Das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts machten Kaperer und Piraten die Ostsee unsicher, die als Vitalienbrüder in die Geschichte eingingen. Sagenumwoben ist vor allem Klaus Störtebeker, als wohl der berühmteste deutsche Pirat. Godecke Michels wird weitaus seltener genannt. Zu seiner Zeit wurde er als wichtiger als Störtebeker angesehen. Vom Leben beider ist nur sicher, sie stammten aus Wismar und wurden 1401 im Hamburg enthauptet. Zu den Sagen, die sich um die Vitalier gesponnen haben, gehört auch die, sie seien „Likedeeler“ gewesen. Angeblich sollen sie ihre Beute zu gleichen Teilen unter sich verteilt haben. Beweise dafür gibt es nicht. Auch das den Vitaliern zugeschriebene Zitat „Gottes Freund und aller Welt Feind“ ist kaum als Beleg für sozialrevolutionäre Ziele, sondern eher als Zeichen von Übermut und Arroganz zu interpretieren. Das Gleiche gilt für den Versuch, die Likedeeler als Gegenentwurf zur hierarchisch gegliederten Gesellschaft des Mittelalters zu stilisieren. Auch das ist durch die Quellen nicht gedeckt. Ein wie auch immer geartetes „Robin-Hood-Motiv“ ist nirgends belegbar, dafür nackte Habgier und Brutalität. Hinzuweisen ist allerdings darauf, dass vor allem die Quellen der historischen Sieger überliefert sind. Sie mussten zu ihrer Zeit, angesichts des erheblichen Aufwandes der „Piratenjagd“ sowie um die drastischen Strafen zu rechtfertigen, ein Interesse daran haben, sie zu kriminalisieren.
Jann Markus Witt (0401 /0721)