Wie und inwieweit haben die Finanzbehörden der preußischen Provinz Schleswig-Holstein den Nationalsozialisten geholfen, Juden auszubeuten? Diese Frage soll in den kommenden zwei Jahren historisch aufgearbeitet werden. Das gab jetzt Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) bekannt. Sie ist sicher, „auch die schleswig-Holsteinische Finanzverwaltung hat enteignet und geraubt“. Kassiert wurden von der Finanzverwaltung etwa die „Reichsfluchtsteuer“, die „Judenvermögensabgabe“ und Abgaben für die Arisierung. Den Anstoß, der Frage nachzugehen, ob auch im Norden Ämter zu Handlangern der Nazis geworden sind, gab der Schleswig-Holsteinische Landtag. Er griff damit eine Initiative aus Hamburg auf. Was und wie untersucht wird, soll demnächst ein Beirat aus Abgeordneten, Historikern und Vertretern jüdischer Verbände festlegen. Für das Projekt will das Land 80.000 € aufwenden. In Schleswig-Holstein haben im Vergleich zum übrigen Reich sehr wenige Juden gelebt. Ihre Zahl wird für die Zeit der Weimarer Repulik auf rund 2.000 geschätzt. Das NS-Regime hat davon mindestens 1.225 Kinder, Frauen und Männer ermordet. Die Untersuchung soll auch berücksichtigen, dass sich nicht nur der Staat, sondern auch weite Kreise der Bevölkerung bereichert haben.

-rgsh- (241023)* Quelle: Ulf Christen 23.10.2023 in den Kieler Nachrichten / Bild: Stadtarchiv Kiel /Axel Heimken (dpa)