Auf der Jahreshauptversammlung der GSHG nach dem „Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ am 2. September 2023 im Schloss Reinbek wird auch ein neuer Vorsitzender gewählt. Der Vorstand schlägt Friedrich Graf zu Rantzau aus Rastorf als Nachfolger von Professor Dr. Thomas Steensen vor. Thomas Steensen muss nach vier Jahren aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz abgeben. Er meint, mit Friedrich Rantzau trete ein Kandidat an, der die Geschichte des Landes kenne und langjährige Erfahrungen als Manager und im Ehrenamt habe. Wir stellen den 1955 geborenen mit einem Interview vor.
Friedrich Rantzau, mussten Sie lange überlegen, als Sie die Anfrage erreichte, für den Vorsitz der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte zu kandidieren?
Nein, die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen. Wie auch sonst, wenn ähnliche Entscheidungen zu treffen sind, habe ich darüber natürlich auch mit meiner Frau gesprochen, die mir sofort riet, diese Herausforderung anzunehmen.
Was hat für Sie am Ende den Ausschlag gegeben?
Mein Interesse für Geschichte hat definitiv den Ausschlag gegeben. Obwohl ich nicht zur Historikerzunft gehöre, trage ich eine tiefe Leidenschaft für Geschichte in mir. Die Fähigkeit, vergangene Ereignisse zu verstehen, eröffnet uns einen Einblick in die Entwicklungen, die unsere Gegenwart prägen. Dies gilt für alle Bereiche. Geschichtliches Verständnis ermöglicht uns, die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit besser zu begreifen.
Sie sind in der „Schleswig-Holsteinische Landschaft“ schon für den Denkmalschutz im Lande sowie seit vergangenem Jahr auch als Vorsitzender für die Historische Landeshalle engagiert. Jetzt die GSHG, ergänzt sich das?
Sicher ergänzt sich das. Hier gibt es naturgemäß eine Reihe von Schnittmengen. Darüber hinaus vertrete ich ja auch noch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Denkmalrat. Der Denkmalrat wird von der obersten Denkmalbehörde, dem Ministerium, gebildet und berät die Denkmalschutzbehörden. Zudem bin ich im Beirat der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Kreis Plön sowie im Förderverein für das Kreismuseum aktiv. Außerdem bin ich seit vielen Jahren im Beirat einer der großen Privatuniversitäten in Polen.
Thomas Steensen hat noch als Beiratsvorsitzender die „Tage der Schleswig-Holsteinischen Geschichte“ – na‘ sagen wir „erfunden“. Er ist dabei „Nordelbingen“ zu retten und hat auch den Streit zum Beispiel um das „Haus der Geschichte“ wacker gefochten. Friedrich Rantzau, da ist es einmal nicht einfach als Nachfolger anzutreten, gibt es schon einen Plan was bleibt, was sich ändern soll? Weiter so oder alles anders?
Weder noch! Professor Steensen hat eine Menge bewegt. Die wertvollen Anstöße und Strukturen, die er geschaffen hat, sehe ich als das Fundament, auf dem ich beabsichtige, meinen Betrag zu leisten, die GSHG gemeinsam mit dem Vorstand weiterzuentwickeln. Am Ende werden wir dies nur als Team schaffen.
Die GSHG steckt in einem Diskussionsprozess. Fragen sind, wie die Gesellschaft ihr Angebot für die Zukunft aufstellen will, was Mitglieder wollen und wie vor allem das Interesse junger Menschen an der Landesgeschichte geweckt werden kann. Umreißt das auch, was Sie derzeit umtreibt?
Ich finde es äußerst relevant, dass die GSHG in einen Diskussionsprozess eingetreten ist, um ihre zukünftige Ausrichtung zu bestimmen. Die Geschichte Schleswig-Holsteins ist reich an bedeutsamen Ereignissen und kulturellem Erbe, das es zu bewahren und zu vermitteln gilt. In ähnlicher Weise beschäftigt mich die Frage, wie man das Interesse junger Menschen an der Landesgeschichte wecken kann. Angesichts der heutigen technologischen Entwicklungen und der sich verändernden Bildungslandschaft ist es von entscheidender Bedeutung, innovative Ansätze zu finden, um Geschichte für junge Menschen ansprechend zu gestalten.
Der Gutsherr auf Rastorf, das ist das aktuelle Image, aber nur ein weiterer Teil ihres spannenden Lebens. Der studierte Landwirt Friedrich Rantzau war für große Banken Jahrzehnte in deutschen Metropolen sowie in Tokio, Polen und Amsterdam tätig. Was zieht einen dann zurück nach Rastorf, was nach Schleswig-Holstein?
(lacht) Die Zeit der Gutsherrschaften gehört ja wohl schon seit geraumer Zeit der Vergangenheit an. Sie haben Recht, ich bin ziemlich in der Welt herumgekommen. Meine Aufenthalte in den verschiedenen Ländern habe ich im Übrigen auch immer genutzt, um mich – neben den beruflichen Herausforderungen – mit Geschichte, Sprache und Kultur des jeweiligen Landes zu befassen. Die Zeit in Polen war hier besonders prägend – nicht zuletzt, da meine Familie und ich dort insgesamt fünfzehn Jahre lebten. Warum zieht es einen dann wieder nach Schleswig-Holstein zurück? Ganz einfach, hier habe ich meine familiären, kulturellen und auch wirtschaftlichen Wurzeln.
Das Interview führte Werner Junge (120823) Foto: privat