„So viel Kontakte wie hier haben wir nicht auf der Buchmesse“ – Verleger Ingwert Paulsen ist zufrieden. Beim dritten Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte in der A.P.-Møller-Skole riss der Strom der Interessierten den ganzen Tag über nicht ab. Rund 200 kamen trotz Umleitung in das 2008 an der Schlei errichtete dänische Gymnasium. Für das Thema „Grenzen im Norden“ gab es in den Augen des Vorsitzenden der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG), Prof. Thomas Steensen, kaum einen besseren Ort.
Das Thema hatte die GSHG 2020 natürlich mit Bezug auf 100 Jahre deutsch-dänische Grenzabstimmung gesetzt. Corona hatte zwei Versuche scheitern lassen, nun – einen Tag bevor das Land Schleswig-Holstein sein 75-jähriges Bestehen feierte – war es soweit. Das Landesjubiläum war Thema für Prof. Oliver Auge. Auch Dr. Ortwin Pelc löste sich mit seinem Referat über das „Groß-Hamburg-Gesetz“ von der deutsch-dänischen Grenze. Insgesamt – so klang es in Gesprächen immer wieder an – begeisterten die Referate und die Themenauswahl. Zum Tag der Geschichte Schleswig-Holsteins lag auch der Tagungsband vor. „Schleswig-Holstein – Die Kulturzeitschrift für den Norden“ hat zusammen mit der GSHG ein grafisch aufwendig gestaltetes 130-seitiges Tagungsjournal vorgelegt, das für 16,90 € jetzt im Buchhandel zu erwerben ist (ISBN 978-3-946609-03-2). Es wurde gefördert von der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein und ist dort zeitgleich als Band 51 in der Reihe zeit+geschichte erschienen.
Der Vorstand der GSHG hatte seit dem ersten Vorgespräch mit dem Direktor der A.P.Møller-Skole, Prof. Jørgen Kühl, vor über zwei Jahren ein gutes Gefühl, fühlte sich willkommen. Das zeigte sich auch nun, als es nach zweimaliger Verschiebung ernst wurde. Schon nach Schulschluss am Freitag traten die Aktiven an, räumten Schauwände, bauten genau nach Plan von Schriftführerin Dr. Melanie Greinert alles auf. Während das große Banner noch einigermaßen schnell aufgehängt war, war eine längere Sitzung notwendig, bis Jens Ahlers und Ortwin Pelc unterstützt vom Hausmeister Thomas Grambow den Dänisch sprechenden PC im Griff hatten.
Kurz vor Start am Sonnabend wurde es noch mal hektisch: die Kaffeemaschinen vom Caterer „Gleis 9“ zogen zu viel Strom. Alles war jedoch schnell behoben und die Besucher sprachen den ganzen Tag rege Kaffee, Brötchen, leckerer Suppe, Kuchen und nochmal Kaffe zu. Dass alles frei war, erstaunte viele. Bezahlt hat das erneut die Brunswiker Stiftung als Sponsor des Tages der Schleswig-Holsteinischen Geschichte. Sie ermöglicht auch seit 2009 jedes Jahr die Vergabe des Preises sowie des Nachwuchspreises der GSHG. Weil es 2020 keine Möglichkeit gegeben hatte, gab es jetzt Preise im Doppelpack siehe Preise der GSHG
Gegen 17 Uhr wurde an den 20 Ständen im großen lichtdurchfluteten Foyer der A.P.-Møller-Skole gepackt und rausgetragen, was nicht abgesetzt werden konnte. Die Repräsentantinnen und Repräsentanten von Vereinen, öffentlichen Einrichtungen wie des Landesarchivs sowie der Verlage gingen durchweg mit zufriedenen Gesichtern. Es sei für sie erfolgreich gewesen und ein spannender Tag, den die GSHG unterstützt von der Brunswiker Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Landeskulturverband, der Abteilung für Regionalgeschichte der CAU sowie „Schleswig-Holstein – Die Kulturzeitschrift“ organisiert hatte.
Jörg-Dietrich Kamischke jetzt Ehrenmitglied
Nach 17 Uhr folgte im nun kleineren Kreis die Mitgliederversammlung. Coronabedingt war es die erste seit zwei Jahren. Höhepunkt war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Jörg-Dietrich Kamischke. Die Laudatio für seinen Vorgänger hielt der Vorsitzende Thomas Steensen. Er erinnerte, dass Jörg-Dietrich Kamischke von 2002 bis 2019 Vorsitzender der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte war. In diesen siebzehn Jahren habe er die Gesellschaft mit sicherer und ruhiger Hand durch manchmal auch bewegte Zeiten geführt. Kamischke habe so manches Vorhaben realisieren helfen und intensiv für den Satzungszweck der GSHG gewirkt: „die Kenntnis der Geschichte und geschichtlichen Landeskunde Schleswig-Holsteins zu fördern und zu verbreiten“. Unvergessen sei besonders das 175-jährige Jubiläum 2008 mit einem großen Festakt im Landeshaus und einer prächtigen Veröffentlichung. Jörg-Dietrich Kamischke war sichtlich ergriffen und bedankte sich seinerseits bei den Vorstandsmitgliedern, die ihn unterstützt, beraten und mit großem Fleiß durch die 17 Jahre an der Spitze der GSHG begleitet hätten.
In geheimer Wahl wurden die Vorstandsmitglieder Dr. Jens Ahlers, Prof. Dr. Oliver Auge, Prof. Dr. Detlev Kraack, Prof. Dr. Rainer Hering, Werner Junge und Frank Lubowitz mit großen Mehrheiten wieder gewählt. GSHG-Vorsitzender Thomas Steensen informierte über den Vorstandsbeschluss den Vorstand zu erweitern. Dies nicht nur um den Fachverstand zu mehren, sondern auch um den Anteil der Frauen zu verstärken. Julia Buchholz von der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und Dr. Angela Huang, Leiterin der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse, wurden mit großer Mehrheit in den Vorstand der GSHG gewählt. Der hat damit 12 Mitglieder (siehe Vorstand der GSHG). Obwohl doch alle nach einem langen Tag erschöpft waren, wurde noch eifrig nachgefragt und diskutiert.
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