Jörg-Dietrich Kamischke (1948-2025)
Am 7. Februar dieses Jahres ist unser geschätzter Vorstandskollege und langjähriger Vorsitzender Jörg-Dietrich Kamischke verstorben.
Als erfahrener Jurist und Gentleman alter Schule hat er die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte von 2003 bis 2019 für mehr als anderthalb Jahrzehnte geleitet und ihr in gewisser Weise auch seinen Stempel aufgedrückt. In seine Amtszeit fiel unter anderem das 175-jährige Jubiläum der Gesellschaft, das wir mit zahlreichen Gästen aus nah und fern 2008 im Landeshaus in Kiel feiern konnten. An der Erstellung und Finanzierung unserer den „Fürsten des Landes“ gewidmeten Jubiläumsschrift hat Jörg-Dietrich Kamischke selbst großen Anteil gehabt. Wer hier genauer hinsah, merkte rasch, dass ihm diese Veröffentlichung stets ein Herzensanliegen war. Das galt entsprechend auch für weitere Projekte der Gesellschaft. So haben wir unter seiner Führung mit dem „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ etwa auch ein Veranstaltungsformat entwickelt, mit dem wir seit einem Probelauf im Jahre 2015 und dem Erstling 2016 in Rendsburg alle zwei Jahre die Erträge regionalgeschichtlicher Forschung im Land zwischen den Meeren auf großer Bühne an ein interessiertes Publikum vermitteln.
Jörg-Dietrich Kamischke wurde am 18. März 1948 in Halle an der Saale geboren. Er wuchs in Essen auf und studierte von 1968 an Jura an den Universitäten Tübingen und Kiel. Nach dem Referendariat sammelte er im Verwaltungsdienst des Landes Schleswig-Holstein, aus dem er zunächst für zweieinhalb Jahre zur Kreisverwaltung in Bad Segeberg abgeordnet wurde, wertvolle Erfahrungen im öffentlichen Verwaltungswesen. Daran schlossen sich von 1979 bis 1981 mehrere Jahre als wissenschaftlicher Referent der CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag an. Wertkonservativ und weltoffen, mit weitem Horizont und vielfältigen Interessen ausgestattet und doch regional verwurzelt wirkte Kamischke seit 1985 im Range eines Regierungsdirektors im schleswig-holsteinischen Innenministerium. Daran schloss sich seit 1987 eine langjährige Tätigkeit als Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg an. Nach einer ersten Amtsperiode wurde er 1993 erneut vom Kreistag gewählt und übernahm im darauffolgenden Jahr den Vorsitz im Deutschen Grenzverein, den er bis 2021 innehatte. Nach 2001 setzte er seine Tätigkeit als Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg zunächst fort, zumal er damals die erste Direktwahl des Landrates mit beeindruckenden 60 Prozent der Stimmen für sich entscheiden konnte. In seine langjährige Amtszeit fielen wichtige regionalpolitische Reformprojekte. So wurde unter anderem die grenzüberschreitende Region Schleswig-Sønderjylland gegründet und die Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg ins Leben gerufen. In seiner Position als Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg war Jörg-Dietrich Kamischke auf der Mitgliederversammlung am 24. Mai 2003 in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek zu Kiel in Nachfolge von Karl-Heinrich Buhse zum Vorsitzenden der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte gewählt worden.
Zwei Jahre später gab Kamischke sein Amt als Landrat auf und wirkte von da an bis 2010 als Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein.
Während dieser Zeit und weit darüber hinaus hat er mit großer Umsicht und sicherem Gespür für das Wesentliche den Vorsitz der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte innegehabt. An der mehrmaligen Rettung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek hat er lebhaften Anteil genommen; auch hat er unsere intensiven Bemühungen um ein mehr als virtuelles „Haus der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ stets mit großer Verve und guten Argumenten unterstützt; dass die Sache am Ende erfolglos blieb, ist keinesfalls ihm anzulasten. Stets um Geschlossenheit in den eigenen Reihen bemüht, war er um ein offenes Wort in der Sache niemals verlegen. Überdies hat er durch seine vielfältigen Kontakte hinter den Kulissen sicher mehr bewegt als manch anderer durch vordergründiges Getöse in der Öffentlichkeit. Suaviter in modo – fortiter in re: kollegial und freundlich im Umgang, aber unerbittlich und hart in der Sache, so könnte man sein Wirken für die Geschichtsgesellschaft pointiert zusammenfassen.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Vorsitzenden im Jahre 2019 hat er der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte stets die Treue gehalten, hat gemeinsam mit seiner Ehefrau Antje Kamischke-Struve, die ihm in allen seinen Aktivitäten eine ebenso charmante wie verlässliche Unterstützerin war, neben vielfältigen anderen Verpflichtungen die Veranstaltungen der Gesellschaft besucht und die Arbeit des Vorstandes mit wohlwollendem Abstand weiter konstruktiv unterstützt.
Nachdem ihm am 20. Oktober 2020 für sein vielfältiges öffentliches Engagement im Ehrenamt bereits der Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein verliehen worden war, hat die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte ihn auf ihrer Mitgliederversammlung im Anschluss an den 3. Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte am 21. August 2021 in der A. P. Møller Skolen in Schleswig durch die Übertragung ihrer Ehrenmitgliedschaft geehrt.
Wir werden sein Gedächtnis auch darüber hinaus in Ehren halten und sind mit unseren Gedanken bei seiner Familie.
Für den Vorstand der GSHG Prof. Dr. Detlev Kraack*