Kleider machen Leute. Das gilt heute genauso wie früher. Was genau Kleid, Jacke, Hose und Hut mit einem Menschen machen, soll nun erlebbar werden. Ist die Sammlung historischer Kleidung der Schleswig- Holsteinische Landesbibliothek (SHLB) bisher nur in Ausstellungen oder auf Bildern zugänglich, lassen sich Uniformen, Trachten und Gewänder aus vergangenen Epochen bald direkt und digital erleben. Zur Zeit wird die „Dressed App“ programmiert. Mit ihr können Kleidungsstücke vom Handybildschirm oder Monitor in die reale Welt integriert werden. Die Idee zum virtuellen historischen Kleiderschrank entstand im Zuge des Kultur-Hackathons Coding da Vinci 2021 in Schleswig-Holstein und hat dort bereits den Publikumspreis erhalten. Mit Dressed App kann sich der Nutzer zum Teil der Darstellung machen und quasi wie bei einer Anziehpuppe der Tracht sein Gesicht geben und die Figur dann auch bewegen. Digitaltechnisch nennt sich das AR-Anwendung. Sie wird im Rahmen von „dive in, Programm für digitale Interaktion“ der Kulturstiftung des Bundes entwickelt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR fördert das Projekt. 

Spielerische Annäherung und Hintergrund

Die geplante App schafft außerhalb von Museen und Ausstellungen ein neues Erlebnis, um sich spielerisch mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Gewänder früherer Epochen besitzen ihren besonderen Reiz. Sie vermitteln auch etwas vom Lebensgefühl dieser Zeiten. „Nutzerinnen und Nutzer tauchen über die Kleidung in eine historische Welt ein und erleben eine ganz neue Auseinandersetzung mit der Zeit und ihrer Bedeutung für die Gegenwart“, sagt Projektleiterin Julia Buchholz von der SHLB. Um Kleider herzustellen wurden Techniken verwendet, die uns heute Rätsel aufgeben. Auch waren Symbole, Farben oder Schnitte oft Zeichen, die in ihrer Zeit sehr klar über Stand, Beruf und mehr Auskunft gaben. Darum wird die spielerische Anwendung mit zahlreichen Informationen und Fakten ergänzt. 

So könnte der Kleiderschrank in der App einmal aussehen

Kulturbereich digitalisiert

SHLB-Direktor Martin Lätzel freut sich, dass die Vorteile der Digitalisierung immer konkreter spürbar werden: „Der Hackathon Coding da Vinci hat Wirkung gezeigt. Eine der prämierten Projekt-Ideen kann nun Wirklichkeit werden. Wir freuen uns sehr darüber und sehen es als Auszeichnung, dass die Kulturstiftung des Bundes dieses Projekt der Kulturellen Vermittlung fördert.“ Nach Angaben der SHLB soll es die App noch in diesem Jahr geben. Noch holpert es etwas, aber die Baustelle ist vielversprechend und kann schon besichtigt werden https://codingdavinci.de/de/projekte/historischer-kleiderschrank

-rgsh- (0121*)

Quelle: Pi der SHLB

Bildquellen: Kleiderschrank: SHLB; Screenshot: codingdavinci.de