Am 5. Mai 1952 zog das nach dem Krieg mit seiner Gründung im August 1951 in Bielefeld angesiedelte Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) um nach Flensburg. Um den Sitz der Bundesbehörde hatten sich neben München, Kassel und Wiesbaden auch Kiel und Schleswig beworben. „Struktur- und regionalpolitische Gründe“ entschieden am Ende für Flensburg. Mit 220 Mitarbeitern begann die Arbeit in der Bonte Kaserne an der Förde in Sonwik. Um die Zunahme des Autoverkehrs und immer neuen Aufgaben zu bewältigen, wurde im Dezember 1961 der Grundstein für ein neues Gebäude im Ortsteil Mürwik gelegt, das am 7. September 1965 seinen Betrieb aufnahm. Heute arbeiten dort über 1.000 Menschen. Seit am 1. Mai 1974 das „Mehrfachtäter-Punktesystem“ startete, werden Flensburg und Punkte synonym genannt.
Alles begann 1910
Im Berliner Polizeipräsidium wird 1910 eine „Sammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen“ eingerichtet. Von 1934 an werden in Berlin von einer weiteren Stelle auch alle zugelassenen Kraftfahrzeuge registriert. Schließlich wird der Aufgabenbereich 1937 noch einmal erweitert. Nun ist das Ziel, für Fahrzeuge und auch Fahrzeugteile Sicherheitsstandards festzulegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegen die Alliierten alle drei Aufgaben zunächst nach Bielefeld. 1952 schließlich siedelt das KBA nach Flensburg über.
Das KBA wächst mit dem Verkehr
Mit dem Beginn des „Wirtschaftswunders“ stieg die Zahl der Autos und damit auch die der Unfälle rasant. Ende der 1950er Jahre fuhren schon sieben Millionen Fahrzeuge über die bundesdeutschen Straßen. Gab es 1950 noch 6.400 Verkehrstote, hatte sich die Zahl zum Ende des Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Das KBA musste ein „Verkehrszentralregister“ (VZR) einrichten. Am 2. Januar 1958 nimmt es seine Arbeit auf und ist bald als „Verkehrssünderkartei“ bekannt. Bis zu 80 Mitarbeiter sammeln nun die Daten, schon Ende des Jahres 1958 sind 810.000 Personen in dem Register eingetragen. Die Kartei ändert nichts daran, dass es immer mehr Verkehrstote gibt. Anfang der 1970er Jahre sind es pro Jahr rund 20.000. Damit kamen auf 100.000 Autos 101 Verkehrstote. Da sich durch die Sünderkartei wenig änderte, wurden am 1. Mai 1974 die Punkte eingeführt. Wer mehr als 18 erreichte, musste die Fahrprüfung wiederholen. 2014 folgte die zweite Reform: Seitdem reichen acht Punkte, um den Führerschein zu verlieren. Durch die Anschnallpflicht, Airbags und insgesamt technisch verbesserten Unfallschutz hat sich die Zahl der tödlichen Unfälle erheblich reduziert. Bei einem Bestand von rund 60 Millionen Fahrzeugen kommen pro Jahr inzwischen nur noch fünf Tote auf 100.000 Fahrzeuge.
Von der Lochkarte zur Onlineabfrage
Aktenkarusselle, Stempel, Lochkarten und viel Handarbeit. So begann es am Hafen in Flensburg 1952. Die Digitalisierung des Kraftfahrt-Bundesamtes startete dann erst im neuen Hochhaus an der Fördestraße 16 im Jahr 1987 mit dem „Zentralen Verkehrsinformations-System“ (ZEVIS). Doch erst 11 Jahre später konnten die Bürger das KBA im Internet finden. Bis auch die Zulassungsstellen online zugreifen konnten, dauerte es bis 2009. Seit 2016 kann jeder Bürger seinen „Punktestand“ in Flensburg digital abrufen. Auch als Folge des sogenannten „Dieselskandals“ verfügt das KBA seit 2021 über ein eigenes Prüflabor. Seit der Wiedervereinigung 1990 gibt es zudem eine Außenstelle des Bundesamtes in Dresden.
-ju- (0824)*
Quellen: Pressestelle KBA, „70 Jahre KBA … wir gestalten die Zukunft“, Eigenverlag, Flensburg, 2021; Homepage Kraftfahrt-Bundesamt; NDR.de https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Kraftfahrt-Bundesamt-50-Jahre-Flensburger-Punkte-Sammler,kba144.html
Bildquellen: KBA