Alexander Behm um etwa 1930
Alexander Behm um etwa 1930

Das Leben des Erfinders Alexander Behm (*11.11.1880 – 22.1.1952 †) ist untrennbar mit der Geschichte des Echolots verbunden. Der Begriff „Echolot“ wurde von ihm geprägt. In Deutschland war er der erste, der die Idee der Echo-Ortung während des Ersten Weltkriegs bis zur bordtauglichen Reife brachte. Behms Erfindungen sind in über hundert Patentschriften dokumentiert. Sein Lebensweg führte ihn von Mecklenburg, über Nordschleswig, Karlsruhe und Wien schließlich nach Kiel.

Von Mecklenburg nach Kiel

Behm wurde am 11. November 1880 im mecklenburgischen Sternberg als Sohn eines preußischen Postbeamten geboren und auf den Namen Alexander Carl Friedrich Franz getauft. Seine frühe Jugend verbrachte er in Sternberg und Rhena. In Parchim (Mecklenburg) und von 1896 bis 1902 in Hadersleben (Nordschleswig) ging Behm zur Schule. Außer in naturkundlichen Fächern war er ein schlechter Schüler. Deshalb verließ er das Gymnasium nach der „mittleren Reife“. Sein damaliger Physiklehrer förderte ihn. Eine Schlosserlehre brach er ab, um beim örtlichen Büchsenmacher ein Praktikum zu absolvieren. In dieser Zeit fand man den jugendlichen Behm oft auch im Physiklabor seines ehemaligen Gymnasiums an neuartigen Gerätschaften tüftelnd. Er veröffentlichte 21-jährig erstmals 1901 „Über die elektrische Batterie“. Behms Fertigkeiten fielen an der Technischen Hochschule Karlsruhe auch Professor Dr. Otto Lehmann (*13.1.1855-17.6.1922†), dem Entdecker der flüssigen Kristalle, auf. Obwohl er nur das „Einjährige“ hatte, durfte er studieren. Schließlich wurde er Lehmanns zweiter Assistent. In seinen Studienjahren (1902 bis 1904) konstruierte Behm ein Gerät, mit dem er den Luftschall analysieren konnte (Sonometer). Das technische Problem, die Schallwellen sichtbar zu machen, löste er mit einer Stimmgabelkonstruktion und Photopapier. Das 1906 patentierte Sonometer nutzte Behm für Analysen diverser Dämm-Baustoffe der Ludwigshafener Firma Grünzweig & Hartmann – heute die  ISOVER AG. 1904 brach Behm sein Studium der Elektrotechnik ab, um Laborleiter der Korksteinwerke in Mödling bei Wien  zu werden.

Der Untergang der Titanic 1912

Das Echolot Behm aus einem Firmenkatalog von 1918
Das Echolot Behm aus einem Firmenkatalog von 1918

Am 14. April 1912 kollidierte die „Titanic“, das seinerzeit größte Passagierschiff der Welt, mit einem Eisberg und ging unter. In Europa und den USA begannen daraufhin unabhängig voneinander Forscher und Techniker der Frage nachzugehen, wie sich Eisberge orten lassen. Auch der damals 32-jährige Behm nahm sich des Problems an. Er zog von Wien nach Kiel. Zielstrebig begann er, mit Unterwasserschall zu experimentieren. In einem Acht-Liter-Aquarium gelang es ihm, den Unterwasserschall zu fotografieren. In Dr. Hermann Anschütz-Kaempfe (*3.101872-6.5.1931†), dem Erfinder des Kreiselkompasses, fand Behm einen Förderer. Mit dessen Hilfe konnte er das ehemalige Kanonenboot „SMS Otter“ zu einem Laborschiff umrüsten lassen. Damit experimentierte Behm in der Kieler Förde. Als Schallquellen nutzte er zunächst Gewehrpatronen, Sprengkapseln, später auch an der Bordwand montierte Schlagbolzen. Für die Ortung von Eisbergen erwies sich das Verfahren als ungeeignet. Es taugte nicht, um horizontal vor einem Schiff Hindernisse zu erkennen. Vertikal – so war Behm überzeugt – sind Schall- und Echowellen geeignet, um die Tiefe des Wassers unter dem Schiff zu messen. Mehrere Jahre konzentrierte sich Behm auf ein Verfahren, mit denen er die Meerestiefe aus der Differenz der Lautstärken zwischen Schall und Echo abzuleiten versuchte. Dies scheiterte an den unterschiedlichen Beschaffenheiten der Meeresböden. Sein erstes Echolot-Patent für diesen noch untauglichen Ansatz erhielt er am 22. Juli 1913. Sein zweiter Anlauf war erfolgreicher: Das neue Gerät maß die Laufzeit des Schalls – im Salzwasser rund 1.500 Meter pro Sekunde. Es wurde 1916 patentiert. Sein erstes Echolot war ein tischgroßer Apparat mit photographischer Aufzeichnung. Prinz Heinrich von Preußen (*14.8.1862-20.4.1929†), Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Ostseestreitkräfte, besichtigte es auf Behms Laborschiff.. Schließlich bestellte die Marine drei Apparate, die aber wegen des Endes des Krieges und der Auflösung der Kaiserlichen Marine nicht mehr ausgeliefert werden konnten. Behms Erfindung drohte zu scheitern, zumal der Versailler Vertrag den Schiffsbau in Deutschland stark begrenzte.

Die Behm-Echolot-Fabrik in Kiel

Behms Durchbruch gelang erst 1920, als er den Kurzzeitmesser erfand. Damit war er in der Lage, kleinste Zeiteinheiten von einer Zehntausendstelsekunde zu messen. Sein Echolot wurde dadurch bordtauglich und war nun in der Lage, die für die Sicherheit der Schifffahrt besonders wichtigen geringen Meerestiefen zu messen. Im gleichen Jahr gründete er die Behm-Echolot-Fabrik GmbH in Kiel. Sie blieb ein hoch spezialisierter Betrieb und hatte selbst in den besten Zeiten nur 60 Angestellte. Die Fabrik überdauerte seinen und den Tot seiner Witwe Johanna 1956. Bis 1970 wurde das Unternehmen von den Mitarbeitern weiter geführt.

Amundsen und Eckener nutzten Behm-Lote

Unabhängig voneinander hatten während des Ersten Weltkriegs auch amerikanische, britische und französische Physiker zum Teil auf anderen technischen Verfahren basierend Verfahren entwickelt, um die Meerestiefe zu messen. Das Echolot muss daher als eine internationale Erfindung gelten. Behm stand damit in einem harten Wettbewerb. Der führte auch dazu, dass bei der ersten deutschen Atlantik Expedition nach dem Ersten Weltkrieg, der Meteor-Expedition von 1925 bis 1927, ein amerikanisches Echolot eingesetzt wurde, um Tiefenprofile zu gewinnen. Es war preiswerter und nicht so laut, wie das damalige Gerät von Behm.  Trotzdem bleibt die Lebensleistung des norddeutschen Pioniers Behm beeindruckend: Immer wieder fand er originelle und oft einfache technische Lösungen. Hierzu gehörten etwa Höhenmessgeräte für Zeppeline (Luftlot), Tiefenmessgeräte für Binnenseen und Flüsse und Geräte für Messungen in Bergwerksstollen und zur Ortung von Fischschwärmen (Fischlupe). Spektakuläre Arktis- und Zeppelinexpeditionen wurden mit Behms Loten ausgestattet. Roald Amundsen, General Umberto Nobile und Hugo Eckener nutzten auf ihren abenteuerlichen Entdeckungs- und Erprobungsfahrten Lote aus der Fabrik in Kiel.

Der Erfinder Behm als Fischer

Fischerhütte 1948
Fischerhütte 1948

Zu Behms Leidenschaften gehörten das Jagen und das Fischen. 1927 bauten die Eheleute Behm deshalb in Tornschau bei Tarp (Kreis Schleswig-Flensburg) ihre Jagd- und Fischerhütte. Dort wohnten sie von 1945 an ständig. Das reetgedeckte achteckige Haus lag direkt an der Treene, für deren gesamten Flusslauf Behm die Fischereirechte erwarb. In seinen letzten Lebensjahren wurde die Fischerei zu seiner Passion. Der Erfinder Behm hatte damit ein neues Aufgabenfeld. Er entwickelte künstliche Köder und ließ sie sich patentieren. Die legendären „Behm-Fliegen“ und „Behm-Blinker“ werden noch heute nachgebastelt.

Ehren für den Erfinder

Für sein Werk wurde Behm bereits zu Lebzeiten geehrt. Mit dem Zeppelin-Luftlot gewann er 1924 den internationalen Wettbewerb der Königlichen Niederländischen Gesellschaft für Luftschifffahrt. 1927 erhielt er die traditionsreiche „große goldene Plakette“ der französischen Vereinigung für die Sicherheit der Luftfahrt. 1928 verlieh ihm die Christian-Albrechts-Universität in Kiel die Ehrendoktorwürde. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet er in Vergessenheit. Erst spät hat man in seinem Geburtsort Sternberg und in Tarp Straßen und Schulen nach ihm benannt.

Werner Schneider (0314/0621)

Tipp: Weiteres zur Biografie Alexander Behms unter www.alexander-behm-echolot.de

Quellen: Drubba, Helmut; Rust, Hans Heinrich (1953): Die Entwicklung der akustischen Meerestiefenmessung; in: Zeitschrift für angewandte Physik 10/1953 S. 388 – 399; Schneider, Werner (2012): Echozeiten, Romanbiografie, CreateSpace/Amazon Charleston;  Schneider, Werner (2013): Alexander Behm und 100 Jahre Echolotpatente; in: Hydrographische Nachrichten 10-2013 S. 11 – 14

Bildquellen: Vignette/Portrait: Andreas Röpcke, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern; Echolot: Behm Firmenschrift; Behm Firmenschrift; Jagd- und Fischerhütte: Bürgerhausarchiv Tarp