Gunter Demnig 2007 bei setzen von Stolpersteinen in Kiel
Gunter Demnig 2007 beim Setzen von Stolpersteinen in Kiel

Seit 2003 werden in Schleswig-Holstein so genannte Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig verlegt. Entstanden ist das Stolperstein-Projekt Anfang 1990 in Köln, wo Demnig zur Erinnerung an die Deportation der Roma und Sinti im Jahr 1940 eine Farbspur durch die Stadt zog, die den Weg der Deportierten nachzeichnete. Als die Farbe verblasste, prägte er die Schriftzüge an einigen Stellen des Stadtgebietes in Messing. Dieses Projekt gilt als Vorläufer der „Stolpersteine“, die Demnig ab 1993 zu entwerfen begann. Mit den zehn mal zehn Zentimeter großen Steinen auf denen eine Messingplatte eingelassen ist, soll „die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig“ gehalten werden, so der Künstler. Die Stolpersteine werden in der Regel jeweils in den Gehweg vor dem letzten bekannten und frei gewählten Wohnort der betreffenden Person eingelassen und nennen Namen, Lebensdaten und Sterbedatum der Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft. Inhaltlich hat sich das Projekt seit seinen Anfängen leicht verändert: Während zu Beginn immer an die Verstorbenen erinnert wurde, werden heute auch Überlebende einbezogen: „STOLPERSTEINE sind Gedenksteine und keine Grabsteine. Sie sollen uns über die Schicksale der Menschen reflektieren lassen und vor allem Familien, die im Nationalsozialismus einst jäh auseinandergerissen wurden, im Gedenken wieder zusammenführen.“, so Gunter Demnig auf seiner Website. (Link/Quelle: http://www.stolpersteine.eu/faq/).

Das Kunstprojekt Stolpersteine hat zu einer neuen Erinnerungskultur beigetragen, an der sich in den Gemeinden eine Vielzahl ehrenamtlich Aktive beteiligen. Neben der eigentlichen Verlegung der Stolpersteine steht dabei die Forschung und Vermittlung der Biografien der betroffenen Verfolgten und Überlebenden im Mittelpunkt. Regional hat sich dadurch auch das Wissen um die Geschichte des Nationalsozialismus verbreitert und es wurden eine Reihe von Publikationen zu den Biografien der Personen herausgegeben. Nicht selten werden am Tag der Verlegungen auch Gedenkveranstaltungen mit Vorträgen oder auch Stadtrundgänge durchgeführt bzw. dazu genutzt, vor Ort die Geschichte des Nationalsozialismus darzustellen. Beispielhaft lässt sich das an der hervorragenden Arbeit der Stolperstein-Initiative Lübeck aufzeigen, die durch intensive Recherchen viel dazu beigetragen hat, dass die Verfolgten und Ermordeten im Stadtgedächtnis präsent sind. www.stolpersteine-luebeck.de

In Schleswig-Holstein sind von 2003 bis Ende 2009 in 31 Gemeinden 309 Stolpersteine verlegt worden. Bis Ende August 2021 erhöhte sich die Anzahl auf knapp 820 Stolpersteine in 64 Gemeinden, vereinzelt ergänzt um so genannte Stolperschwellen in Gedenken an ganze namenlose Opfergruppen.

Frank Omland (0508, aktualisiert und ergänzt 08/2021)
Der AKENS e.V. hat bis 2009 Listen der verlegten Stolpersteine ins Netz gestellt. Das letzte zusammenfassende Dokument dazu findet sich hier https://www.akens.org/stolpersteine.html

Auf Wikipedia finden sich eine Vielzahl Unterseiten, die sich jeweils mit einzelnen Gemeinden befassen. LINK https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Schleswig-Holstein , wobei nur ganz wenige Gemeinden dort noch fehlen.

Mehr über das Projekt von Gunter Demnig ist auf seiner Homepage https://www.stolpersteine.eu nach zu lesen.