Der Kieler Umschlag wird 1469 erstmals als jährlicher Hochzeits- und Geschäftstermin des holsteinisches Adels erwähnt, dürfte jedoch schon früher begonnen haben. Zunächst war er in der Woche nach Martini (11. bis 18. 11.), ab 1473 erst auch und bald nur noch nach dem Dreikönigstag (6. 1.). Während der Zeit der Agrarkonjunktur im 16. Jahrhundert und den damit verbundenen überregionalen Geldgeschäfte der Ritterschaft, der Landesherrschaft sowie der benachbarten Hansestädte Hamburg und Lübeck wandelte sich der Umschlag vom holsteinischen Geldmarkt zur internationalen Kapitalmesse Nordwestdeutschlands und Dänemarks. Mit dem Abflauen der Agrarkonjunktur und der Gründung der Hamburger Bank 1619 schrumpfte die Bedeutung des Kieler Umschlags seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Umschlag wurde wieder zu einem regionalen Ereignis der Herzogtümer. 1912 hatte er sich der als eine vormoderne Einrichtung überlebt und wurde eingestellt. Damit auch der Kram- und Vergnügungsmarkt, der sich dem geschäftlichen Teil anschloss. Diese Tradition wurde von 1975 an in zeitgemäßer Form wieder belebt. Der Kieler Umschlag wird seitdem am letzten Wochenende des Februars begangen.
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Quelle:Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2