28.06.2023
Vortrag
Ein Krug am Ochsenweg, im Norden Nordfrieslands auf der stark frequentierten Route nach Tondern; mit preisgünstigen Pfannkuchen und einem legendären Wirt: Peter Matthiessens Gasthof im Langenberger Forst steht schon lange nicht mehr. Aber das Gästebuch ist erhalten, von 1834 bis 1888 lag es dort aus. Viele der Gäste waren junge Männer, auf dem Weg zum Lehrerseminar in Tondern, darunter später berühmte Namen wie der Dichter Klaus Groth. Reiserouten, angeheitert aufgeschriebene Witze, Liedzeilen und kurze Gedichte, Spitznamen und zunehmend auch politische Parolen prägen das Buch. Was auf den ersten Blick ein willkürliches Sammelsurium auf Hoch- und Plattdeutsch, Friesisch, Dänisch und sogar Griechisch und Hebräisch darstellen könnte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als spannendes Dokument.
Das „Ranzelberger Gästebuch“ mit seinen 428 Seiten wurde bis 2018 in der Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll verwahrt; seither befindet es sich im Archiv des Nordfriisk Instituut. Inzwischen wurden Wissenschaftler und Studierende der Europa-Universität-Flensburg auf dieses Manuskript aufmerksam; mit finanzieller Hilfe durch die Friesenstiftung entzifferten sie die aberhunderte verschiedenen Handschriften und begannen es auszuwerten. Am Mittwoch, 28. Juni, präsentiert das Team unter Leitung der US-amerikanischen Sprachwissenschaftlerin Dr. Samantha Litty erste Ergebnisse in der Reihe „Sommerinstitut“. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten. Beginn ist um 19 Uhr 30 im Nordfriisk Instituut, Süderstrasse 30 in Bredstedt.
Foto: Christoph G. Schmidt / Nordfriisk Instituut