Der Grenzfriedensbund e.V. (GFB) wurde am 11. März 1950 in Husum als „Bund für deutsche Friedensarbeit“ gegründet. Träger des Vereins waren im Gegensatz zu den bürgerlichen deutschen Grenzverbänden (Deutscher Grenzverein, Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig) vor allem Sozialdemokraten.
Auf dem Boden der „Kieler Erklärung“
Der Grenzfriedensbund wollte auf dem Boden der „Kieler Erklärung“ von 1949 deutsche Kulturarbeit im europäischen Geist leisten. Diese auf Dialog, Verständigung und Zusammenarbeit zielende Programmatik des Grenzfriedensbundes fand sowohl bei den anderen Grenzverbänden als auch bei den CDU-geführten Landesregierungen Bartram und Lübke in einer Zeit des von deutscher Seite fortgesetzten Grenzkampfes keine Zustimmung. Insbesondere die auf sozialem Gebiet tätige Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig (ADS) sah im Grenzfriedensbund einen Konkurrenten, da der GFB Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien, z.B. mit Zuschüssen für Klassenreisen unterstützte. Eine Verständigung mit den anderen Grenzverbänden erfolgte im Laufe der Jahre 1952/53.
Die Grenzfriedenshefte werden geboren …
Eine bis dahin unregelmäßig erscheinende Publikation des Grenzfriedensbundes, die „Grenzfriedensbriefe“, wurde schließlich 1953 zur vierteljährlich (inzwischen halbjährlich) erscheinenden historisch-politischen Zeitschrift „Grenzfriedenshefte“, die als Zeitschrift für den deutsch-dänischen Dialog zum Aushängeschild des Grenzfriedensbundes wurden.
… und ein Forum des Grenzlandes
Von Beginn an standen die Grenzfriedenshefte auch dänischen Autoren offen. Inhaltlich bewegte sich das Spektrum der Beiträge von sozialen und literarisch kulturellen Themen immer stärker zu aktuellen historisch-politischen Fragen und den über lange Zeit strittigen gesellschaftlichen Tabuthemen, wie etwa dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Schleswig-Holstein. Insbesondere das Aufgreifen dieser Themen brachten den Grenzfriedensheften ein hohes Ansehen ein.
Das Land steigt aus
Trotz dieser hoch geschätzten Arbeit im historisch-pädagogischen Bereich und bei der deutsch-dänischen Verständigung stellte die schleswig-holsteinische Landesregierung 2008 die finanzielle Förderung des Grenzfriedensbundes ein. Der Grenzfriedensbund suchte daraufhin die Fusion mit der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig, die sich inzwischen von einer politischen Grenzlandarbeit verabschiedet hatte und ihren Schwerpunkt auf Kindergärten und Landschulheime gelegt hatte.
Zusammenschluss mit der ADS
Durch den Zusammenschluss der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig mit dem Grenzfriedensbund bekam die kulturell-gesellschaftliche Arbeit im deutsch-dänischen Grenzland neue Impulse, so etwa durch die Veranstaltungsreihe „Dialog ADS-Grenzfriedensbund“, in der Themen wie die Situation der Grenzpendler, die grenzüberschreitende kirchliche Zusammenarbeit oder das gemeinsame Kulturerbe im Mittelpunkt stehen. Die Ergebnisse dieser Diskussionsveranstaltungen werden in den Grenzfriedensheften veröffentlicht.
Frank Lubowitz (0122*)
Literatur: Tilman Eysholdt, Im Spannungsfeld von Nation und Europa. Der Grenzfriedensbund 1950-1990, Flensburg 1990; Matthias Schartl, „Als Störenfried nicht gern gesehen.“ Der Grenzfriedensbund zwischen Kieler Erklärung und konservativ-bürgerlichen Grenzverbänden, in: Grenzfriedenshefte 1/2000, S. 7-28; Lena Möller, Die Grenzfriedenshefte 1953-2008. Ein Spiegel der Zeit oder Zeichen der Geschichtspolitik? In: Grenzfriedenshefte 1/2010, S. 7-42; aufgerufen am 19. Jan. 2022 www.ads-flensburg.de