Vom fränkischen Hochadel zu Baldur Springmann

Es gibt eigentlich keine historische Arbeit mit Bezug zu Schleswig-Holstein in deren Quellenteil nicht die Abkürzung „ZSHG“ auftaucht. Das Kürzel steht seit 1870 für „Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte“. Nur fünf Jahre konnte die ZSHG nicht erscheinen, sodass die GSHG nun im Matthiesen Verlag in Husum den 147. Band vorlegen kann. Das Spektrum der Aufsätze endet mit Baldur Springmann als „Ur-Grünem“, dem Contergan-Skandal im Norden und beginnt mit fränkischen Hochadligen im nördlichen Altsachsen. Prof. Dr. Detlev Kraack als Herausgeber begleitet den Schleswiger Schulmeister Georg Friedrich Schuhmacher auf seiner Helgolandreise 1806. Auf 480 Seiten finden sich im 147. Band der ZSHG wieder neun Aufsätze, die jeder für sich spannend sind und gemeinsam den Stand der historischen Forschung über Schleswig-Holstein und auch den Norden insgesamt spiegeln. Viele Mitglieder und historisch Interessierte haben sich gewundert, warum die ZSHG erst nach Ostern versandt wurde. Die Ursache lag darin, dass der Verlag Probleme hatte, notwendiges Material für den Einband zu beschaffen.

Neben den Aufsätzen warten viele auch mit Spannung auf den Besprechungsteil, der in jede ZSHG-Ausgabe gehört. Betreut von Dr. Jens Ahlers gibt er einen zuverlässigen Überblick über die Neuerscheinungen zur Geschichte in Schleswig-Holstein. Mitglieder der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte erhalten die wissenschaftliche Zeitschrift kostenlos zugestellt, im Buchhandel kostet sie 34,- €. 

Hier die Daten zum Buch: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Im Auftrag der Gesellschaft herausgegeben von Detlev Kraack, Band 147, Matthiesen Verlag, Husum 2022, 480 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 978-3-7868-5606-1

Aus dem Inhalt

Der aktuelle, 147. Band der ZSHG wird eröffnet durch Überlegungen des Rechtshistorikers Ino Augsberg zum Problemfeld der historischen Gerechtigkeit, über das sich bereits Gustav Radbruch während der Zeit der Weimarer Republik wegweisende Gedanken gemacht hat. Im Folgenden beschäftigt sich Hans Dieter Tönsmeyer mit fränkischen Hochadeligen im nördlichen Altsachsen, und zwar nördlich wie südlich der Elbe. Anschließend stellt der Kirchenhistoriker Johannes Schilling zwei Gedichte August Buchners auf die Hochzeit Herzog Friedrichs III. von Schleswig-Holstein-Gottorf und Maria Elisabeths von Sachsen im Jahre 1630 vor, und Peter Wulf beleuchtet die 1786 feierlich begangene Hochzeit von Louise Augusta von Dänemark und Friedrich Christian II. von Augustenburg. Sodann beschäftigt sich Detlev Kraack mit dem Bericht des Schleswiger Schulmeisters Georg Friedrich Schumacher über eine Helgolandreise im Sommer 1806. Klaus Alberts rückt in seinem Aufsatz Uwe Jens Lornsen im Herbst 1830 in den Fokus der Betrachtung. Im Anschluss daran behandelt Kai Detlev Sievers die beiden letzten Landeshauptleute der Preußischen Provinz Schleswig-Holstein: Otto Röer (1881-1957) und Wilhelm Schow (1896-1946). Ins 20. Jahrhundert führt Florian Steig, der die Biografie des Ökobauern Baldur Springmann beleuchtet, und Jette Maria Michaelis thematisiert den Contergan-Skandal im Norden.

-rgsh- (110522)