Als „Schardeich“ bezeichnet man einen Deich, der nicht durch Vorland geschützt wird, also direkt am Meer liegt (vergleiche auch das englische Wort für Ufer, Küste „shore“). Das erfordert besonderen Aufwand, um den seeseitigen Deichfuß zu schützen. Als im 16. Jahrhundert der Deichbau zu einem Geschäft wurde und die Köge immer weiter seewärts auf der Marsch entstanden, musste man neue Deiche entwickeln. Obwohl man seit dem Mittelalter wusste, dass flache Böschungen weitaus besser Sturmfluten widerstanden als steile Profile, baute man sogenannte Stackdeiche. Sie sollten der Nordsee durch eine bis und über zwei Meter hohe Wand aus Holzplanken trotzen. Erst im 18. Jahrhundert fand man eine preiswertere Alternative zu den teuren Stackdeichen mit Holzwänden. Die Schardeiche wurde wieder mit flacher Außenböschung gebaut und an ihrem Fuß mit Stroh „bestickt“. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde dieses auch aufwendige Verfahren überflüssig, weil man die Deichfüße der Schardeiche inzwischen mit Steinen, Beton oder heute häufig mit Asphalt schützt.
-ju- (0702 / 0721)
Quelle: Peter Wieland, Küstenfibel, Heide, 1990, Boyens & Co