Es begann mit „Boden“

Dänisches Posthausschild aus der Zeit um 1800
Dänisches Posthausschild aus der Zeit um 1800

Die Ursprünge der Post reichen in das 14. Jahrhundert zurück. Die Städte der Hanse schicken erstmals regelmäßig „Boden“ oder „Loper“ auf festgelegte Strecken (von Lübeck über Hamburg bis Köln sowie über Lüneburg bis Frankfurt a.M.). Seit 1624 kann in den Herzogtümern von einem regelmäßigen Postverkehr gesprochen werden. Der dänische König Christian IV. (*1577/1588-1648†) stellte die Kaufmannsverbindung Hamburg-Kopenhagen unter amtliche Aufsicht. Bedingt durch die bunte politische Landkarte Schleswig-Holsteins vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts, bauten die Territorialstaaten eigene Systeme auf. So gab es neben dem dänischen das Postwesen der Gottorfer, des Herzogtums Sonderburg-Plön sowie das des Fürstbistums Lübeck. Seit 1612 verband für über 250 Jahre zusätzlich die Schwedische Post das Königreich über Kopenhagen mit Hamburg. Genau so lange wurde auch gestritten.

Das Problem der Postschweden

Zwischen 1815 und 1842 verkehrten die dänischen "Kugelpostwagen". Die abnehmbare Kugel konnte im Winter auf Kufen gesetzt werden. Entscheidend war jedoch der Wunsch, daß die Postillione keine Mitfahrer mitnahmen. Das geschah trotzdem, obwohl die Kugeln zusätzlich durch Spitzen "unbequem" gemacht wurden
Zwischen 1815 und 1842 verkehrten die dänischen „Kugelpostwagen“. Die abnehmbare Kugel konnte im Winter auf Kufen gesetzt werden. Entscheidend war jedoch der Wunsch, daß die Postillione keine Mitfahrer mitnahmen. Das geschah trotzdem, obwohl die Kugeln zusätzlich durch Spitzen „unbequem“ gemacht wurden

Um sich ein Zubrot zu sichern, verstießen die „Postschweden“ immer wieder gegen die Auflage, nur schwedische Post und Passagiere zu befördern. Das Problem bestand auch bei den eigenen Postillonen. So wurden spezielle Kugelpostwagen entwickelt, damit von ihnen keine Fahrgäste auf eigene Rechnung mitgenommen werden konnten. Für das Wechseln der Pferde entstand ein Netz von Fuhrhaltereien. Sie waren die Vorläufer der Postämter. Das Reisen in der Postkutsche wurde von den Zeitgenossen als Tortur beschrieben. Die Wagen waren ungefedert, lange offen und der Zustand der unbefestigten Fahrwege erbärmlich. Insgesamt stieg die Mobilität der Menschen, auch wuchs der Bedarf an schriftlicher Kommunikation. Um 1800 konnten in den Herzogtümer mehr als ein Viertel der Erwachsenen lesen. Erst seit den 1830er Jahren wurden Chausseen („Kunststraßen“) angelegt. Nun konnten gefederte Eilpostwagen (Diligencen) eingesetzt werden, und das Tempo stieg auf 10 Kilometer pro Stunde an. Ein neues Zeitalter begann für die Post, als seit 1844 das Netz der Eisenbahn aufgebaut wurde.

Die Post wird modern

Schleswig-Holsteinischer Postillion 1850
Schleswig-Holsteinischer Postillion 1850

Erst in der Zeit der schleswig-holsteinischen Erhebung (1848 – 1851) entwickelte sich ein einheitliches Postwesen. Motor war Wilhelm Ahlmann (1817 – 1910). Der Chef des „Bureaus für das Postwesen“ vereinfachte und modernisierte die Abläufe. Erstmals wurden Briefkästen aufgehängt, Landzusteller eingesetzt und – zehn Jahre nach ihrer Erfindung in England – Briefmarken, sogenannte „Postschillinge“, ausgegeben. Doch blieb die schleswig-holsteinische Post eine Episode. Erst das Jahr 1864 gilt deshalb als Wendepunkt für das Postwesen in Schleswig-Holstein. Nach dem 2. schleswigschen Krieg richteten die österreichischen und preußischen Besatzer für die Herzogtümer in Kiel eine gemeinsame „Ober-Post-Inspection“ ein. Sie wurde nach der Annexion durch Preußen 1867 als Oberpostdirektion (OPD) fortgeführt. Von 1868 bis zur Reichsgründung 1871 war die OPD Teil der Post des Norddeutschen Bundes. 1876 wurden Post- und Telegraphie zusammengefasst. Zum Gebiet der OPD Kiel gehörten zu dieser Zeit noch nicht die damals von der OPD Hamburg betreuten Gebiete Stormarns, des Herzogtums Lauenburg sowie Lübecks.

Neue Produkte

Der erste "Postschilling"
Der erste „Postschilling“

Die Post entwickelte sich nun in Riesenschritten: Die Landzusteller erreichten jetzt sogar die Halligen und die Eisenbahn beschleunigte die Post. Briefmarken wurden allgemein gebräuchlich, neue Produkte kamen dazu: 1870 die Postkarte, 1883 ausgehend von Kiel das Telefon, 1901 die Postschließfächer und 1909 der Postscheckverkehr. Seit 1920 erschlossen Omnibusse als sogenannte „Kraftpostlinien“ das flache Land. 1939 gab es in der Provinz schon 84 Linien. Von 1928 an wurden zusätzlich „Landkraftposten“ eingesetzt. Die Kastenwagen sollten in erster Linie Briefe und Pakete zu den ländlichen Poststellen bringen und von dort abholen. Auf der Bank hinterm Fahrer in der Doppelkabine wurden jedoch auch Fahrgäste befördert. Die Landkraftposten übernahmen damit die Aufgabe der Postkutschen.

Von der Reichspost zur Post AG

Ab 1925 verkehrte auch der erste Postbus zwischen Uetersen und Haseldorf
Ab 1925 verkehrte auch der erste Postbus zwischen Uetersen und Haseldorf

Der Verlust Nordschleswigs (Abstimmungsgebiet) 1920 und die ein Jahr später einsetzende Inflation stellten die Post vor große Probleme. Doch ihre Struktur änderte sich nicht. Der große Einschnitt für die seit 1924 als „Deutsche Reichspost“ firmierenden Dienste kam mit dem Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges mussten Ruheständler reaktiviert und Frauen zwangsverpflichtet werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Vor allem in Kiel wurden zahlreiche Gebäude und Anlagen der Post durch alliierte Bomben zerstört. Vom Kriegsende bis 1950, als die „Deutsche Bundespost“ geschaffen wurde, kontrollierten und zensierten britische P.u.T.-Offiziere die Post. Nur sehr langsam wurden die gewohnten Postdienste wieder zugelassen. Durch den Zustrom von Flüchtlingen hatte sich die Zahl der Postkunden zudem innerhalb von Monaten fast verdoppelt.

Der Postbeamte hat ausgedient

Der "Opel Blitz" hier mit Paketanhänger, wurde in den 1950er Jahren zum typischen Fahrzeug der "Landkraftposten"
Der „Opel Blitz“ hier mit Paketanhänger, wurde in den 1950er Jahren zum typischen Fahrzeug der „Landkraftposten“

Auch waren viele aus dem Osten stammende Postangehörige einzugliedern. Von 1989 an wurden mit den Postreformen I und II die Weichen für eine Privatisierung gestellt. Post und Telekom gingen als Aktiengesellschaften getrennte Wege. Die Folge für das Bundesland Schleswig-Holstein war eine völlige Neuorganisation des Brief-, Paket- und Schalterdienstes. Die Oberpostdirektion Kiel wurde aufgelöst, viele Postämter geschlossen und private Postagenturen eingerichtet. Die fünfstellige Postleitzahl machte es möglich, zu automatisieren und die Briefe in nur noch drei Zentren, die Pakete allein in Neumünster zu sortieren.  Als letztes Privileg ist der Deutschen Post AG noch das Briefmonopol geblieben.

Zensurstempel der britischen Besatzer 1947
Zensurstempel der britischen Besatzer 1947

Joachim Thun (0503/0721)

Quellen: Wilhelm Sager, Postgeschichte Schleswig-Holsteins, 2002, Heide, Boyens & Co, ISBN 3-8042-1087-2; Hans Rackow, Handwörterbuch des Postwesens, 1953, Frankfurt, Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen; Festschrift, 100 Jahre Oberpostdirektion Kiel, 1967, Kiel, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der OPD Kiel;Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt und Ortwin Pelc (Herausgeber), Schleswig-Holstein Lexikon, 2. erweiterte und verbesserte Auflage, 2006, Neumünster, Wachholtz-Verlag, ISBN 13: 9-783529-02441-2

Bildquellen: Vignette/Postschild: aus 100 Jahre Oberpostdirektion Kiel, 1967; Kugelpost/Postschilling: Archiv für Deutsche Postgeschichte; Postillion: Post- und Fernmeldegeschiche zwischen Nord- und Ostsee, 1982;Postbus: foto-studio schweim, aus Post- und Fernmeldegeschichte zwischen Nord- und Ostsee, Heft 2/1980; Opel blitz: MPK-Nürnberg aus Post- und Telekommunikationsgeschichte Heft 2/1996 Zensur: Archiv Wilhelm Sager