Auf der Zeichnung sind deutlich die vorderen Scheren zu sehen
Auf der Zeichnung sind deutlich die vorderen Scheren zu sehen

Krabben, richtiger Sandgarnelen (crangon crangon), sind Krebstiere. Sie gehören zur Ordnung der Zehnfüßer und der Unterordnung „schwimmende Langschwänze“. Die Nordseegarnele bevölkert besonders in den Sommermonaten massenhaft die flachen Sand- und Schlickböden des Wattenmeeres. Weibchen werden in ihrem bis zu fünfjährigem Leben über acht Zentimeter groß, Männchen bis zu sechs. Die Krabben sind gräulich, transparent und können sich der Farbe des Untergrundes anpassen. Sie sind Dämmerungstiere und verbringen den Tag meist eingegraben im Schlick- oder Sandwatt. Nur die Stilaugen sehen heraus, mit einem Atemwasserstrahl orten sie Beute. Algen, Fischeier, kleine Würmer und Muscheln jedoch auch Aas sowie Artgenossen nach der Häutung sind ihre Nahrung. Die Krabben wiederum werden in großen Mengen zur Beute von Vögeln, Fischen und anderen Krebsen und sind deshalb ein zentrales Glied in der Nahrungskette des Wattenmeeres. Ein Weibchen kann sich drei Mal pro Jahr paaren und Eier legen. Meistens geschieht dies im Frühjahr, im Sommer und einmal mitten im Winter. Je älter und größer das Weibchen wird, um so mehr Eier legt es. Im dritten Jahr können es oft mehr als 25.000 Eier sein. Vor allem flache Strandtümpel dienen als Kinderstube der Jungkrabben. Sie sind besonders unempfindlich gegen niedrige Salzgehalte im Wasser. Salzgehalt und Temperatur spielen für die nach einem Jahr geschlechtsreifen Garnelen eine zentrale Rolle. Sie bestimmen den jährlichen Zug der Krabben. Im Winter ziehen sie sich in tiefere Regionen zurück, weil dort die Temperaturen konstanter sind. Steigen die Temperaturen, kommen die Garnelen mit geringerem Salzgehalt aus und steigen in die flachen, warmen und nahrungsreichen Watten hinauf.

Porren, Kraut, Granat

Grau und transparent fallen lebende Krabben aus der Siebmaschine auf einem Krabbenkutter
Grau und transparent fallen lebende Krabben aus der Siebmaschine auf einem Krabbenkutter

Mit rund 6.000 Tonnen in guten Jahren werden über die Hälfte der deutschen Krabben vor der schleswig-holsteinischen Westküste gefischt (Krabbenfang). 2019 waren es fast 7.000 Tonnen, 2020 nur 3.560. Zwei bis vier Mal so viel wie durch die Fischer – so schätzen Biologen – werden von anderen Wattbewohnern gefressen. Die Krabben werden regional unterschiedlich bezeichnet. Nördlich der Eider werden sie „Porren“ genannt, südlich in Dithmarschen auch als „Kraut“ (von niederdeutsch „krevet“ für Krebs) bezeichnet. In Ostfriesland nennt man Sandgarnelen „Granat“.

Brigitta Seidel / -ju- (0205 / 0721)

So kennen wir die Krabben: rotbraun nach dem Kochen in Salzwasser
So kennen wir die Krabben: rotbraun nach dem Kochen in Salzwasser

Quellen: Rüdiger Berghahn /Ralf Vorberg, Garnelenfischerei und Naturschutz im Nationalpark, Heide 1997 (Schriftenreihe Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 6), zur Biologie S. 9ff; Agrarstatistik SH, 2020, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND)

Bildquellen: Vignette/Krabbenkiste: Gisela Schröter, Hamburg