Bald nach der Machtübernahme 1933 richteten die Nationalsozialisten auch in Schleswig-Holstein „Konzentrationslager“ zur gewaltsamen Disziplinierung ihrer politischen Gegner ein. 1934 wurden die “wilden”, von SA und örtlichen Behörden spontan organisierten Lager geschlossen und das System der KZ in der Hand der SS auf große Lager konzentriert. Aus politischen und zunehmend auch rassistischen Gründen verfolgte Personen aus der Provinz Schleswig-Holstein – darunter auch die Juden – wurden außerhalb des Landes in andere KZ verbracht. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gewann die Zwangsarbeit der nun überwiegend ausländischen KZ-Häftlinge erheblich an Bedeutung. 1944 wurde in Kiel-Russee das Arbeitserziehungslager Nordmark zur Disziplinierung von “Fremdarbeitern” errichtet. 600 Menschen starben hier gewaltsam. 1944 entstanden im gesamten norddeutschen Raum Aussenlager des von 1938 bis 1940 bei Hamburg errichteten KZ-Neuengamme. Die Häftlinge wurden unter unmenschlichen Bedingungen vor allem bei Bau militärischer Anlagen wie dem Friesenwall eingesetzt. Allein in den “Todeslagern” Schwesing (bei Husum) und Ladelund (bei Niebüll) wurden innerhalb weniger Wochen 600 Menschen getötet, 470 starben im KZ Kaltenkirchen beim Bau eine Militärflugplatzes. Zum Ende des Krieges im April 1945 erreichten Tausende von Häftlingen aus aufgelösten Konzentrationshauptlagern über See oder von ihren Bewachern getrieben in Todesmärschen das noch unbesetzte Schleswig-Holstein. In so genannten Ausweichlagern starben viele noch kurz vor der Befreiung. Über 7.000 aus dem KZ Neuengamme “evakuierte” Häftlinge ertranken am 3. Mai 1945 in der Neustädter Bucht, als die Royal Air Force irrtümlich zwei mit Häftlingen voll besetzte Schiffe bombardierte. Die juristische Verfolgung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit kam in Schleswig-Holstein über Ansätze nicht hinaus. Beredtes Beispiel dafür ist die Heyde-Sawade-Affäre. Historisch wird das Thema erst seit Ende der 1970er Jahre bearbeitet. In Ladelund entstand 1950 die erste KZ-Gedenkstätte in Schleswig-Holstein. Seit 1990 gibt es dort auch eine Dauerausstellung.
-ju- (0201/1202/0603 /0721)
Quelle: Jörn-Peter Leppien in Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2