Zudem erhielt sie Schloss und Amt Husum als Leibgeding zugesprochen. 

Ein Start mit vielen Titeln

Mit ihrer Heirat wurde Hedwig Sophie Augusta Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf. In der Tradition der Zeit hatte sie schon mit ihrer Geburt viele Titel. Denn sie war Erbprinzessin der Schweden, Goten und Wenden, Großfürstin zu Finnland, Herzogin in Schonen, Estland, Livland, Karelien, Bremen, Stettin, Pommern, der Kaschuben und Wenden, Fürstin zu Rügen, Fräulein über Jugermanland und Wismar, wie auch Pfalzgräfin bei Rhein, in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg.

Gottorfer Herzogin

Hedwig Sophie und Friedrich IV. Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf

Das Paar blieb nach der Hochzeit noch einige Monate am Stockholmer Hof. In dieser Zeit soll der Herzog mit dem jungen König viele waghalsige Abenteuer unternommen haben, die als Holsteinska raseriet in die Geschichte Schwedens eingingen. Die Schweden haben diese Unternehmungen der beiden jungen Männer allgemein als unangemessen empfunden. Daher forderten einige sogar den Weggang des Herzogs aus Schweden. Im Sommer des Jahres 1698 wurde er von Karl XII. zum Generalissimus aller schwedischen Truppen in Deutschland ernannt und erhielt den Auftrag, die Landesverteidigung des Gottorfer Territoriums zu verbessern. Im August reisten der Herzog und die neue Gottorfer Herzogin nach Kiel

Endlich auf Gottorf

Hedwig Sophie als stolze Reiterin

Am 22. März 1699 schrieb Friedrich an den Präsident Ahlefeld und die anderen Amtmänner, dass er seine Gemahlin am 14. April auf seine Residenz Gottorf nach Schleswig heimzuführen plane. Bei ihrer Ankunft in Schleswig befand sich das Gottorfer Schloss noch im Umbau, denn Friedrich ließ seit 1697 den Südflügel des Schlosses komplett neu gestalten. 1698 war zwar die westliche Seites des neuen Flügels fertig, die noch heute die Ansicht des Schlosses prägt. Der weitere Umbau zog sich noch über Jahre hin. Schon im Jahr seiner Ankunft kehrte das Herzogspaar nach Schweden zurück, denn das Schloss bot im Fall eines Kriegsausbruches nicht die gleiche Sicherheit wie der weit entfernt gelegenen Hof von Stockholm. 

Zurück nach Schweden

Am 7. Juli 1699 erreichten sie Stockholm. In den folgenden Monaten gab es am Hof viele Feste. Am Abend des 30. April 1700 brachte Hedwig Sophie in Stockholm ihr erstes und einziges Kind zur Welt: Carl Friedrich. Mitte Mai des gleichen Jahres verließ Friedrich aufgrund des Beginns des „Nordischen Krieges“ seine junge Gemahlin und ging wie auch sein Schwager, der auf Seeland gegen die Dänen kämpfen wollte, aus Schweden fort. In Abwesenheit Karls XII. übernahm wieder Hedwig Eleonore in Absprache mit den Hofräten die Regierungsgeschäfte in Schweden und stand der königlichen Familie vor. Herzog Friedrich weilte einige Monate in Schleswig und Holstein, doch eilte er seinem Schwager zur Hilfe, der ab August des Jahres 1700 gegen Russland und im folgenden Jahr gegen Sachsen-Polen in den Kampf zog. Hedwig Sophie hielt sich währenddessen weiter in Schweden auf. Im Herbst 1701 wurde sie überraschend von Friedrich besucht. Erst im März reiste er wieder in das Feldlager seines Schwagers zurück. Das Paar sah sich hier zum letzten Mal, denn im Sommer des Jahres 1702 erhielt sie die Nachricht, dass Friedrich am 19. Juli in der Schlacht von Klissow gefallen sei.

Witwe und Regentin

Hedwig Sophie blieb nicht viel Zeit zum Trauern, da nun für den noch keine zwei Jahre alten Erben des Gottorfer Herzogtums, Carl Friedrich, eine Vormundschaftsregierung eingesetzt werden musste. Am 7. Oktober 1702 wurde ein Vertrag zwischen der verwitweten Herzogin Hedwig Sophie und Herzog Christian August als Bruder des Verstorbenen und als Vorstand eines Geheimes Ratskollegium über die gemeinsam von ihnen zu führenden vormundschaftliche Regierung während der Minderjährigkeit Carl Friedrichs geschlossen. In diesem Gremium waren neben Christian August als Administrator sieben weitere Honoratioren. Beschlüsse konnten nur vom gesamten Kollegium mit Mehrheit –  per majora – gefasst werden und bedurften letztendlich der Zustimmung Hedwig Sophies. Sie lebte nach dem Tod ihres Mannes mit dem Sohn in Stockholm und Karlsberg und war in erster Linie nur schriftlich zu erreichen. Hedwig Sophie wurde über alle Angelegenheiten, die den Hof und die Herzogtümer betrafen, genauestens informiert. Auch in militärischen Angelegenheiten nahm sie ihr Mitspracherecht wahr. Dies wird daran ersichtlich, dass sie 1703 eine Instruktion an Baron von Banier schickte, in der sie ihm je zwei Regimenter Dragoner und zwei Bataillone Infanterie von ihrem Sohn und ihrem Vetter überließ, die nach Pommern geschickt werden sollten. Wie abhängig sie tatsächlich von den Informationen aus Gottorf war, wird daran deutlich, dass Baron von Banier anordnete, dass alles mit ihm abgesprochen werden solle, „bevor man es an Ihro Königliche Hoheit referiert“. Hedwig Sophie musste sich dementsprechend auf die Aussagen Baniers und die der anderen Räte verlassen. So stimmte sie bereits im Oktober 1702 einer Untersuchung der Gottorfer Hofhaltung durch eine unparteiische Kommission zu, um die Nachlässigkeit und Verwahrlosung des Hofstaates zu unterbinden. Mitunter fühlte sich Hedwig Sophie von den Beschlüssen der Vormünder übergangen, wie sie in ihren Briefen auch deutlich formulierte. Meist stimmte sie den Vorschlägen aus Gottorf jedoch uneingeschränkt zu. Dennoch lässt sich festhalten, dass diese Fürstin trotz ihrer Abhängigkeit von dem Ratskollegium und ihres Lebensmittelpunktes in Schweden durch die Vormundschaft ihres Sohnes Herrschaft über das Fürstentum ausübte. Ihre Unterschrift war es, die darüber entschied, was im Herzogtum passierte. 

Die Unterschrift der Herzogin findet sich auf zahllosen Briefen und Dokumenten, die von Schweden nach Gottorf gingen

Ein fürstliches Leben

In Schweden führte die verwitwete Herzogin ein ruhiges und fürstliches Leben und vertrieb sich die Zeit mit Ausflügen, dem Empfang von Besuch, Spaziergängen, lesen, spielen, malen, tanzen, jagen, musizieren und singen. Besonders ihre Gesangsdarbietungen, die aufgrund ihrer schönen Stimme oft gelobt wurden, dienten dabei ihrer höfisch-repräsentativen Selbstdarstellung. Sie unterhielt in Stockholm einen Hofstaat von mindestens 25 Personen. Eine standesgemäße Erziehung ihres Sohnes Carl Friedrich lag Hedwig Sophie sehr am Herzen. Als Mutter setzte sie sich immer sehr für ihren Sohn ein, insbesondere als es um seine Erbansprüche nach dem Tod seiner Großmutter Friederike Amalie (*1649-1704†) in Kiel ging. Hedwig Sophie schrieb über mehrere Jahre hinweg zahlreiche Briefe und erreichte, dass ihr Sohn letztendlich als Erbe anerkannt wurde und eine angemessene Summe erhielt. Die verwitwete Herzogin, die finanziell unabhängig war, wurde von zahlreichen Verehrern umworben, darunter dem Kurprinz von Hannover, dem späteren König Georg II. Aber Hedwig Sophie ging keine weitere Ehe ein. Sie führte eine Beziehung zu dem fünf Jahre älteren Kammerdiener Graf Olof von Gyllenborg.  

Das Ende

Im Jahr 1708 erkrankte Carl Friedrich an den Pocken und Hedwig Sophie steckte sich bei ihrem Sohn an. Sie starb wenige Tage nach ihrer Ansteckung im Dezember 1708. Der schwedische König erfuhr vom Ableben seiner Schwester im Feldlager in Bendery (Moldawien). Bis zu seinem Tod 1718 gab er keine Anordnung über das Begräbnis seiner Schwester. Und so wurde Hedwig Sophie nach ihrem Tod nur vorläufig ohne große Trauerfeier in der Kirche auf der Stockholmer Insel Riddarholmen beigesetzt.

Dr. Melanie Greinert (0123*)

Dieses Porträt war Teil einer Serie, die im Vorfeld des 4.“Tages der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ am 2. September 2023 in Reinbek entstanden ist. Wie der Tag ist auch der Tagungsband „(UN)SICHTBAR – Frauen in der Geschichte Schleswig-Holsteins“ überschrieben

Literatur: Bei diesen Beitrag handelt es sich um eine gekürzte und in deutsche Sprache übertragene Fassung des Beitrages Melanie Greinert, Hedvig Sofia, Princess of Sweden, Duchess of Schleswig-Hosltein-Gottorp, in: Princess Hedvig Sofia‘ and the Great Northern War, hg. von Ralf Bleile und Joachim Krüger, Schleswig 2015, S. 90-100.

Abbildungen: Hedwig Sophie als Jägerin, die Spielenden Kinder, die Reiterin alle drei Gemälde von David Klöcker Ehrenstrahl; Hedwig Sophie und ihr Gemahl, Ölgemälde von Davon von Krafft – alle: Schwedisches Nationalmuseum, Schloss Gripsholm