Die preußische Provinz Schleswig-Holstein war neben dem Freistaat Bayern am Ende des Zweiten Weltkrieges das letzte noch nicht von den Alliierten besetzte Gebiet. Mit der Kapitulation hatte sich die Einwohnerzahl der Provinz um eine Millionen Menschen auf 2,6 Millionen erhöht (Flüchtlinge). Damit war der Menschenstrom noch nicht zu Ende. Zwischen September 1945 und November 1946 erfolgte die Aktion „Influx“. Sie sollte ein Austausch der Bevölkerungsteile zwischen der russischen und der britischen Zone sein, die aufgrund der Kriegsereignisse ihren ursprünglichen Wohnort verlassen hatten. In das schon überfüllte Schleswig-Holstein wurden über die Durchgangslager Bad Segeberg und Pöppendorf bei Lübeck nochmals 300.000 Menschen gebracht, von denen etwa die Hälfte in der Provinz blieb. Am 2. August 1945 einigten sich die Alliierten auf der Konferenz von Potsdam darauf, die Deutschen aus dem annektierten Ostpreußen, den durch die Westverschiebung nun polnischen Gebieten sowie die deutschen Minderheiten in Ungarn und der Tschechoslowakei in das verbliebene deutsche Gebiet zu überführen. Zwischen Ende Februar und November 1946 kamen im Rahmen der Aktion „Schwalbe“ so weitere 215.000 Vertriebene nach Schleswig-Holstein. Durch die Aktionen „Influx“ und „Schwalbe“ gelangten zusammen etwas 365.000 Flüchtlinge und Vertriebene zusätzlich in das von Menschen überfüllte Nachkriegs-Schleswig-Holstein.
Martin Gietzelt (1001/0621)
Quellen: Willy Diercks (Hg.), Anke Joldrichsen, Martin Gietzelt, „Flüchtlingsland Schleswig-Holstein – Erlebnisberichte vom Neuanfang“, 1998, Heide, Boyens, www.buecher-von-boyens.de, ISBN 3-8042-0802-9; Statistisches Landesamt, www.statistik-sh.de