Segelolympiade 1936
Seit 1882 hatten die 1894 erstmals unter dem Titel Kieler Woche laufenden Regatten Kiels internationalen Ruf im Segelsport begründet. Als die Olympiade 1936 an das Deutsche Reich vergeben wurden, machte die NS-Regierung Kiel zum Austragungsort der olympischen Segelregatten. Schon 1933 hatten die Nationalsozialisten die Kieler Woche zur „Reichssache“ erklärt. Die Kieler Wochen 1934 und 1935 wurden als Generalprobe für die Olympiade angesehen. Nördlich des Hafens des Kaiserlichen Yachtclubs entstand der Olympiahafen, daneben das Olympiaheim. 26 Nationen meldeten für die Regatten vom 3. bis zum 14.8.1936. Sportlich litt der Wettbewerb unter unbeständigem Wetter. Begleitet wurden die Spiele von Sport- und Kulturveranstaltungen auch für die Kieler. Die Parteijugend und die Kieler Schulen, die dazu verpflichtet wurden, bildeten dabei die Kulissen. Wie die Spiele in Berlin wurden auch die in Kiel von den Nationalsozialisten als große Propagandaschau inszeniert. Was das Ziel war, machte Kiels NS-Oberbürgermeister Walter Behrens (*1889-1977†) klar, als er die internationale Presse begrüßte. Die Regatten würden „Künder des großen Friedenswillens unseres Führers und seines Volkes sein „.
Segelolympiade 1972
Was 1936 als Grund nur vorgeschoben wurde, sollte 36 Jahre später mit Leben erfüllt werden. Schon bevor 1966 die Sommerspiele 1972 nach München vergeben wurden, hatte sich Kiel erneut als Ausrichter der Segelregatten beworben. Am 18. März 1967 erhielt Kiel vor Lübeck den Zuschlag. Nur kurze Zeit später wurde beschlossen, den Olympiahafen sowie das olympische Dorf vor der Stadt direkt am Segelrevier der Außenförde in Schilksee neu zu bauen. Auftrag an die Planer: Der Bau einer Anlage für die Spiele, die danach weiter genutzt werden kann. Die Segelolympiade dauerte vom 28.8. bis 6.9.1972. 320 Segler mit 153 Booten aus 42 Nationen gingen in sechs Bootsklassen (Soling, Drachen, Tempest, Star, Flying Dutchman und Finn) an den Start. 250 Journalisten aus 20 Nationen berichteten über die Regatten. Fast eine halbe Millionen Menschen säumten anlässlich der Windjammerparade am 3.9.1972 die Ufer der Kieler Förde und sahen 70 Schulschiffe aus 17 Nationen passieren. „So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen“ war der Kommentar von Bundespräsident Gustav Heinemann (*1899-1976†). Zwei Tage später überschattete der Terroranschlag von München auch die Segelwettbewerbe in Kiel. Die Spiele wurden jedoch fortgesetzt. Die Segelolympiade 1972 hat die Infrastruktur der Landeshauptstadt Kiel entscheidend verbessert und nachhaltige Akzente im Stadtbild gesetzt.
Der dritte Versuch
Als die Olympiade 2012 ausgelobt wurde und Deutschland beschloss, sich dafür zu bewerben, wollte es Kiel zum dritten Mal wissen. Wie schon 1966 bewarben sich aus Schleswig-Holstein wieder Lübeck und Kiel als Austragungsort der Segelwettbewerbe. Beide rechneten sich gemeinsam mit Hamburg als Ort der Sommerspiele gute Chancen aus. Doch es wurde anders entschieden. Das Nationale Olympische Komitee setzte auf Leipzig und – für die Segelwettbewerbe – Rostock- Warnemünde als deutsche Kandidaten für den internationalen Wettbewerb der olympischen Spiele 2012. Ohne Erfolg. Zum dritten Mal in der Geschichte der Spiele der Neuzeit machte London das Rennen. Gesegelt wurde vom 25. Juli bis 12.August 2012 in Weymouth (Dorset).
-ju- (1101/1203/0513/0721)
Quellen: Jürgen Jensen, Die Kieler Woche, Deutschland und die Welt, in: Geschichte der Stadt Kiel, herausgegeben von Jürgen Jensen und Peter Wulf, Neumünster 1992, S. 457 ff., ISBN 3-529-02718-9, Wachholtz Verlag Neumünster, www.wachholtz.de; Werner Istel, Kiel, Leiter des Olympia-Pressebüros in Kiel 1972
Bildquellen: 1936 Stadtarchiv Kiel; 1972 Presseamt der Stadt Kiel