Es begann mit einem „Suchschnitt“. Wo gegenüber des geplanten Neubaus des Danevirke Museum der Parkplatz wachsen soll, fanden die Grabungstechniker des Archäologischen Landesamtes (ALSH) Hinweise auf Gebäude. Nach einer Woche sind zwei Felder im Geestboden freigelegt und die Archäologen und der Chef des Danevirke Museums begeistert: „Vor uns liegen die Spuren von zwei mittelalterlichen Häusern, eines 19, das andere 16 Meter lang“ schwärmt Museumschef Lars Erik Bethge. Was er und auch Astrid Tummuscheit vom Landesamt so außergewöhnlich finden: Erstmals weisen Hausspuren und Keramikfunde darauf hin, dass sich im Hochmittelalter unmittelbar südlich des Tores nicht nur der Ochsenweg und der von Schleswig nach Hollingstedt kreuzten, sondern auch so etwas wie Grenzleben herrschte. In den 200 Jahren, in denen Archäologen schon am Dannewerk graben, ist viel zum Verteidigungswerk und auch zum Bau gefunden worden, aber noch nie etwas, was Leben in unmittelbarer Nähe zur Waldemarsmauer bezeugte. Sicher ist: Es waren zwei große Holzhäuser. Für Astrid Tummuscheid ist klar, die beiden Häuser müssen etwas mit der Infrastruktur zu tun haben. Was, darüber wird noch spekuliert. War es ein Gasthaus, eine Zollstation, eine Schmiede zum Beschlag der Pferde? – Alles sei möglich, meint Lars Erik Bethge.
Verfärbte Löcher werden zum Grundriss
Das Bild der Drohne des Landesamtes zeigte, was die Grabungstechniker, freigelegt haben. Die Punkte lassen sich zum Grundriss des 19 Meter Langen Holzhauses verbinden. Die Balken gibt es nicht mehr. Zu erkennen sind die Löcher, in denen sie im Erdreich standen. Besser sind Keramikscherben und Reste von Backsteinen erhalten. Während das große Haus komplett freigelegt werden konnte, ist das kleine zwischen Parkplatz und dem während der Bauzeit es neuen Danvirke Museums provisorische Museum in Containern nur zum Teil sichtbar.
Großes mediales Interesse
Das Wort „Sensationsfund“ will Lars Erik Bethge nicht strapazieren. Er spricht von einem „großen Sprung“ für die Danewerk Forschung und die Archäologen nicken dazu. Trotz des Dauerregens, der dazu zwingt, immer wieder Flächen abzudecken und unter Pavillons im feuchten sandigen Lehm zu graben, ist das Team um Grabungstechniker Jan Fischer begeistert. Zum Glück spricht der auch Dänisch. Denn zur Pressekonferenz sind neben den örtlichen Zeitungen auch der NDR und zwei dänische Fernsehsender angereist, die auch live von der Fundstelle in die Mittagsnachrichten gehen. Noch drei Wochen soll am Unesco-Welterbe weiter gegraben werden. Trotz der Arbeiten bleibt das provisorische Museum geöffnet und ist ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Urlauber aus Dänemark.
Werner Junge (030823*) Luftbild: Archäologisches Landesamt SH, Fotos: Werner Junge