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Preis der GSHG 2021

In ihrer Dissertation „Die Unternehmerfamilie Lange. Netzwerk und Integration ins Wirtschaftsbürgertum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1866 im Herzogtum Holstein“ untersucht Susanne Schaule-Lohe die Entwicklung eines Mühlenbetriebes in Holstein zu einem frühen Industrieunternehmen. Dr. Ortwin Pelc sagte in seiner Laudatio (hier in einer gekürzten Version)

Einführend betrachtet die Preisträgerin Susanne Schule-Lohe grundsätzlich bürgerliche Familienunternehmen in der ländlichen Nahrungsmittelproduktion in der Herrschaft Pinneberg. Sie waren bestimmt durch die dortige Agrarwirtschaft, die Ernährungssituation und Nahrungsmittelproduktion, den Getreide- und Mühlenproduktehandel sowie die Frühindustrialisierung. Susanne Schaule-Lohe analysiert die Rahmenbedingungen für das Mühlengewerbe in Holstein mit seinen rechtlichen Grundlagen, den Produktionsbedingungen, dem Bäckerwesen, Standortfragen sowie der Logistik mit dem Land- und Wasserverkehr.

Auf breiter Quellengrundlage folgt sodann eine detaillierte Untersuchung des wachsenden Mühlenbetriebs der Unternehmerfamilie Lange in Groß Nordende bei Uetersen vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1866. Dabei geht es um die Betriebsführung mit den Anfängen des betrieblichen Rechnungswesens, die technische Ausstattung der Mühle, Instandhaltung und bauliche Erweiterungen, die Produkte und Dienstleistungen, den Einkauf, Absatz und Vertrieb sowie die dort beschäftigten Arbeitskräfte. Der zusätzliche Handel mit Mühlenprodukten zeigt die aktive Marktorientierung der Mühlenbesitzer. Dieser Handel expandierte und erstreckte sich im 19. Jahrhundert mit der Herstellung von Schiffszwieback sogar auf den überregionalen Markt bis nach Neufundland. 

In der Gesamtschau bietet Susanne Schaule-Lohe eine gut belegte und differenzierte Fallstudie zur Entwicklung eines traditionellen Gewerbebetriebes zu einem Industriebetrieb mit Marktanbindung, ein bemerkenswertes Beispiel für die ländlichen Frühindustrialisierung in Schleswig-Holstein. 

Dafür erhält sie den Preis der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 2021. 

Die Arbeit erschien vor wenigen Wochen im Druck unter dem Titel „Mühle – Brennerei – Schiffszwiebackfabrik. Die Unternehmerfamilie Lange: Netzwerk und Integration ins Wirtschaftsbürgertum in Holstein 1777-1866“ als Band 58 der Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins im Franz Steiner Verlag, Stuttgart.